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Illustration Kinder kopfüber

Fachkräfte

Die Corona-Pandemie führt zu Veränderungen, Restriktionen und existentiellen Unsicherheiten. Das kann Ängste in uns hervorrufen. Viele Menschen erleben dann ein erhöhtes Bedürfnis nach Sicherheit und Normalität.  

Für Kinder, die geflüchtet sind, ist die Situation meist wesentlich komplexer, da viele von ihnen bereits auf der Flucht mit plötzlichen Veränderungen und traumatischen Erfahrungen konfrontiert wurden. Ein wiederholter Verlust von Sicherheit in einem gewohnten sozialen Umfeld kann für sie besonders belastend sein. Zudem erleben ihre Familien weitere Schwierigkeiten im Alltag: zum Beispiel der mangelnde Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung, herausfordernde Behördengänge und belastendende Wohnverhältnisse in großen Unterkünften. Besonders in jungen Jahren kann all das stark prägen. 

Gerade wenn die äußeren Umstände wenig Stabilität und Sicherheit zulassen, ist es wichtig, die inneren Ressourcen von Kindern zu fördern. Die eigene Resilienz hilft ihnen dabei, Herausforderungen und Krisen zu überstehen und kann gezielt gefördert werden. Dabei spielen beispielsweise Eigenaktivität, Stressbewältigungsstrategien, Regulation sowie Gefühle von Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit eine Rolle. 

Das Toolkit mobilisiert diese Wirkfaktoren und Ressourcen durch verschiedene interaktive Übungen. Als Fachkräfte können sie Kinder bei der Bearbeitung und Reflexion einzelner Elemente unterstützen, indem Sie diese begleiten und darüber sprechen. 

Die Reise von Held*innen ist eine Erzählstruktur, die unzähligen Mythen und Geschichten zugrunde liegt. Wichtig ist es dabei, genau hinzusehen: Auch Held*innen sind mit Ängsten und Verlusten konfrontiert. Oft waren sie zunächst Außenseiter*innen, die ihre Superkräfte nicht kannten. Meist lernen sie ihre Stärken erst durch verschiedene Abenteuer kennen. Wenn ein Kind sich mit einer heldenhaften Figur identifiziert, hilft ihm dies deshalb idealerweise dabei, sich in schwierigen Situationen nicht nur als Opfer zu sehen – sondern vielmehr als potenzielle*r Held*in. 

Die Idee der sogenannten "Heldenreise" wurde bereits vor langer Zeit von Joseph Campell analysiert und veröffentlicht. Bis heute greifen viele Fachkräfte in ihrer Arbeit mit Kindern auf diese Symbolik zurück und betrachten Biografien neu. Zudem regt eine kreative Auseinandersetzung mit Geschichten und Charakteren zur Eigenaktivität und Selbstwirksamkeit an.  

Als Fachkräfte können Sie die Thematik des Toolkits aufgreifen und durch zusätzliche Übungen weiter vertiefen. Betrachten Sie mit den Kindern verschiedene Geschichten und Held*innen. Reflektieren Sie gemeinsam die Unsicherheiten und möglichen Ängste der Figuren und wie diese bewältigt werden.  

Viele Kinder verarbeiten ihre Gedanken zudem in Bildern. Hierfür eignen sich einfache Anregungen: Visualisieren Sie zum Beispiel Szenen aus den Geschichten oder ermuntern Sie die Kinder, sich selbst als Held*in zu zeichnen. 

Die Darstellung von Helden spiegelt häufig gesellschaftliche Stereotype wider: Meist sind sie weiß und männlich. Gerade für Kinder von Minoritäten oder benachteiligten Gruppen kann es deshalb schwierig sein, sich mit ihnen zu identifizieren. In ungünstigen Fällen kann sogar das Gefühl entstehen, dass es erstrebenswert ist, sich dem stereotypen Bild anzupassen. Einige Kinder lehnen so womöglich ihre Eigenschaften oder ihr Aussehen zugunsten des gezeigten Vorbildes ab. 

Zudem entsprechen Geschichten für Kinder oft patriarchalischen Vorstellungen. So wurden Mädchen und Frauen besonders in älteren Geschichten oft von Männern gerettet und selten als stark und unabhängig dargestellt. Die Selbstverständlichkeit von weiblichen und auch non-binären Held*innen wird im deutschen Toolkit explizit durch den Einsatz des Gendersternchens hervorgehoben. Sprechen Sie mit den Kindern gern über dessen Bedeutung. 

