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Mustafa* lebt mit seiner Familie in einem Konfliktgebiet im Irak. Bei einem Angriff wurde ihr Haus zerstört, Mustafa* wurde außerdem von einem Schrapnell im Rücken getroffen. © Claire Thomas / Save the Children

Krieg gegen Kinder
Rekrutierung im Fokus

Jeder Krieg ist ein Krieg gegen Kinder

Die Situation von Kindern in bewaffneten Konflikten zeichnet ein überaus beunruhigendes Bild. Die Pandemie hat die Lage vielerorts verschärft und so sind die Zahlen verifizierter schwerer Kinderrechtsverletzungen 2020 erneut gestiegen. Unsere erstmals 2018 veröffentlichte Berichtreihe "Krieg gegen Kinder" widmet sich den durch die Vereinten Nationen erfassten und veröffentlichten sechs schwersten Verbrechen an Kindern. Darunter fallen auch Rekrutierungen und der Einsatz von Kindern durch Konfliktparteien, die im Mittelpunkt unseres aktuellen Reports stehen.

KINDER in Konfliktgebieten SIND BESONDERS GEFÄHRDET, DURCH KONFLIKTPARTEIEN REKRUTIERT ZU WERDEN

Afghanistan

Afghanistan ist eines der gefährlichsten Länder für Kinder. © Zubair Mohammad Shairzay/Save the Children

Afghanistan gehörte bereits 2020 zu den gefährlichsten Ländern für Kinder weltweit. Neben der Rekrutierung und dem Einsatz durch Konfliktparteien wurden dort besonders viele Angriffe auf zivile Einrichtungen, in denen Kinder sich aufhalten – wie Schulen oder Gesundheitseinrichtungen – dokumentiert.

Jemen

Ein junges Mädchen aus dem Jemen, die bei einem Raketenangriff verletzt wurde und ihr Bein verlor. © Save The Children

Der seit über sechs Jahren andauernde Konflikt im Jemen macht das Land zu einem der zehn gefährlichsten Länder für Kinder weltweit. So lebten dort in 2020 die meisten betroffenen Kinder ohne Zugang zu humanitärer Hilfe – eines der schwersten Verbrechen gegen Kinder neben der Rekrutierung.

Syrien

Ein syrischer Junge steht vor dem Zelt, in dem er und seine Familie jetzt leben, nachdem sie vor der Gewalt in ihrer Heimat fliehen mussten. © Save The Children

Laut Bericht sind nahezu alle Kinder, die in Syrien in Konfliktgebieten leben, dem Risiko einer Rekrutierung ausgesetzt. Armut, Hunger und Mangelernährung und die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie machen Kinder immer anfälliger, von Streitkräften und Konfliktparteien rekrutiert zu werden.

Auf einen Blick: Haupterkenntnisse

Der Bericht "Krieg gegen Kinder: Rekrutierung im Fokus" veranschaulicht die globalen Entwicklungen in Hinblick auf das Risiko für Kinder, in bewaffneten Konflikten rekrutiert zu werden. Dabei nimmt er jene Faktoren in den Blick, die Kinder in bewaffneten Konflikten besonders anfällig für eine Rekrutierung durch Konfliktparteien machen. Die Studienergebnisse, basierend auf Hochrechnungen des Peace Research Institute Oslo (PRIO) und Save the Children, sind alarmierend. Kinder werden nicht aus freien Stücken zu Konfliktbeteiligten. Sie werden mitunter entführt oder aber auch angeworben, damit sie aus – vermeintlich – eigenem Entschluss zu bewaffneten Gruppen stoßen.

Das gelingt zum Beispiel, wenn Kinder in Armut leben und der Einsatz ihnen einen Ausweg aus der Not zu bieten scheint. So haben auch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie dazu beigetragen, dass sich mehr Kinder rekrutieren lassen. Genauso kann der Wunsch, die eigene Familie zu schützen, Kinder in die Hände von Streitkräften und bewaffneten Gruppen treiben. Auch fehlende Schulbildung macht Kinder anfälliger für Rekrutierungen.

