STARKE KINDER BRAUCHEN STARKE BILDUNG – WELTWEIT
Bildung ist ein Menschenrecht und Teil der Kinderrechte. Dennoch können weltweit mehr als 260 Millionen Kinder nicht zur Schule gehen. Besonders in Konfliktgebieten ist der Zugang zu Schulen stark eingeschränkt. Bildung ist nicht nur essentiell für jedes Kind und die Entwicklung eines Landes nach dem Ende eines Konfliktes. Schulen dienen auch während Konflikten als Schutzräume und sichere Orte für Kinder. In den letzten 10 Jahren hat sich die Anzahl der gewaltsamen Konflikte fast verdoppelt, was dazu führt, dass weltweit jedes vierte Kind keine Schule besucht.
Das Ausmaß der Angriffe auf Bildungseinrichtungen ist erschreckend. Zwischen 2013 und 2017 wurden mehr als 12.700 Angriffe auf Bildungseinrichtungen in über 70 Ländern dokumentiert, bei denen mehr als 21.000 Schülerinnen und Schüler als auch Lehrkräfte verletzt oder getötet wurden. Allein 2017 kam es zu fast 1.500 Angriffen auf Bildungseinrichtungen. Als zivile Einrichtungen sollten Schulen – wie auch Krankenhäuser – in bewaffneten Konflikten jedoch zu jeder Zeit geschützt sein, nicht angegriffen und nicht militärisch genutzt werden.
In der deutschen Nothilfe ist Bildung jedoch kein Schwerpunktthema, und nur verhältnismäßig geringe Finanzmittel stehen für diesen Bereich unserer Partnerländer, insbesondere für Länder in humanitären Krisen, zur Verfügung.
Auch das deutsche Bildungssystem steht weiterhin vor großen Herausforderungen. Die Bildungschancen für Kinder sind weiterhin ungleich. Das Angebot an Kinderbetreuungsplätzen für 0-6-jährige Kinder ist in den letzten Jahren massiv ausgebaut worden. Der Anteil an unter 3-jährigen Kindern mit Migrationshintergrund in Kindertageseinrichtungen hat sich z.B. seit 2009 verdoppelt. Kinder mit Migrationshintergrund stellen ein Drittel aller Kinder in Deutschland dar. Kinder ohne legalen oder mit unsicherem Aufenthaltsstatus wird die Teilnahme an öffentlicher Bildung oft erschwert oder verwehrt – durch gesetzliche Regelungen und Wartefristen oder durch die Lage der Flüchtlingsunterkunft. Geflüchtete Jugendliche, die älter sind als 16, haben einen besonders erschwerten Zugang zum Bildungssystem.
In Deutschland wächst jedes 4. Kind in mindestens einer Risikolage auf, z.B. unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze. Kinderarmut und Bildungsarmut sind nach wie vor eng miteinander gekoppelt, denn noch immer bestimmen Herkunft und soziales Milieu den Bildungsweg, den Bildungserfolg und die Zukunft. Etwa 50.000 Kinder verlassen jährlich die Schule ohne Abschluss.
Was Save the Children macht
Durch internationale und bundesweite Programme und vielfältige Kooperationsprojekte setzt sich Save the Children dafür ein, das Recht aller Kinder auf Bildung umzusetzen und ihre Zukunftschancen zu verbessern. Sei es durch Lernangebote für benachteiligte Kinder, darunter auch Mädchen in vielen Ländern, die Schulung von Fachpersonal oder Maßnahmen zur Qualitätssicherung im Bildungsbereich. In humanitären Krisen bietet Save the Children Bildungsangebote an, und verringert dadurch die Gefahr, dass Kinder frühverheiratet werden oder Kinderarbeit machen müssen.
Was Save the Children von der Politik fordert
- Die Bundesregierung sollte die Gelder für Bildung auf internationaler Ebene signifikant erhöhen und Bildung nicht nur in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sondern auch in der humanitären Hilfe als ein Schwerpunktthema setzen.
- Die Bundesregierung sollte sich dafür stark machen, dass der Einsatz explosiver Waffen in bewohnten Gebieten beendet wird, um den Schutz von Bildungseinrichtungen, Schülern und Lehrern zu garantieren. Dies muss unabhängig überwacht und dokumentiert werden.
- Die Bundesregierung und alle Regierungsebenen sollten ein wirksames Investitionsprogramm für das deutsche Bildungssystem und eine bessere öffentliche Bildungsinfrastruktur umsetzen. Das Bildungsangebot öffentlicher Kindertagesstätten, Schulen und (Fach-) Hochschulen sollte hochwertig, gebührenfrei und für alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland zugänglich sein. Chancengleichheit kann ein öffentliches Bildungssystem herstellen, das frei zugänglich und inklusiv ausgerichtet ist.
- Für gelingende Chancengleichheit, soziale Integration und Partizipation brauchen Kinder frühestmögliche und fortwährende Förderung während des gesamten Bildungsweges. Dafür müssen Konzepte der frühkindlichen Bildung und Betreuungsquoten massiv angepasst werden. Das öffentliche Bildungsangebot muss quantitativ und qualitativ der Mehrsprachigkeit und Heterogenität der Kinder in Deutschland gerecht werden.
- Die UN-Kinderrechtskonvention soll durch intensive Rechtebildung bekannt gemacht und voll umgesetzt werden. Dafür müssen alle Kinder, Erwachsene und Bildungsverantwortliche die Kinderrechte kennen und Umsetzungsdefizite erkennen. Kinderrechte müssen in Bildungsrahmenplänen, bei Bildungsträgern und in Bildungseinrichtungen fest verankert werden, sowohl national als auch in internationalen Projekten.