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Kinderrechte sind Menschenrechte Copyright: Albaraa Mansoor/Save the Children

Kinderrechte in
Deutschland & weltweit

Kinderrechte sind Menschenrechte für Kinder

Die allgemeinen Menschenrechte gelten auch für Kinder. Kinder und Jugendliche müssen jedoch besonders geschützt werden, da sich ihre Bedürfnisse von denen Erwachsener unterscheiden und sie oft selbst noch nicht für ihre Rechte eintreten können. Im Jahr 1989 verabschiedeten die Vereinten Nationen das Übereinkommen über die Rechte des Kindes, die sogenannte UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK). Sie definiert die grundlegenden Rechte aller Kinder und Jugendlichen bis zur Vollendung ihres 18. Lebensjahres und verpflichtet die Vertragsstaaten dazu, sich aktiv für das Wohl der Kinder einzusetzen. 

Warum gibt es Kinderrechte?

Mädchen mit Schild auf dem My Right steht

Obwohl sich fast alle Länder der Welt zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonventionen verpflichtet haben, werden die Rechte von Kindern und Jugendlichen weltweit täglich verletzt. Millionen von Kindern und Jugendlichen wachsen in Armut, in Konfliktgebieten oder ohne Zugang zu grundlegenden Bedürfnissen wie Ernährung und Schutz auf: Sei es bspw. durch die Klimakrise, die unzählige Kinder und Jugendliche Hunger leiden lässt oder durch Kriege, in denen sie schweren Gewalttaten ausgesetzt sind. Darum gibt es gute Gründe, warum Kinder und Jugendliche eigene Rechte brauchen und haben. 

1. Kinder und Jugendliche werden oft benachteiligt

Kinder und Jugendliche gehören zu den sozialen Gruppen, die einem besonders hohen Risiko für Benachteiligung ausgesetzt sind. Im Alltag werden sie oft nicht als Träger*innen von eigenen Rechten wahrgenommen. Die UN-KRK schreibt erstmals fest, dass Kinder und Jugendliche als eigenständige Rechtssubjekte zu behandeln und an Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, zu beteiligen sind. Wenn für sie gesprochen oder über sie hinweg entschieden wird, wird dieses grundlegende Verständnis missachtet.

2. Kinder und Jugendliche sind besonders schutzbedürftig 

Es ist essenziell, dass Kinder und Jugendliche in einer sicheren und förderlichen Umgebung aufwachsen, in der sie sich gesund entwickeln und ihr volles Potenzial entfalten. Babys und Kleinkinder können sich bspw. noch nicht selbst versorgen. Und auch ältere Kinder können sich nicht immer zur Wehr setzen oder Bedürfnisse formulieren und ihre Rechte einfordern. Sie sind in ihrer Entwicklung besonders schutzbedürftig und auf Unterstützung durch Erwachsene angewiesen.

3. Kinder sind von spezifischen Rechtsverletzungen betroffen

Kinderarbeit und Frühverheiratung sind nur zwei Beispiele von Rechtverletzungen, die Minderjährige betreffen. Außerdem sind einige Rechte für Kinder und Jugendliche von besonderer Bedeutung für ihre Entwicklung, wie z.B. die Förderung durch Bildung und Spiel.

Wie viele Kinderrechte gibt es?

In der UN-KRK sind insgesamt 54 Artikel über die Rechte des Kindes festgehalten, die sich in Schutz-, Förder- und Beteiligungsrechte zusammenfassen lassen. Die Konvention basiert auf vier Grundprinzipien: Nicht-Diskriminierung, Kindeswohlvorrang, Recht auf Leben und persönliche Entwicklung, und Recht auf Gehör. Sie dienen als Basis für die Auslegung und Umsetzung aller anderen Kinderrechte.

Was sind die 10 wichtigsten Kinderrechte?

Alle Kinderrechte sind gleich wichtig. Sie sind unteilbar, voneinander abhängig und stehen in wechselseitiger Beziehung. Dieser Grundsatz bedeutet, dass es keine Hierarchie der Kinderrechte geben kann, sondern dass sie alle dieselbe Wertigkeit besitzen. Die UN-KRK leitet unsere Organisationskultur und -arbeit. 

In unserer Arbeit achten wir darauf, dass alle vier Grundprinzipien bestmöglich erfüllt werden:​​​​

  1. ​​​​​​​​​​​​Nicht-Diskriminierung: Alle Kinder und Jugendlichen besitzen die gleichen Rechte, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religionszugehörigkeit, Sprache oder Behinderung. Kein Kind oder Jugendliche*r darf diskriminiert werden. (Artikel 2)
  2. Kindeswohlvorrang: Kinder und Jugendliche haben das Recht darauf, dass bei allen Entscheidungen, die sie betreffen, ihr Wohl und ihre Interessen vorrangig berücksichtig werden. (Artikel 3)
  3. Recht auf Leben und persönliche Entwicklung: Kinder und Jugendliche haben das Recht, in einem geschützten Rahmen aufzuwachsen und in ihrer Entwicklung bestmöglich gefördert zu werden. (Artikel 6)
  4. Recht auf Gehör: Kinder und Jugendliche haben das Recht, bei allen Fragen, die sie betreffen, beteiligt und gehört zu werden und dass ihre Meinung angemessen berücksichtigt wird. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. (Artikel 12)

Außerdem setzen wir uns insbesondere in den folgenden Bereichen ein: 

  • Gesundheit
    Kinder und Jugendliche haben das Recht gesund aufzuwachsen, Geborgenheit zu finden und keine Not zu leiden. (Artikel 24)
     
  • ​​​​​​​Bildung
    Kinder und Jugendliche haben das Recht zu lernen und eine Ausbildung zu machen, die ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten entspricht. (Artikel 28 und 29)
     
  • Spiel und Freizeit
    Kinder und Jugendliche haben das Recht zu spielen, sich zu erholen und künstlerisch tätig zu sein. (Artikel 31)
     
  • Meinungs- und Informationsfreiheit
    Kinder und Jugendliche haben das Recht auf Zugang zu altersgerechten Informationen und ihre eigene Meinung frei zu äußern. (Artikel 13 und 17)
     
  • Schutz vor Gewalt
    Kinder und Jugendliche haben das Recht auf Schutz vor Gewalt, Missbrauch und jeglichen Formen von Ausbeutung. (Artikel 19, 32 bis 36)
     
  • Schutz der Privatsphäre und Würde
    Kinder und Jugendliche haben das Recht, dass ihr Privatleben und ihre Würde geachtet und geschützt werden. (Artikel 16)
     
  • Soziale Sicherheit und angemessene Lebensbedingungen
    Kinder und Jugendliche haben das Recht auf ein Aufwachsen in sozialer Sicherheit und in angemessenen Lebensbedingungen, die eine gesunde Entwicklung ermöglichen. (Artikel 26 und 27)
     
  • Schutz im Krieg und auf der Flucht
    ​​​​​​​Kinder und Jugendliche haben das Recht im Krieg und auf der Flucht besonders geschützt zu werden. Im Ankunftsland haben sie das Recht auf Schutz und Unterstützung bei der Wahrnehmung ihrer Rechte. (Artikel 22 und 38)

Warum werden Kinderrechte weltweit verletzt?

Obwohl die UN-KRK von fast allen Staaten der Welt ratifiziert wurde, werden die Rechte von vielen Kindern und Jugendlichen weltweit weiterhin verletzt. Kriege, Konflikte und Gewalt wirken sich neben weiteren Ursachen besonders schwerwiegend auf die Lebenssituation und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen aus. Zu den besonders schweren Verbrechen gegen Kinder und Jugendliche gehören bspw.

  • Kinderarbeit,
  • Zwangsrekrutierung,
  • Kinderehen,
  • sexualisierte Gewalt und Ausbeutung, 
  • Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser
  • oder die Verweigerung des Zugangs zu humanitärer Hilfe in Konfliktgebieten.

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, an denen eines oder mehrere schwere Verbrechen begangen wurde, ist in den letzten Jahren gravierend angestiegen und hat sich seit Mitte der 1990er Jahre fast verdoppelt. So lebte 2022 schätzungsweise jedes 6. Kind weltweit in einem Konfliktgebiet. 

Unterschreiben Sie unsere Petition

Kinder spielen in einem von Bomben zerstörten Stadt im Irak. Copyright: Claire Thomas / Save the Children

Kriegsverbrechen an Kindern bestrafen. 
Sie werden verletzt, getötet, entführt, missbraucht oder von bewaffneten Gruppen rekrutiert. Kinder leiden in Kriegen am meisten.

Petition unterschreiben

Kinderrechte in Deutschland



35 Jahre UN Kinderrechtskonvention

Die UN-KRK ist bis heute mit 196 Vertragsstaaten das bisher am häufigsten ratifizierte Menschenrechtsabkommen. Zuletzt wurde sie 2015 von Somalia und dem Südsudan ratifiziert. Damit bleiben die USA das einzige Land, das die Konvention zwar unterzeichnet, aber nicht ratifiziert hat. Sie wurde um drei Zusatzprotokolle ergänzt: Im Jahr 2002 um die zwei Zusatzprotokolle betreffend die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten und den Kinderhandel, die Kinderprostitution und Kinderpornografie sowie im Jahr 2012 um das Zusatzprotokoll zum Individualbeschwerdeverfahren.