  • Eines von sechs Kindern – 452 Millionen – lebte 2020 in einem Konfliktgebiet. Das ist ein Anstieg um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr (429 Millionen).
  • Das Risiko für Kinder in Konfliktgebieten, von Streitkräften und bewaffneten Gruppe rekrutiert und eingesetzt zu werden, ist zuletzt immer größer geworden. Im Vergleich zum Jahr 1990, wo dies weniger als fünf Prozent der Kinder betraf (99 Millionen), waren es im Jahr 2020 bereits 14 Prozent (337 Millionen). Damit hat sich dieser Wert seitdem verdreifacht.
  • Im Jahr 2020 waren die Länder mit dem höchsten Anteil an Kindern in Konfliktgebieten, in denen die Rekrutierung von Kindern dokumentiert wurde, Afghanistan, Syrien und Jemen. In den Konfliktgebieten dieser Länder sind fast alle Kinder in Gefahr, eines Tages rekrutiert zu werden.
  • Deutlich häufiger wurden Jungen (85 Prozent) als Mädchen (15 Prozent) rekrutiert.
Der heute 17-jährige Patrick* wurde im Alter von 14 Jahren in der Demokratischen Republik Kongo von einer bewaffneten Gruppe mit Gewalt rekrutiert. © Hugh Kinsella Cunningham / Save the Children

Unsere Forderungen

Die Welt muss den Krieg gegen Kinder stoppen. Staaten stehen in einer besonderen Verantwortung, Kinder vor schweren Verbrechen zu schützen und Verantwortliche für Kinderrechtsverletzungen zur Verantwortung zu ziehen. Save the Children ruft Regierungen weltweit zu folgenden Maßnahmen auf:

  • Staaten sollten das erste Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention über die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten ratifizieren und vollständig umsetzen. Es hebt das Mindestalter für Rekrutierungen auf 18 Jahre an.
  • Sie sollten den Pariser Prinzipien und Verpflichtungen gegen den Einsatz und die Rekrutierung von Kindern (2007) nachkommen und diese implementieren – sowie andere Staaten dazu veranlassen, es ihnen gleichzutun.
  • Zudem sollten sie die politische Erklärung zum Schutz von Schulen in Konfliktgebieten (Safe Schools Declaration) in konkrete Maßnahmen umsetzen und andere Staaten dazu ermutigen, es ihnen gleichzutun.
  • Staaten müssen Kinderschutz auf allen Ebenen priorisieren und sich der strukturellen, sozialen und individuellen Ursachen annehmen, die Rekrutierungen begünstigen und die eine sichere und langfristige Wiedereingliederung der Betroffenen verhindern. 
  • Die Straffreiheit für die Verantwortlichen illegaler Rekrutierungen und anderer schwerer Verbrechen an Kindern muss beendet werden. Staaten sollten die Vereinten Nationen finanziell und politisch im Monitoring und bei der Berichterstattung über Verbrechen an Kindern in Konflikten unterstützen.
  • Internationale Mechanismen zur strafrechtlichen Verfolgung von Verbrechen an Kindern in Konfliktgebieten müssen gestärkt werden, unter anderem durch die Einbindung von geschlechtssensibler und kinderspezifischer Expertise.
  • Regierungen sollten Bildungs- und Kinderschutzprogramme in akuten Krisen priorisieren und dafür ausreichend flexible Mittel zur Verfügung stellen. Bildungssysteme in Konfliktgebieten müssen gestärkt werden, um ihre Verwundbarkeit zu reduzieren und sie widerstandsfähiger zu machen.  
Ein Mädchen in einem von Save the Children eingerichteten Schutz- und Spielraum. © Save The Children

Kinderschutz

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Zwei Mitarbeiter von Save the Children bei einem Nothilfe-Einsatz. © Save The Children

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