Afghanistan: Kindheit im dauerhaften Ausnahmezustand
Die wirtschaftliche Krise, schwerer Hunger, Erdbeben, aufeinanderfolgende Dürren, Vertreibung und Überschwemmungen haben das Leben der Kinder im ganzen Land erschüttert.
Im Jahr 2024 benötigten 23,7 Millionen Menschen in Afghanistan lebensrettende Hilfe, 50 % davon sind Kinder. Helfen Sie mit einer Spende, Kinderleben langfristig zu schützen.
Viele Krisen bedrohen Kinderleben in Afghanistan
Kinder in Afghanistan leiden unter vielen Herausforderungen:
Hunger
Mehr als ein Drittel der afghanischen Bevölkerung leidet weiterhin unter Hunger, verursacht durch klimabedingte Ereignisse und hohe Lebensmittelpreise. Etwa 85 % der von Ernährungsunsicherheit betroffenen Menschen leben von weniger als einem Dollar pro Tag.
Frauen sind seit August 2021 erheblich benachteiligt – der Zugang zu Bildung und den meisten Arbeitsplätzen wird ihnen verwehrt. Frauengeführte Haushalte sind daher öfter von Ernährungsunsicherheit betroffen.
Laut einer Studie ist eine positive Entwicklung wahrscheinlich, dennoch bleibt die Ernährungsunsicherheit weiterhin auf hohem Niveau. Sie hat in den letzten Jahren zu einer hohen und anhaltenden Mangelernährung geführt. Jährlich sind mehr als drei Millionen Kinder unter fünf Jahren von akuter Mangelernährung betroffen.
Klima
Die Klimakrise ist ein zentraler Treiber für Ernährungsunsicherheit in Afghanistan. Extreme Wetterereignisse bedrohen Kinder, deren Familien oder Gemeinschaften auf Landwirtschaft angewiesen sind. Dies betrifft etwa 70 % aller afghanischen Kinder
Überschwemmungen und lang anhaltende Dürren zerstören Ernten, töten Vieh, reduzieren lebenswichtige Lebensmittelvorräte, verringern Wasserquellen, vertreiben Menschen, verursachen steigende Lebensmittelpreise und machen Nahrungsmittel für Millionen unerschwinglich.
Afghanistan gehört weltweit zu den Ländern, die am stärksten von klimabedingten Katastrophen betroffen sind, darunter Dürren, Überschwemmungen, Stürme und Erdbeben.
Klimabedingte Katastrophen haben Hunderttausende Afghan*innen vertrieben – allein im Jahr 2023 mussten über 700.000 Menschen wegen ihnen fliehen.
25 Provinzen leiden derzeit unter dürreähnlichen Bedingungen, 67 % der Haushalte haben Schwierigkeiten, an Wasser zu gelangen.
Etwa 60 % des Oberflächenwassers des Landes stammen aus Schnee und Gletschern. Die Wasserressourcen leiden unter der schwindenden Schneedecke in den Bergen und unregelmäßigen Niederschlägen.
Wirtschaftskrise
Die afghanische Wirtschaft ist in den letzten zwei Jahren dramatisch geschrumpft. Sie ist heute stark von ausländischer Hilfe abhängig.
Wegen der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021, wurden Milliarden von Dollar an internationaler Hilfe zurückgezogen und afghanische Währungsreserven eingefroren.
Viele Afghan*innen leben in finanzieller Not. 65 % der Familien erlebten 2023 eine wirtschaftliche Krise.
Die fragile wirtschaftliche Lage trägt weiterhin zu akuter Ernährungsunsicherheit bei. Das Niveau der Entbehrung in afghanischen Haushalten bleibt hoch – nur 16 % der Afghanen geben an, ihre Grundbedürfnisse decken zu können.
Gesundheit
Fast 9,5 Millionen Menschen in Afghanistan haben nur eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsversorgung. Der Mangel an essenziellen Medikamenten, Geräten und qualifiziertem Personal verschärft die schlechte Gesundheitslage zusätzlich.
Neben hohen Raten an Mangelernährung kämpft Afghanistan mit mehreren Krankheitsausbrüchen und Gesundheitsproblemen, darunter akute Atemwegserkrankungen wie Lungenentzündung, Durchfall und Masern.
Afghanistan erleidet täglich 24 Müttersterblichkeitsfälle und 167 Säuglingstodesfälle aufgrund vermeidbarer Ursachen. Laut Schätzungen könnte sich die Müttersterblichkeitsrate in den nächsten zwei Jahren verdoppeln.
Das Gesundheitssystem ist überlastet. In Afghanistan gibt es nur 10 Gesundheitskräfte pro 10.000 Einwohner*innen – weit unter der erforderlichen Quote.
Massive Unterfinanzierung führte zwischen Januar und Dezember 2023 zur Schließung von 428 stationären und mobilen Gesundheitseinrichtungen, was mehr als 3 Millionen Menschen betraf.
Vertreibung
Jede*r siebte Afghan*in wurde dauerhaft vertrieben.
Zwischen dem 15. September 2023 und dem 15. Juni 2024 sind über 630.000 Afghan*innen aus Pakistan zurückgekehrt. Zuvor wurde angekündigt, dass alle undokumentierten Ausländer*innen in Pakistan mit Abschiebung rechnen müssen. 80 % der Rückkehr*innen sind Frauen und Kinder.
Viele von ihnen haben kein Geld für Nahrung und leben unter prekären Bedingungen in einfachen Behausungen – eine verzweifelte und sich verschlechternde Lage.
Durch Vertreibung sind Kinder stärker der Gefahr von Gewalt ausgesetzt, können von ihren Familien getrennt oder zur Arbeit gezwungen werden. Viele vertriebene Familien haben Schwierigkeiten, Zugang zu Gesundheitsversorgung und sauberem Wasser zu erhalten. Dadurch sind sie anfälliger für tödliche Krankheiten wie Cholera und Malaria.
So helfen wir Kindern in Afghanistan
„Ich bin Rezwan*, 9 Jahre alt. Ich gehe derzeit in die dritte Klasse und mag Dari (Sprache) und Kalligrafie am liebsten. Wir sind acht in der Familie: zwei Brüder, drei Schwestern, meine Eltern und ich. Ich habe eine Ziege und eine Katze. In der Zukunft möchte ich Arzt werden, um kranke Menschen im Dorf zu behandeln. Um Arzt zu werden, muss ich regelmäßig zur Schule gehen.“
Unser Spendenkonto
IBAN: DE96370205000003292912
BIC: BFSWDE33XXX
Stichwort: Spendenaufruf Afghanistan
Save the Children ist seit 1976 in Afghanistan tätig. Seit die Taliban im Jahr 2021 die Kontrolle wieder erlangten, haben wir mehr als 5,8 Millionen Menschen mit unseren Nothilfeprogrammen erreicht – die Hälfte von ihnen sind Kinder.
Derzeit führen wir Programme in 21 von 34 Provinzen durch – sowohl direkt als auch über Partner – in den Bereichen:
Bildung
Gesundheit und Ernährung
Kinderschutz
Ernährungssicherheit und Lebensgrundlagen
Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH)
Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende.