Syrische Kinder erzählen von ihrer Kindheit im Krieg
Vor zehn Jahren begann in Syrien das, was heute Millionen Kinder heimatlos zurücklässt: Der Syrienkrieg. Zehn Jahre Krieg bedeuten für diese Kinder eine Kindheit auf der Flucht, inmitten von Zerstörung und Gewalt. Hier berichten syrische Kinder darüber, wie sie den Krieg erleben und was sie sich für ihre Zukunft wünschen.
Es sind die Kinder, die in jedem Krieg am meisten leiden. Die Kinder Syriens leiden nun bereits seit zehn Jahren unter den Folgen eines Krieges, den sie nicht verschuldet haben. Viele von ihnen mussten ihr Zuhause und ihr Heimatland verlassen, haben Familienmitglieder verloren, mussten die Schule unterbrechen, sind Diskriminierungen ausgesetzt und gesundheitlich unterversorgt. In dem neuen Bericht von Save the Children "Anywhere but Syria – Überall, nur nicht in Syrien" wurden über 1.900 syrische Kinder zu ihrem Sicherheitsempfinden befragt. Der Großteil von ihnen – über 80 Prozent – kann sich mit Syrien nicht mehr identifizieren und möchte nicht mehr dorthin zurückkehren.
Save the Children hilft den Kindern Syriens seit Beginn des Konflikts. Hier erzählen sieben Kindern von ihren Kriegserfahrungen und Wünschen für die Zukunft.
Lara*: Eine Tüte voller Spielsachen
Als die siebenjährige Lara* erfuhr, dass sie ihr Zuhause aufgrund des Kriegs in Syrien verlassen muss, packte sie ihre Spielsachen in eine Tüte und nahm sie mit auf die Flucht. Nun lebt sie mit ihrer Mutter Maryam* und ihrem zehnjährigen Bruder Adam* in einem Camp für Binnengeflüchtete in Idlib, Syrien. Zu Beginn ihrer Flucht schwor sie sich, ihre Spielsachen erst wieder auszupacken, wenn sie mit ihrer Familie wieder nach Hause zurückkehren würde.
Ziad*: Arbeiten für das Überleben der Familie
Der zehnjährige Ziad* und seine vier Geschwister stammen aus dem ländlichen Aleppo. Sie wurden vertrieben, als ihr Dorf bombardiert wurde. Als die Gewalt in ihrer Region eskalierte, suchte die Familie vorrübergehend sogar Schutz in einer Höhle. Ihre wirtschaftliche Situation verschlechterte sich schnell, sodass Ziad* die Schule abbrechen musste und begann, als Handwerker für etwa drei US-Dollar pro Woche zu arbeiten. Der Vater der Kinder reiste nach Libyen, um nach einem sicheren Ort für alle zu suchen, seitdem hat die Familie nichts mehr von ihm gehört. Ziad* und sein Bruder Fadi* konnten dank Partnern von Save the Children vor Ort mittlerweile wieder in die Schule zurückkehren.
Yousef*: Die Schuhe des verstorbenen Bruders
Yousef* ist 13 Jahre alt und lebte vor dem Krieg mit seiner Familie im Umland von Aleppo, Syrien. Nun harrt er mit seiner Mutter Layla* in einem Camp für Geflüchtete im Nordosten Syriens aus. Yousef* hat jedoch nicht nur sein Zuhause hinter sich lassen müssen – sondern auch seinen Vater, seinen älteren Bruder und seine kleinen Zwillingsschwestern im Krieg verloren. Bei seiner Mutter wurde zudem Krebs diagnostiziert, nun hat Yousef* große Angst um sie und davor, von ihr getrennt zu werden.
Nour*: Mit elf Jahren Lesen und Schreiben lernen
Nour* ist heute zwölf Jahre alt, stammt aus Aleppo und ist seit einem Jahr auf der Flucht. Sie und ihre Familie wurden während des Syrienkriegs mehrfach vertrieben. Ihr Vater schloss sich einer bewaffneten Gruppe an und wurde später verhaftet. Nun lebt Nour* mit ihrer Familie in einem Camp für Geflüchtete im Nordosten Syriens. Nour* war mehrere Jahre nicht in der Schule und als sie im Camp ankam, konnte sie weder lesen noch schreiben. Jetzt besucht sie eine Schule von Save the Children.
Nada*: Diskriminierungserfahrungen syrischer Kinder
Nada*, heute 17 Jahre alt, kam in Syrien mit einer Behinderung zur Welt, die ihr Nervensystem und ihre kognitive Entwicklung beeinträchtigte. Nada* und ihre Familie flohen 2012 aus Syrien in den Libanon und leben nun in Akkar. Hier ist ihre Lebensqualität jedoch nicht viel besser, COVID-19 verschlechtert ihre Situation zusätzlich. Dennoch möchte Nada* nicht nach Syrien zurückkehren.
Kubra*: Acht Jahre auf der Flucht
Die 13-jährige Kubra* ist seit acht Jahren auf der Flucht vor der Gewalt des Syrienkriegs. Gemeinsam mit ihrem Vater und ihren Geschwistern floh sie in die Türkei, wo sie nun an der Grenze in einem Camp für vertriebene Familien lebt. Der Konflikt hinterließ seine Spuren jedoch bereits vor der Flucht der Familie: Kubras* Mutter wurde bei einer Explosion getötet, als Kubra* gerade ein Jahr alt war. Auf der Flucht wurde dann einer ihrer Brüder, der damals acht Jahre alt war, bei einem Anschlag getötet. Kubra* sagt, dass sie sich selbst kaum noch an ihr Leben in Syrien erinnern kann. Alles, was sie will, ist, wieder in die Schule zurückzukehren.
Amina*: Als syrisches Kind eine neue Heimat finden
Amina*, 14 Jahre alt, wird nie vergessen, wie der Konflikt in Syrien ihr Leben für immer verändert hat. Ihre Mutter wurde verhaftet, weil sie den Armen und Vertriebenen half, und ihr bester Freund wurde bei einem Luftangriff auf ihre Schule getötet. Zunächst floh die Familie zu Fuß in die Türkei, wo sie sechs Monate blieb, später kamen sie nach Griechenland und dann in die Niederlande, wo sie jetzt leben. Amina* sagt, dass sie sich in den Niederlanden wohl fühlt und hier ein neues Zuhause gefunden hat.
*Name zum Schutz geändert