Die im Toolkit dargestellten Held*innen bilden bewusst verschiedene Körperstaturen, Ethnien, Geschlechter und körperliche Fähigkeiten beziehungsweise Beeinträchtigungen ab. Sie sollen den Kindern vermitteln, dass ihre Einzigartigkeit nicht an bestimmte Eigenschaften oder an ein äußeres Erscheinungsbild gebunden ist. Zudem werden die Kinder dazu angeregt, sich selbst abzubilden. Dafür können sie Kleidung und Haare sowie Hautfarben mit den beiliegenden Stiften nach ihrem Geschmack gestalten. In den zugehörigen Sprechblasen und Textfeldern finden sie Raum, sich auszudrücken. Sprechen Sie nach Möglichkeit mit den Kindern über ihre Bilder und Gedanken. 

Jeder Kulturkreis hat eigene Geschichten und Held*innen, die oftmals über viele Generationen weitererzählt werden. Sie dienen oft der Vermittlung von Werten und sind Teil des kollektiven Gedächtnisses. Kinder mit Fluchterfahrungen wachsen durch ihre besondere Situation meist mit Erzählungen aus verschiedenen Orten auf, zumindest aus ihrer Herkunftskultur und aus Deutschland. Dies bietet ihnen bestenfalls eine Vielzahl an Geschichten und Vorbildern. Besonders implizierte Wertvorstellungen und Leitbilder, die nicht miteinander übereinstimmen, können jedoch auch verwirrend sein. 

Daher kann es hilfreich sein, Kinder durch interaktive Übungen in das Erzählen von Geschichten einzubinden. So können sie sich kritisch damit auseinandersetzen oder selbst Vorbilder erfinden, die sie in ihrer Einzigartigkeit und ihrer persönlichen Reise widerspiegeln. Auf diese Weise erhalten Kindern nicht nur Held*innen, mit denen sie sich identifizieren können, sondern werden zudem in ihrer Handlungsfähigkeit bestärkt. 

Befragen Sie die Kinder nach Möglichkeit zu Geschichten und Vorbildern in ihrer Herkunftskultur und bieten sie einen Raum zur Auseinandersetzung mit Unterschieden und Ähnlichkeiten zu Held*innen aus Kinderbüchern und –filmen hierzulande. Hieraus können sich noch weitere Übungen ergeben, in denen Kinder die Geschichten vielleicht umschreiben oder eigene Held*innen-Figuren entwickeln. 

Neben den kreativen Übungen sind im Toolkit an verschiedenen Stellen Informationen zum Kinderschutz platziert. Den Kindern werden dabei auch Hotlines und professionelle Ansprechpersonen angeboten. Die Materialien berücksichtigen die Tatsache, dass gerade die aktuelle Situation sehr belastend für Kinder und ihre Familien sein kann. Wenn Eltern selbst viele Sorgen haben oder die Enge in der Coronazeit zu Gewalterfahrungen führt, finden die Kinder deshalb im Heft zusätzliche Möglichkeiten, mit jemanden darüber zu sprechen. Über die bereitgestellten Informationen lernen Kinder ihre Schutzrechte kennen und wissen, an wen sie sich bei Bedarf wenden können.  

Als Fachkräfte können Sie folgende Botschaften an Kinder geben: 

  • Ich sehe dich und bin für dich da. 
  • Du musst wegen Corona nicht aushalten, dass es dir schlecht geht. Es ist ganz normal, Ängste und Sorgen zu haben und du kannst lernen, mit ihnen gut umzugehen. 
  • Es gibt Methoden und Aktivitäten, die dir helfen können, wenn es dir nicht gut geht. 
  • Du darfst und kannst dir Hilfe organisieren! Durch dein Verhalten kannst du auch andere Menschen unterstützen. 

Kinder in Krisenzeiten ermutigen und stärken

Mädchen als Prinzessin Illustration

Die Identifikation mit Vorbildern kann Kinder dabei unterstützen, ihre eigenen Stärken zu erkennen, und ein Gefühl der Selbstwirksamkeit fördern. Darum bedient sich unser Toolkit der Symbolik einer Held*innen-Reise und lädt die Kinder zur Entdeckung ihrer individuellen Superkräfte ein. Die Übungen und Seiten im Heft bieten dafür viel Raum und Inspiration. Sie können dabei auch auf die Vorbilder und Geschichten ihrer Herkunftskultur zurückzugreifen.  

Hier finden Sie das Material in sieben Sprachen zum Download. 

Als Fachkräfte können Sie Kinder auf ihrer Reise begleiten und sie bei ihren Abenteuern und Herausforderungen unterstützen. Im Folgenden erhalten Sie einige Anregungen und Tipps für die Arbeit mit dem Toolkit.  

 

Was können Sie tun? 

Das Toolkit für 6- bis 12-Jährige eignet sich zur Arbeit in Gruppen oder alleine. Damit soll Kindern und Fachkräften Handlungsspielraum inmitten der häufigen Veränderungen während der Corona-Pandemie ermöglicht werden. Jüngere Kinder sollten beim Bearbeiten idealerweise von Erwachsenen unterstützt werden.  

Die Kinder haben die Möglichkeit, Kleidung, Haut und Haare einzelner Figuren im Heft zu gestalten und auszumalen. Dabei können sie sich gern selbst zeichnen und so ihre Individualität und Besonderheiten einbringen. Dieses Konzept wird einführend auf der ersten Doppelseite mit Beispielen erklärt.  

ARBEITEN MIT DEM TOOLKIT

Resilienz fördern

Die Corona-Pandemie führt zu Veränderungen, Restriktionen und existentiellen Unsicherheiten. Das kann Ängste in uns hervorrufen. Viele Menschen erleben dann ein erhöhtes Bedürfnis nach Sicherheit und Normalität.  

Für Kinder, die geflüchtet sind, ist die Situation meist wesentlich komplexer, da viele von ihnen bereits auf der Flucht mit plötzlichen Veränderungen und traumatischen Erfahrungen konfrontiert wurden. Ein wiederholter Verlust von Sicherheit in einem gewohnten sozialen Umfeld kann für sie besonders belastend sein. Zudem erleben ihre Familien weitere Schwierigkeiten im Alltag: zum Beispiel der mangelnde Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung, herausfordernde Behördengänge und belastendende Wohnverhältnisse in großen Unterkünften. Besonders in jungen Jahren kann all das stark prägen. 

Gerade wenn die äußeren Umstände wenig Stabilität und Sicherheit zulassen, ist es wichtig, die inneren Ressourcen von Kindern zu fördern. Die eigene Resilienz hilft ihnen dabei, Herausforderungen und Krisen zu überstehen und kann gezielt gefördert werden. Dabei spielen beispielsweise Eigenaktivität, Stressbewältigungsstrategien, Regulation sowie Gefühle von Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit eine Rolle. 

Das Toolkit mobilisiert diese Wirkfaktoren und Ressourcen durch verschiedene interaktive Übungen. Als Fachkräfte können sie Kinder bei der Bearbeitung und Reflexion einzelner Elemente unterstützen, indem Sie diese begleiten und darüber sprechen. 

Held*innen-Reisen als Empowerment

Die Reise von Held*innen ist eine Erzählstruktur, die unzähligen Mythen und Geschichten zugrunde liegt. Wichtig ist es dabei, genau hinzusehen: Auch Held*innen sind mit Ängsten und Verlusten konfrontiert. Oft waren sie zunächst Außenseiter*innen, die ihre Superkräfte nicht kannten. Meist lernen sie ihre Stärken erst durch verschiedene Abenteuer kennen. Wenn ein Kind sich mit einer heldenhaften Figur identifiziert, hilft ihm dies deshalb idealerweise dabei, sich in schwierigen Situationen nicht nur als Opfer zu sehen – sondern vielmehr als potenzielle*r Held*in. 

Die Idee der sogenannten "Heldenreise" wurde bereits vor langer Zeit von Joseph Campell analysiert und veröffentlicht. Bis heute greifen viele Fachkräfte in ihrer Arbeit mit Kindern auf diese Symbolik zurück und betrachten Biografien neu. Zudem regt eine kreative Auseinandersetzung mit Geschichten und Charakteren zur Eigenaktivität und Selbstwirksamkeit an.  

Als Fachkräfte können Sie die Thematik des Toolkits aufgreifen und durch zusätzliche Übungen weiter vertiefen. Betrachten Sie mit den Kindern verschiedene Geschichten und Held*innen. Reflektieren Sie gemeinsam die Unsicherheiten und möglichen Ängste der Figuren und wie diese bewältigt werden.  

Viele Kinder verarbeiten ihre Gedanken zudem in Bildern. Hierfür eignen sich einfache Anregungen: Visualisieren Sie zum Beispiel Szenen aus den Geschichten oder ermuntern Sie die Kinder, sich selbst als Held*in zu zeichnen. 

Held*innen und Stereotypen

Die Darstellung von Helden spiegelt häufig gesellschaftliche Stereotype wider: Meist sind sie weiß und männlich. Gerade für Kinder von Minoritäten oder benachteiligten Gruppen kann es deshalb schwierig sein, sich mit ihnen zu identifizieren. In ungünstigen Fällen kann sogar das Gefühl entstehen, dass es erstrebenswert ist, sich dem stereotypen Bild anzupassen. Einige Kinder lehnen so womöglich ihre Eigenschaften oder ihr Aussehen zugunsten des gezeigten Vorbildes ab. 

Zudem entsprechen Geschichten für Kinder oft patriarchalischen Vorstellungen. So wurden Mädchen und Frauen besonders in älteren Geschichten oft von Männern gerettet und selten als stark und unabhängig dargestellt. Die Selbstverständlichkeit von weiblichen und auch non-binären Held*innen wird im deutschen Toolkit explizit durch den Einsatz des Gendersternchens hervorgehoben. Sprechen Sie mit den Kindern gern über dessen Bedeutung. 

Die im Toolkit dargestellten Held*innen bilden bewusst verschiedene Körperstaturen, Ethnien, Geschlechter und körperliche Fähigkeiten beziehungsweise Beeinträchtigungen ab. Sie sollen den Kindern vermitteln, dass ihre Einzigartigkeit nicht an bestimmte Eigenschaften oder an ein äußeres Erscheinungsbild gebunden ist. Zudem werden die Kinder dazu angeregt, sich selbst abzubilden. Dafür können sie Kleidung und Haare sowie Hautfarben mit den beiliegenden Stiften nach ihrem Geschmack gestalten. In den zugehörigen Sprechblasen und Textfeldern finden sie Raum, sich auszudrücken. Sprechen Sie nach Möglichkeit mit den Kindern über ihre Bilder und Gedanken. 

Kulturelle Besonderheiten

Jeder Kulturkreis hat eigene Geschichten und Held*innen, die oftmals über viele Generationen weitererzählt werden. Sie dienen oft der Vermittlung von Werten und sind Teil des kollektiven Gedächtnisses. Kinder mit Fluchterfahrungen wachsen durch ihre besondere Situation meist mit Erzählungen aus verschiedenen Orten auf, zumindest aus ihrer Herkunftskultur und aus Deutschland. Dies bietet ihnen bestenfalls eine Vielzahl an Geschichten und Vorbildern. Besonders implizierte Wertvorstellungen und Leitbilder, die nicht miteinander übereinstimmen, können jedoch auch verwirrend sein. 

Daher kann es hilfreich sein, Kinder durch interaktive Übungen in das Erzählen von Geschichten einzubinden. So können sie sich kritisch damit auseinandersetzen oder selbst Vorbilder erfinden, die sie in ihrer Einzigartigkeit und ihrer persönlichen Reise widerspiegeln. Auf diese Weise erhalten Kindern nicht nur Held*innen, mit denen sie sich identifizieren können, sondern werden zudem in ihrer Handlungsfähigkeit bestärkt. 

Befragen Sie die Kinder nach Möglichkeit zu Geschichten und Vorbildern in ihrer Herkunftskultur und bieten sie einen Raum zur Auseinandersetzung mit Unterschieden und Ähnlichkeiten zu Held*innen aus Kinderbüchern und –filmen hierzulande. Hieraus können sich noch weitere Übungen ergeben, in denen Kinder die Geschichten vielleicht umschreiben oder eigene Held*innen-Figuren entwickeln. 

Kindgerechte Informationen & Hilfsangebote

Neben den kreativen Übungen sind im Toolkit an verschiedenen Stellen Informationen zum Kinderschutz platziert. Den Kindern werden dabei auch Hotlines und professionelle Ansprechpersonen angeboten. Die Materialien berücksichtigen die Tatsache, dass gerade die aktuelle Situation sehr belastend für Kinder und ihre Familien sein kann. Wenn Eltern selbst viele Sorgen haben oder die Enge in der Coronazeit zu Gewalterfahrungen führt, finden die Kinder deshalb im Heft zusätzliche Möglichkeiten, mit jemanden darüber zu sprechen. Über die bereitgestellten Informationen lernen Kinder ihre Schutzrechte kennen und wissen, an wen sie sich bei Bedarf wenden können.  

Als Fachkräfte können Sie folgende Botschaften an Kinder geben: 

  • Ich sehe dich und bin für dich da. 
  • Du musst wegen Corona nicht aushalten, dass es dir schlecht geht. Es ist ganz normal, Ängste und Sorgen zu haben und du kannst lernen, mit ihnen gut umzugehen. 
  • Es gibt Methoden und Aktivitäten, die dir helfen können, wenn es dir nicht gut geht. 
  • Du darfst und kannst dir Hilfe organisieren! Durch dein Verhalten kannst du auch andere Menschen unterstützen. 
Illustration Kinder auf Hügel Richtung Zukunft