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Die neunjährige Frieda interviewt Julia, Mitarbeiterin von Save the Children, zum Thema Flucht.

Frieda fragt...

Kinder können uns dabei helfen, die Themen unserer Arbeit genauer unter die Lupe zu nehmen. Das ist toll, weil sie eine ganz eigene Perspektive auf die Dinge haben. Als wir unser Magazin „Kinder der Welt“ zum Thema Flucht vorbereitet haben, hat Frieda unsere Kollegin Julia Gädke gefragt: Warum fliehen Menschen? Was nehmen Kinder mit auf die Flucht? Und warum sind die Camps immer so überfüllt?

Wenn Du auch einmal ein Interview mit uns führen möchtest – allein oder mit Freund*innen –, dann melde Dich bei uns unter redaktion@savethechildren.de.

Frieda: Weswegen müssen die meisten Menschen fliehen?

Julia Gädke: Oft wenn ein Krieg ausbricht wie in der Ukraine. Aber auch wegen Naturkatastrophen, zum Beispiel Erdbeben, oder einer Dürre: In Kenia hat es seit drei Jahren nicht mehr richtig geregnet und die Menschen können nichts mehr anbauen, die Tiere haben nichts zu fressen. Das ist dann auch ein Grund. Was viele nicht wissen: Oft verlassen die Menschen nicht ihr Land, sondern fliehen innerhalb ihrer Heimat.

Frieda: Aus welchem Land fliehen die meisten Menschen?

Julia Gädke: Im Jahr 2021 sind die meisten Menschen aus Syrien geflohen. An zweiter Stelle ist Venezuela. Das ist in Südamerika. Und dann aus Afghanistan, dem Südsudan in Afrika und aus Myanmar, was in Asien liegt. In diesem Jahr sind auch noch viele Menschen aus der Ukraine dazugekommen.

Frieda: Was gibt es für Nachteile am Flüchten?

Julia Gädke: Wenn ich fliehen muss, habe ich gar nicht viel Vorbereitung. Anders als im Urlaub: Dann weiß ich ja, wo es hingeht und wie ich dahin komme – mit dem Flugzeug oder dem Auto. Aber die Menschen auf der Flucht wissen das oft nicht. Außerdem können sie nur wenig mitnehmen. Wenn ich nur einen Rucksack habe, ist das total schwierig zu entscheiden, was ich einpacke. Und dann weiß man ja auch nicht: Wann komme ich denn wieder zurück? Manchmal kann auch nicht die ganze Familie mitkommen. Zum Beispiel kenne ich einige Menschen aus der Ukraine, bei denen der Papa zurückbleiben musste oder die Oma.

Frieda: Wird vieles dafür getan, dass Menschen nicht fliehen müssen?

Julia Gädke: Ganz wichtig ist da die Arbeit, die wir machen. Wir versuchen nämlich alles Mögliche zu tun dafür. In den Ländern, wo es z. B. einen Konflikt gibt, versuchen wir immer, zu erreichen, dass die Menschen vernünftig miteinander reden. Dass sie versuchen, eine Lösung zu finden. Aber das geht nicht einfach so. Vielleicht kennst du das aus der Schule, wenn auf dem Schulhof Kinder streiten. Wenn jemand versucht da einzugreifen, zum Beispiel Konfliktlosen, dann kann man versuchen, den Streit zu schlichten.

Was wir machen als Organisation, ist, dass wir gucken, dass in einer solchen Situation die Kinder nicht vernachlässigt werden. Dass, egal ob es einen Konflikt gibt, die Regierung immer guckt, dass es den Kindern gut geht. Also wir setzen uns für die Rechte der Kinder ein.

Julia Gädke, Mitarbeiterin bei Save the Children Deutschland

Frieda: Warum sind Flüchtlingslager immer so überfüllt?

Julia Gädke: Das fragen wir uns manchmal auch! Die Ukraine ist ein gutes Beispiel, weil wir da so viel von mitbekommen. Am Anfang haben wir gedacht, das wird vielleicht einen Monat gehen oder zwei. Und jetzt sind schon mehr als sechs Monate vergangen und der Konflikt ist immer noch nicht zu Ende. Das heißt, keiner wusste, wie viele Leute kommen.

Und in Kenia oder in Äthiopien haben die Regierungen gar nicht so viel Geld, so viel Platz zur Verfügung zu stellen. Für so ein Camp brauchst du ja viel Geld und genug zu essen und viele Menschen, die sich da um die Geflüchteten kümmern. Und ganz oft fehlt das Geld dafür. Und je mehr kommen, desto schwieriger wird es. Dafür sind wir auch da. Wir sprechen dann mit der Regierung und versuchen, das Geld, was wir haben, für neue oder bessere Camps zu geben. Also dafür, dass sich die Situation verbessert.

Frieda: Wie geht es den Kindern auf der Flucht?

Julia Gädke: Für die ist es noch mal ein bisschen schwieriger. Manchmal wissen sie gar nicht genau, wo es hingeht, wie lange sie weg sein werden und wann sie ihre Freunde oder die Oma wiedersehen. Oft vermissen die Kinder ihre Schule. Anderswo können sie nicht sofort im normalen Unterricht mitmachen, weil sie die Sprache noch nicht sprechen. Aber Kinder lernen ganz schnell Sprachen. Das ist ein Vorteil, den ihr uns Erwachsenen gegenüber habt. Also eine Superpower, von der Kinder oft gar nicht wissen, dass sie sie haben.

Frieda: Was nehmen Kinder mit auf die Flucht?

Julia Gädke: Ich frag dich einfach mal zurück: Wenn du einen Rucksack hättest und wüsstest, ich werde jetzt für längere Zeit nicht wieder zu Hause sein, was würdest du mitnehmen? Also wenn du auch nicht so genau weißt, wie lange die Reise dauert oder wo sie hingeht?

Frieda: Klamotten, damit man immer was Sauberes und Abwechslung hat. Und dann wichtige Sachen wie Teddybären oder eine Kuscheldecke oder so. Das finde ich die zwei wichtigsten Sachen eigentlich.

Julia Gädke: Ich habe das schon andere Kinder hier in Deutschland gefragt und die haben das ähnlich beantwortet: Sachen, wo du das Gefühl hast, wenn ich die mitnehme, dann fühl ich mich wohl und auch ein bisschen zu Hause – zum Beispiel, wenn ich meine Kuscheldecke dabei habe.

Frieda: Sterben viele Kinder auf der Flucht?

Julia Gädke: Es gibt viele Gefahren auf der Reise. Zum Beispiel, wenn sie durch ein Land fliehen müssen, wo es besonders kalt ist und sie nicht genug Anziehsachen dabei haben und im Freien schlafen müssen.

Organisation wie wir versuchen zu verhindern, dass Kinder sterben. Wir reagieren ganz schnell, wenn wir wissen, da ist eine Krise im Land. Wir fangen sofort an, mit der Regierung zu sprechen. Und da wir Büros auf der ganzen Welt haben, kann sich dann jemand um diese Kinder kümmern, die auf der Flucht sind.

Julia Gädke, Mitarbeiterin bei Save the Children Deutschland

Auf der Flucht

Aus welchen Ländern fliehen eigentlich die meisten Menschen? Warum werden in Deutschland Geflüchtete unterschiedlich behandelt? Und wie ist es überhaupt zu fliehen? Werfen Sie einen Blick in unser neues Magazin "Kinder der Welt" und informieren Sie sich rund um das Thema Flucht.

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