Als einer der ersten Staaten weltweit hat Deutschland vor 35 Jahren die UN Kinderrechtskonvention unterzeichnet. Damit hat sich Deutschland rechtlich verpflichtet, dass alle Kinder gesund und sicher leben und selbstbestimmt aufwachsen können. Dennoch muss auch in Deutschland noch viel getan werden, damit wirklich alle Kinder Zugang zu einem sicheren, selbstbestimmen und gesunden Leben haben. 


Unser Einsatz für Kinderrechte

Save the Children ist seit über 100 Jahren im Einsatz für die Verwirklichung der Rechte von Kindern und Jugendlichen. Das geschieht sowohl in unseren Projekten in Deutschland und weltweit als auch auf politischer Ebene. Denn die in der UN-KRK verbürgten Rechte müssen für alle Kinder und Jugendlichen umgesetzt werden – und nicht nur auf dem Papier stehen. 

Geschichte: 100 Jahre Kinderrechte

1919: Gründung des Save the Children Fund

Die Gründerin von Save the Children, Eglantyne Jebb, wird auch als Pionierin der Kinderrechte bezeichnet, als sie 1923 die erste „Erklärung der Rechte der Kinder“ verfasst. Zu dieser Zeit versorgte der 1919 von Jebb ins Leben gerufene Save the Children Fund bereits Hunderttausende von Kindern mit Lebensmitteln, die infolge des Ersten Weltkrieges vom Hungertod bedroht waren. Doch eines war Jebb klar: Nothilfe allein reicht nicht. Langfristig sollen sich alle Staaten der Welt dazu bekennen, dass Mädchen und Jungen eigene Rechte brauchen.

Genfer Erklaerung Kinderrechte

1924: Genfer Erklärung der Kinderrechte

Jebbs vehementem Einsatz ist es zu verdanken, dass die Grundsätze ihrer Erklärung ein Jahr später durch den Völkerbund, der Vorgängerorganisation der Vereinten Nationen, als „Genfer Erklärung“ verabschiedet wurden. Die Genfer Erklärung schrieb erstmals fünf Rechte auf Versorgung und Schutz von Kindern sowie die Verantwortung von Erwachsenen gegenüber Kindern fest. Obwohl sie rechtlich nicht bindend war, war sie für die nächsten mehr als 20 Jahre maßgebend.

1959: Neue Erklärung der Rechte der Kinder

Am 20. November 1959 verabschiedete die UN-Generalversammlung eine neue Erklärung der Rechte des Kindes, „The Declaration of the Rights of the Child“. Seitdem gilt der 20. November als Internationaler Tag der Kinderrechte. Neben dem Schutz und der Unterstützung von Kindern enthält die Erklärung erstmals konkrete Rechte wie das Recht auf einen Namen, eine Staatszugehörigkeit oder unentgeltlichen Zugang zu Bildung. Wie die Genfer Erklärung von 1924 blieb sie jedoch auch ohne rechtliche Bindung. Diese Erklärung ist die direkte Vorgängerin der heutigen UN-KRK.

1989: VERABSCHIEDUNG DER UN- KINDERRECHTSKONVENTION

Am 20. November 1989 wird die UN-KRK verabschiedet. Sie gilt als Meilenstein in der Geschichte der Kinderrechte und schreibt zum ersten Mal fest, dass Kinder Träger*innen eigener unveräußerlicher Rechte sind. Die UN-KRK trat am 02. September 1990 in Kraft und ist für die Staaten, die die Konvention ratifiziert haben, rechtsverbindlich.

1992: UN-Kinderrechtskonvention tritt in Deutschland in Kraft

Deutschland hat die UN-KRK als einer der ersten Staaten weltweit unterzeichnet und ratifiziert. Bereits seit 1992 ist sie in Deutschland in Kraft. Damit hat sich Deutschland verpflichtet, die Rechte der Kinder und Jugendlichen, zunächst unter Vorbehalten, zu achten, zu schützen und zu gewährleisten. 

2010: Gleiche Rechte für alle Kinder

Deutschland ratifizierte die UN-KRK mit einem Vorbehalt, der für geflüchtete Kinder und Jugendliche in Deutschland bedeutete, keinen Anspruch auf die Rechte der UN-KRK zu haben. Dies führte u.a. dazu, dass Jugendliche ab 16 Jahren im Asylverfahren wie Erwachsene behandelt wurden, Familien durch Abschiebungen getrennt wurden oder Kinder und Jugendliche nur eingeschränkten Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheit hatten. Im Juli 2010 wurde dieser Vorbehalt aufgehoben, sodass die Konvention seitdem für alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland gilt, unabhängig von ihrem Asyl- und Aufenthaltsstatus.

2024: 100 Jahre Kinderrechte

Am 26. September 2024 ist es 100 Jahre her, dass die Genfer Erklärung durch die Generalversammlung des Völkerbundes verabschiedet wurde. Die Kinderrechte werden 100 Jahre alt. Für uns ein Grund mehr, sich für die Verwirklichung der Kinderrechte für alle Kinder weltweit einzusetzen! 

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