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Gemeinsam gegen
Kinderarbeit

Gemeinsam gegen Kinderarbeit: Stärkung von Kinderrechten in der Haselnusslieferkette

Die Logos der Partner des Projekts

Save the Children, unsere Tochterfirma THE CENTRE und Lidl haben gemeinsam mit ihrem direkten Lieferanten, dem Lebensmittel- und Agrarunternehmen Olam, im Jahr 2020 ein anspruchsvolles Pilotprojekt aufgesetzt, um Kinderrechte „beyond compliance“ in der Haselnussernte durchzusetzen. Neben der Umsetzung von Maßnahmen zur Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen und interner Richtlinien zum Schutz des Unternehmens selbst und seiner entsprechenden Lieferkette, nimmt ein solcher Ansatz den Schutz und weitere Rechte der Betroffenen über den regulären risikobasierten Compliance Ansatz hinaus in den Mittelpunkt. Das Projekt in der Türkei wird als besonders innovatives Vorhaben im Rahmen der Kampagne „Wir stoppen Kinderarbeit“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert und durch die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit unterstützt.

Elif, 8 Jahre, kommt seit Jahren mit ihrer Familie zur Ernte. Wegen mangelnder Kinderbetreuung verbringt sie den Tag mit ihren Eltern im Haselnussgarten.

Das heißt, es soll hier nicht nur Kinderarbeit in der Haselnuss-Lieferkette unterbunden werden, sondern die Kinder sollen die Möglichkeit zum Lernen bzw. für einen Schulbesuch oder für eine altersgerechte und sichere Arbeit erhalten. Ziel dieses Pilotprojektes ist es, auf Grundlage der Erfahrungen und Erkenntnisse ein Modell für wirksame Maßnahmen in diesem Kontext zu entwickeln, das auf weitere Lieferketten in der Landwirtschaft anwendbar ist.  

Lidl geht mit gutem Beispiel voran

THE CENTRE bei der Befragungen von Arbeitern und Kindern in 110 Haselnussgärten in der Schwarzmeerregion.

Verantwortungsvolles Handeln ist die Grundlage für langfristigen Erfolg: Nach diesem Prinzip agiert Lidl auf nationaler und internationaler Ebene. Das zeigt auch das Pilotprojekt in der Türkei deutlich, denn erstmals wird die gesamte Lieferkette – vom Anbau der Haselnüsse über die Ernte bis zur Verarbeitung – auf die Einhaltung von Kinderrechten geprüft. Bei Nichteinhaltung werden entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet, konkret geht es um die Durchsetzung von Kinderrechten „beyond compliance“. 

Frauen bei der Ernte von Haselnüssen.

Damit zeigt Lidl auf, wie unternehmerische Sorgfaltspflicht durch Analyse, Prävention und Abhilfe von Kinderarbeit und weiteren Kinderrechtsverletzungen in der Praxis aussehen kann. Dieser verantwortungsvolle Umgang mit Kinderarbeit ist Teil eines Prozesses, um langfristig Kinderrechte in der Haselnussproduktion in der Türkei zu etablieren und Kinderarbeit zu eliminieren. Lidl setzt somit als Vorreiter um, was die Bundesregierung in dem im Juni 2021 verabschiedeten Lieferkettengesetz und dem Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) aus dem Jahr 2016 fordert: Die Wahrnehmung der unternehmerischen Sorgfaltspflicht zum Schutz von Menschenrechten in Lieferketten.

Verletzung von Kinderrechten am Beispiel Türkei

  • Die Türkei deckt 67 Prozent der weltweiten Haselnussernte ab.
  • Zwei Millionen Wanderarbeiter arbeiten in der Türkei als Erntehelfer*innen auf Feldern zum Beispiel mit Haselnüssen, Zitrusfrüchten und Kohl.
  • Diese Wanderarbeiter verlassen ihre Heimatgemeinden und ziehen mit ihren Familien von Ernte zu Ernte für acht bis neun Monate im Jahr durch das Land.
  • Kinder der Wanderfamilien bleiben tagsüber oft unbeaufsichtigt oder müssen arbeiten; Schulbesuche sind nur selten möglich. 
  • Ich werde nächstes Jahr arbeiten. Ich werde nicht zur Schule gehen. Meine Familie sagt, dass ich arbeiten muss.

    Hanife, 7 Jahre, aus Şanlıurfa
  • Nachhaltigkeit ist grundlegend für unser Geschäft und wir engagieren uns schon seit langem sowohl für die Verbesserung der Lebensgrundlagen der Farmer und deren Familien als auch für die Bekämpfung von Kinderarbeit im Haselnussanbau.

    Anupam Jindel, President, Global Head Hazelnuts bei Olam

    Über das Projekt

    THE CENTRE im Gespräch mit Kindern und Familien  vor ihren temporären Unterkünften während der Erntezeit.

    Save the Children und Lidl waren sich bei der Projektentwicklung einig: das reine und pauschale Verbot von Kinderarbeit innerhalb der Haselnusslieferkette löst keine Probleme. Aufklärung und Transparenz sind die Stichworte, denn Veränderung kann nur nachhaltig wirken, wenn alle Akteure das Problem verstehen und die Lösungen nachvollziehen können. Das heißt, es werden bei diesem innovativen Projekt alle Akteure entlang der Lieferkette einbezogen, um hier Geschäftspraktiken zum Schutz von Kindern und ihren Rechten zu ändern. Nicht die Sanktionierung des Fehlverhaltens steht im Vordergrund, sondern eine aktive Problemlösung im Interesse der Betroffenen. Aufgrund eines rechtsbasierten Ansatzes wird der Schutz der Betroffenen in den Fokus gerückt. Auch nach Projektende sollen die Akteure in der Lage sein, die auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse entwickelten Maßnahmen langfristig umzusetzen und insbesondere Kinderrechte zu schützen. Somit wird die Nachhaltigkeit des Projekts gesichert.

    Kinder haben ein Recht auf Lernen und altersgerechte, sichere Arbeit: Drei Säulen zum Erfolg

    Stärkung von Kinderrechten in der Lieferkette

    • Identifizierung von Kinderrechtsrisiken und Entwicklung einer Kinderrechts-Policy für landwirtschaftliche Erzeugnisse
    • Festlegung konkreter Guidelines zur Umsetzung der Kinderrechts-Policy auf allen Lieferkettenstufen
    • Einbindung des direkten Lieferanten und aller vorgelagerten Lieferkettenstufen zwecks struktureller Prävention und Remediation von Kinderarbeit durch Trainings

    Langfristige Angebote für Kinder während der Erntezeit

    • Betreuung und frühkindliche Förderung von Kleinkindern bis zum Alter von fünf Jahren
    • Bildungsangebote für Fünf- bis 17-jährige
    • Zugang zu altersgerechter und sicherer Arbeit sowie Mentoring für 15- bis 17-jährige

    Bewusstseinswandel und strukturelle Faktoren

    • Trainings und Sensibilisierung von Eltern und Sorgeberechtigten zu Kinderrechten, Gleichberechtigung und den negativen Folgen von Kinderarbeit
    • Aufklärung über Kinderrechte in Gemeinden und Behörden
    • Identifizierung struktureller Risikotreiber wie Preisgestaltung, Lohnstrukturen, Lebenshaltungskosten, Arbeitsprozesse

    Unser Anspruch:

    Langfristiger Erfolg durch Übertragbarkeit des Modells auf andere landwirtschaftliche Lieferketten zur Stärkung von Kinderrechten unabhängig von Organisationen wie Save the Children. Das heißt, die beteiligten Akteure werden mit Hilfe des direkten Lieferanten befähigt, Maßnahmen zur Prävention und Remediation von Kinderarbeit sowie zum Schutz von Kinderrechten in der Lieferkette zu manifestieren.

    Alle Infos finden Sie in unserem Flyer. Kommen Sie auf uns zu!


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    Anne Reiner, Mitarbeiterin bei Save the Children Deutschland

    Anne Reiner

    Fachleitung Nachhaltige Lieferketten