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Kinder arbeiten in einer ASM

DR Kongo: Mehr Schutz von Kinderrechten im Kobalt-Kleinbergbau

Über 200.000 Menschen dient die Arbeit in den Kobaltminen in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) als Lebensgrundlage. E-Mobilität und das Streben nach einem grünen Wandel steigern die internationale Nachfrage nach dem begehrten Rohstoff. Anhaltende Armut und mangelnde Alternativen an guter Schul- & Ausbildung sowie einkommensgenerierenden Tätigkeiten sorgen dafür, dass auch viele Kinder der gefährlichen Arbeit im Bergbau und dessen Umfeld nachgehen. Umfangreiche Programme sollen die aussichtslose Lage vieler Familien und ihrer minderjährigen Kinder verbessern.

Warum Kinderrechte im Kobalt-Kleinbergbau schützen?

Blick auf eine illegale Kobalt-Mine in Kawama, Kolwezi/DR Kongo

In 2021 führten Save the Children und The Centre for Child Rights and Business (kurz: THE CENTRE) Untersuchungen durch, die die Verletzungen von Kinderrechten in der Kobaltlieferkette genauer beleuchteten. Die Studie "Opportunities for Businesses to Promote Child Rights in Cobalt Artisanal and Small-Scale Mining“ belegte dabei eindeutig, dass Kinder in den Kleinbergbau-Gemeinden  (englisch: artisanal and small-scale mining, kurz: ASM) mit folgenden Herausforderungen konfrontiert sind:

  • Bildungskrise: Unzureichende Gehälter der Eltern, Einkommenseinbrüche durch den Preisabfall von Kobalt und die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie haben die Anzahl der Schulabbrüche unter Minderjährigen in Kolwezi weiter verschärft. 32 Prozent der 6- bis 17-Jährigen gehen nicht oder nicht mehr zur Schule.
  • Arbeit zur Finanzierung von Bildung: Kinderarbeit ist im Bereich des artisanalen Kleinbergbaus weit verbreitet. Die hohen Schulgebühren sorgen dafür, dass ältere Kinder zu arbeiten beginnen, um sich ihre Bildung zu finanzieren. 44 Prozent der Kinder in der Region arbeiten, um die Schulgebühren für sich und ihre Geschwister aufzubringen.
  • Mangelnder Schutz: Schutzmechanismen fehlen fast gänzlich im Sektor des Kleinbergbaus. Es wird kaum kontrolliert, ob die Arbeitskräfte das gesetzliche Mindestalter erreicht haben. Auch Schutzmaßnahmen oder Beschwerdemechanismen für arbeitende Minderjährige gibt es selten. Mehr als die Hälfte der Kinder, die im ASM arbeiten, haben sich bereits kleinere oder größere Verletzungen zugezogen.
  • Mangel an Ausbildungen und menschenwürdiger Arbeit: Nur wenige 15- bis 17-Jährige finden Beschäftigungsmöglichkeiten oder Ausbildungsprogramme außerhalb des Bergbaus. 72 Prozent der minderjährigen Arbeitskräfte aus den ASM-Gemeinden arbeiten direkt in den Kobaltminen. Alternativen gibt es kaum.
  • Schlechte psychische Gesundheit: Kinder, die im artisanalen Bergbau tätig sind, haben in der Regel eine schlechte psychische Verfassung. Sie leiden unter depressiven Erscheinungen und schätzen ihre zukünftigen beruflichen Möglichkeiten pessimistisch ein.

Save the Children unterstützt die Einführung eines umfassenden Programms zum Schutz der Rechte von Kindern in ASM-Regionen in der DR Kongo. Ziel der einzelnen Programmpunkte ist es, die Situation von Kindern und Jugendlichen in Bergbaugemeinden zu verbessern, die:

  • an und um Kleinbergbauminen arbeiten
  • nicht zur Schule gehen und aufgrund von Armut ihre Schul- und Ausbildung nicht fortsetzen können
  • keinen Zugang zu guter und altersgerechter Arbeit haben
  • unter schwerer körperlicher und psychischer Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung oder sexueller Ausbeutung leiden

Um die oben genannten Probleme zu adressieren, wurde von THE CENTRE, der Fair Cobalt Alliance (FCA) und Save the Children vor Ort der Child Labour Remediation Service Hub (The Hub) eingerichtet. Gemeinsam mit Unternehmen sowie lokalen Kooperativen werden die Partner an Programmen arbeiten, die die Grundrechte der Kinder auf Bildung, Schutz und Entwicklungsmöglichkeiten gewährleisten.

Programme, um Kinderrechte vor Ort zu schützen

Programm zur Remediation von Kinderarbeit:

Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen arbeitet The Hub an der Entwicklung und Umsetzung eines Mechanismus zur Erkennung und Remediation (auch: Wiedergutmachung) von Kinderarbeit im Kleinbergbau und den lokalen Gemeinden. Das Fallmanagement kümmert sich gezielt um Kinder, die in Minen arbeiten oder sich in deren Umfeld befinden. Ihnen wird der Zugang zu Schul- oder Ausbildung sowie, wenn notwendig, medizinischer und psychologischer Betreuung ermöglicht. Die Kinder werden mindestens bis zu einem Alter von 16 Jahren begleitet und monatlich finanziell unterstützt, um sie so davor zu bewahren, zu früh in die Arbeitswelt einzutreten.

Notfallfonds:

Um den Kindern bestmöglichen Schutz zu bieten, werden mit diesem Fonds Gelder bereitgestellt, die in zusätzliche medizinische und psychologische Unterstützung für besonders schwere Einzelfälle fließen, deren benötigte Hilfe über die Leistungen des Remediations-Programmes hinausgeht.

Bildungsfonds:

Mit diesem Fonds können Kinder und Jugendliche unterstützt werden, die von Kinderarbeit betroffen waren, aber auch solche, die ohne direkte Betroffenheit keinen ausreichenden Zugang zu Schul- und Ausbildungsprogrammen erhalten. Sie bekommen finanzielle Unterstützung und Stipendien zur Finanzierung der schulischen und beruflichen Entwicklung sowie der täglichen Lebenshaltungskosten, um sich auf ihren Werdegang konzentrieren zu können.

Ausbildungsprogramm:

Insbesondere Jugendliche ab dem gesetzlichen Arbeitsalter von 16 Jahren sind in Kolwezi mangels Alternativen häufig auf die Arbeit im Kleinbergbau angewiesen. Hier setzen wir an, um mit lokal tätigen Unternehmen Ausbildungsprogramme anzubieten, im Rahmen derer Jugendliche sicherer Arbeit nachgehen können. Die Unternehmen werden darin geschult, minderjährigen Arbeitnehmer*innen Sicherheit und Unterstützung zu bieten, während die Jugendlichen technische Fertigkeiten und Soft Skills erlernen und im Bewusstsein um ihre Rechte gestärkt werden. 

Programm zum Schutz von Kindern:

Aufgrund unzureichender Kinderschutz- und Kontrollsysteme sind insbesondere Kinder in Bergbaugemeinden von den schlimmsten Formen der Kinderarbeit betroffen. Ein Netzwerk aus öffentlichen Einrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und gemeindebasierten Gruppen soll fehlende Schutzsysteme ersetzen, in die auch der Hub for Child Labour Remediation mit dem Fallmanagementsystem sowie den oben geschilderten Programmen eingebettet ist. So können systembedinge Ursachen von Kinderarbeit erkannt und bekämpft und einzelne Entscheidungsträger*innen sowie weitere Akteure zum Handeln befähigt werden. Ebenso lassen sich damit die Gesundheitsversorgung sowie der Zugang zu Bildung, Ausbildung und einer frühkindlichen Betreuung verbessern.

Weitere Informationen zu unserer Projektarbeit in der Demokratischen Republik Kongo:

Wie können sich Unternehmen engagieren?

Als Unternehmen können Sie sich nachhaltig auf vielfältige Weise engagieren:

Beauftragen Sie die Leistungen von The Hub direkt oder werden Sie Mitglied der Fair Cobalt Alliance (FCA) und tragen Sie so über den Mitgliedsbeitrag zur Umsetzung der Programme bei.

Unterstützen Sie Programme, die in den Bergbaugemeinden wirken, wie zum Beispiel den Bildungsfonds, mit einer direkten Spende, um die strukturellen Ursachen von Kinderarbeit zu bekämpfen.

Bieten Sie Ausbildungsplätze für Jugendliche in Ihrem Unternehmen oder bei Geschäftspartnern an und verbessern Sie so den Zugang zu ungefährlicher und altersgerechter Arbeit.


Ihre Ansprechpartnerin

Haben Sie Fragen? Dann kontaktieren Sie uns jetzt.

Anne Reiner, Mitarbeiterin bei Save the Children Deutschland

Anne Reiner