Gruppenstarke Kinder
Ziel: Pädagogische Fachkräfte im Umgang mit geflüchteten Kindern stärken
Laufzeit: Juli 2016 - Dezember 2017
Teilnehmende: 3 Grundschulen, 3 Kindergärten, 2 Netzwerkgruppen
Region: Berlin, Brandenburg
Geber: Save the Children UK, private Spenden
Die Idee

Jedes Kind hat das Recht auf Schutz. Besonders in akuten Krisen müssen Kinder sich drauf verlassen können, dass sie in Grundschulen und Kitas einen sicheren Ort finden. Doch oft fühlen sich pädagogische Fachkräfte auf die Arbeit mit Kindern mit belastenden Erfahrungen wie Fluchterlebnissen nicht ausreichend vorbereitet.
In unserem Projekt „Gruppenstarke Kinder“ stärken wir pädagogische Fachkräfte im Umgang mit geflüchteten Kindern. Wir unterstützen sie dabei, wie sie die speziellen Bedürfnisse dieser Kinder erkennen und auf sie eingehen können, ohne dass die anderen Kinder und sie selbst in den Hintergrund treten. Auf Grundlage des international erprobten Konzepts der „Psychologischen Ersten Hilfe für Kinder“ entwickeln wir Fortbildungs- und Beratungsangebote für pädagogische Fachkräfte an Kitas und Schulen und führen sie in der Praxis durch. Denn nur starke, selbstsichere Pädagog*innen können Kindern die Stabilität geben, die sie brauchen.
Die Umsetzung

Drei Grundschulen, drei Kindergärten sowie zwei Netzwerkgruppen in Berlin und Brandenburg haben an unserem Projekt „Gruppenstarke Kinder“ teilgenommen. Gemeinsam mit ihnen entwickelten und erprobten wir Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte, die mit geflüchteten Kindern arbeiten. Zudem entstanden umfangreiche Materialien, die Pädagog*innen in ihrem Arbeitsalltag unterstützen.
Folgende Bausteine trugen zum nachhaltigen Erfolg des Projekts bei.
Bedarfe ermitteln

Was läuft bereits gut? Wo wird Unterstützung benötigt? Diese Fragen können pädagogische Fachkräfte, die in ihrem Alltag mit geflüchteten Kindern arbeiten, am besten selbst beantworten. Deshalb arbeiteten wir eng mit Fachkräften aus den teilnehmenden Einrichtungen zusammen, um die konkreten Bedarfe vor Ort zu ermitteln. Mit Hilfe ihrer Erfahrungen aus der Praxis und unserer Expertise in der Arbeit mit geflüchteten Kindern entwickelten wir Fortbildungs- und Beratungsangebote, die die Pädagog*innen in ihrem Alltag nachhaltig stärken.
Pädagog*innen qualifizieren

Insgesamt 93 Fachkräfte aus 25 Organisationen nahmen an unseren Fortbildungen teil. Die Grundlage der Fortbildungen bildete der international anerkannte Ansatz der „Psychologischen Ersten Hilfe“. Er vermittelt Kompetenzen im Umgang mit von Krisen betroffenen Kindern, wie zum Beispiel Grundlagen der psychosozialen Unterstützung. Wir haben diesen Ansatz an die Bedarfe in deutschen Schulen und Kitas angepasst, in denen geflüchtete Kinder aufgenommen wurden. Denn in Zusammenarbeit mit den Pädagog*innen hat sich gezeigt, dass es hier besondere Herausforderungen gibt. So gilt es insbesondere, den Bedürfnissen geflüchteter Kinder innerhalb bestehender Kindergruppen gerecht zu werden – ohne dabei die Bedürfnisse der anderen Kinder der Gruppe und die der Pädagog*innen zu vernachlässigen.
Wissen aufbereiten

Oft sind es kleine Anregungen, die die Arbeit im Alltag spürbar erleichtern können. Deshalb entwickelten wir im Rahmen von „Gruppenstarke Kinder“ den Pocket-Guide „Kinder brauchen Stabilität“ für Pädagog*innen. Im handlichen Format bietet es ein kleines Nachschlagewerk mit Tipps und Impulsen zur Selbstreflexion, der Arbeit im Team sowie im Umgang mit Kindern und ihren Eltern. Neben hilfreichen Leitfragen und kleinen Übungen enthält es auch praktische Informationen wie Notfalltelefonnummern, falls einmal akut Hilfe benötigt wird. Dabei ist es so gestaltet, dass es auch gemeinsam mit den Kindern genutzt werden kann. Der Pocket-Guide ist derzeit noch nicht frei verfügbar. Er wird im Nachfolgeprogramm „Kinderleicht – Kinderstark“ weiter erprobt.
Tipps und Impulse
Im pädagogischen Alltag geht es stets darum, für Kinder da zu sein, ihnen zuzuhören, mit ihnen zu lernen und zu spielen. Doch das ist nicht immer leicht. Im Folgenden haben wir einige Anregungen für pädagogische Fachkräfte. Diese helfen dabei, auch in schwierigen Situationen die Freude an der Arbeit zu bewahren – mit Blick auf sich selbst, das Team und die Kinder.
Selbstfürsorge

Einfache Übungen helfen, in stressigen Situationen zur Ruhe zu kommen und innezuhalten.
In der Krisensituation nehmen sie die Spannung und helfen, wieder klar zu sehen. Probieren Sie es zum Beispiel mit der folgenden Übung.
Fokussieren: 5-4-3-2-1
- Ich richte meinen Blick auf eine ruhige Stelle im Raum. Dann benenne ich laut oder leise, nur für mich, 5 Dinge, die ich sehe, dann 5 Dinge, die ich höre, und schließlich 5 Dinge, die ich spüre. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn es immer die gleichen 5 Dinge sind, die ich sehe, höre oder spüre.
- Danach benenne ich jeweils 4 Dinge, die ich sehe, höre und spüre. Auf diese Weise fahre ich fort und benenne 3, 2 und schließlich 1 Sache.
- Bei dieser Übung gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Alles, was dazu führt, dass ich mich wohlfühle, ist erlaubt.
- Immer wieder die gleichen Dinge zu benennen, zu vergessen, bei welcher Zahl ich stehen geblieben bin, oder mit den Gedanken abzuschweifen – alles ist in Ordnung. Auch die kleinste bewusst empfundene Sinneswahrnehmung bringt mich augenblicklich in die Gegenwart und kann mich dabei unterstützen zu entspannen.
Gruppenspiele für Kinder

Spiele können helfen die Gruppe zu stärken. Kinder und Fachkräfte lernen sich durch sie besser kennen und fassen Vertrauen zueinander. Außerdem bringen sie Spaß. Probieren Sie es zum Beispiel mit folgendem Spiel.
Anonyme Wohltäter
Heimlich verteilen sich freundliche Aufmerksamkeiten und gute Taten unter den Kindern. Wichtig ist, dass vorher nichts verraten wird.
- Bereiten Sie Zettel mit den Namen der Kinder ihrer Klasse oder Gruppe vor.
- Jedes Kind zieht einen Zettel. Niemand verrät, wessen Namen sie gezogen haben.
- Jedes Kind hat die Aufgabe, innerhalb einer festgelegten Zeit etwas Schönes / Gutes / Helfendes für die*den andere*n zu tun, zum Beispiel den Stuhl hochstellen, bei einer Aufgabe helfen, etwas teilen, etwas Freundliches sagen, etc.
- Nach Ablauf der vereinbarten Zeit wird darüber gesprochen, ob jemand etwas bemerkt hat. Mögliche Fragen könnten auch sein:
- War es schwer, sich eine wohltuende Tat auszudenken?
- Was war daran einfach?
- Hast du mitbekommen, dass dir jemand etwas Gutes getan hat?
- Wie oft hören / sagen wir etwas Angenehmes?
Übrigens: Dieses Spiel macht auch unter Kolleg*innen Spaß.
Stärkung des Teams

Im Alltag fehlt manchmal die Zeit, sich mit seinen Kolleg*innen länger zu unterhalten. Man arbeitet zwar eng zusammen, weiß oftmals jedoch wenig voneinander. Ein kurzes Spiel zum Einstieg jeder Teamsitzung macht Spaß und erleichtert das Ankommen in gemeinsamer Runde. Probieren Sie es aus.
Positiv-Runden
Alle stehen auf. Nacheinander beendet jede*r den folgenden Satz und setzt sich langsam und gemütlich auf den Stuhl zurück:
„Ich denke an … (das Treffen mit einer*m Freund*in, meinen Garten, mein Buch …), freue mich und setze mich entspannt auf meinen Stuhl.“
Ihre Ansprechpartnerin
Ein Programm von:
