Kinder erleben so viel Gewalt wie nie zuvor
Unsere vierte Ausgabe des Reports Krieg gegen Kinder zeigt, dass sich die Situation in Kriegs- und Konfliktgebieten weiter verschärft. Kinder in Konflikten sind gleich mehrfach betroffen: Sie werden angegriffen, entführt, von bewaffneten Gruppen rekrutiert, sexuell missbraucht. Seit 2010 sind mehr als 93.000 Kinder getötet oder verstümmelt worden, das sind täglich 25 Kinder. Viele der Verletzungen wurden durch Explosivwaffen verursacht.
Die 6 schweren Verbrechen gegen Kinder:
- Tötung und Verstümmelung von Kindern
- Rekrutierung von Kindern und deren Einsatz durch bewaffnete Streitkräfte und Gruppen
- Kindesentführungen
- Vergewaltigungen oder andere sexuelle Gewalt gegen Kinder
- Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser
- Verweigerter Zugang zu humanitärer Hilfe für Kinder
Bewaffnete Konflikte trotz Corona-Pandemie
Die Zahl der Kinder, die in Konfliktgebieten leben, stieg von 415 Millionen im Jahr 2018 auf 426 Millionen an. Das ist fast jedes fünfte Kind. 160 Millionen Kinder wuchsen zudem in Gebieten mit hoher Konfliktintensität auf. Sogar inmitten der Corona-Pandemie setzen Konfliktparteien ihre Angriffe fort, obwohl UN-Generalsekretär António Guterres im März zu einer weltweiten Waffenruhe aufgerufen hat. Dennoch wurden seitdem mindestens 177 Kinder im Jemen getötet oder verstümmelt, dutzende weitere in Afghanistan, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Die wichtigsten Ergebnisse des Reports im Überblick
2019 wurden insgesamt:
- 10.294 Kinder getötet oder verstümmelt.
- 7.855 Kinder durch Streitkräfte und bewaffnete Gruppen rekrutiert.
- 749 Kinder vergewaltigt oder waren anderen Formen sexueller Gewalt ausgetzt.
- 1.139 Schulen und Krankenhäuser angegriffen.
- 1.804 Kinder entführt.
- in 4.402 Fällen der Zugang zu humanitärer Hilfe verweigert.
Ghazal* acht Jahre alt, lebt in Afghanistan. Sie geht allein zur Schule, fürchtet sich aber dabei – sie hat Angst davor, entführt zu werden, auf eine Landmine zu treten oder durch ein Selbstmordattentat zu sterben. Als Mädchen ist sie auch einem höheren Risiko ausgesetzt, Opfer von Belästigungen oder sexueller Gewalt zu werden.
Mädchen sind besonders oft sexueller Gewalt ausgetzt
Verbrechen gegen Mädchen finden in bewaffneten Konflikten vor allem im privaten Raum statt, denn oft dürfen sich Mädchen und Frauen nicht in der Öffentlichkeit bewegen. Hier werden Kinderrechtsverletzungen weniger dokumentiert und die Verbrechen gegen Mädchen bleiben oft unsichtbar. Vergewaltigungen und andere Formen sexueller Gewalt sind die einzigen schweren Verbrechen, bei denen die Gesamtzahl der bestätigten Fälle bei Mädchen höher ist als bei Jungen. Dies spiegelt den übergreifenden Trend wider, dass die überwiegende Zahl der Überlebenden sexueller Gewalt Frauen und Mädchen sind. In Somalia und der Demokratischen Republik Kongo wurden die meisten Fälle gemeldet. Auch im Südsudan, im Sudan und in der Zentralafrikanischen Republik sind die Zahlen erschreckend hoch.
Jungen werden rekrutiert und öfter durch direkte Kriegshandlungen verletzt
Der 15-jährige Shadi lebt ohne seine Eltern in einem Vertriebenencamp im Nordosten Syriens. Als 13-Jähriger verlor er sein Bein infolge eines Luftangriffs – trotz dieser Behinderung versuchte der IS, ihn für den Kampf auszubilden. Auf eigene Faust gelang es Shadi, das vom IS kontrollierte Gebiet zu verlassen.
Für militärische Zwecke missbraucht
In Syrien wurden 2016 nahezu alle rekrutierten Jungen von bewaffneten Akteuren für militärische Zwecke eingesetzt – diese reichten von Frontkämpfen über die Ausführung von Hinrichtungen bis hin zu Selbstmordattentaten. Vor allem in Nigeria und Somalia werden Kinder entführt, als Kindersoldaten eingesetzt und als menschliche Schutzschilder benutzt.
Die zehn gefährlichsten Länder für Kinder in Konflikten
Die auf der Karte markierten Länder sind die gefährlichsten Länder für Kinder in Konflikten. Hier ist die Gefahr besonders groß, dass die sechs schweren Verbrechen an Kindern begangen werden. Auch die Anzahl der Kinder, die in Konfliktgebieten leben ist in den Ländern am höchsten. Mit Klick auf den Marker erfahren Sie mehr über die einzelnen Länder.