Vorausschauende humanitäre Hilfe
Krisen und Extremwetterereignisse haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Besonders Länder im globalen Süden sind von intensiven Wetterereignissen wie Hitzewellen, langanhaltenden Dürren und Überschwemmungen betroffen. Diese führen dazu, dass essenzielle Infrastruktur zerstört wird, Ernten ausfallen und tausende von Menschen sich nicht mehr ausreichend ernähren können. In dieser Situation reagiert klassische humanitäre Hilfe oft erst nach dem Eintreten einer Katastrophe und Hilfsleistungen erreichen die Menschen meist mit Verzögerung. Um den sich verschärfenden Krisen erfolgreicher entgegentreten zu können, braucht es einen alternativen Ansatz. Hier kommt die vorausschauende humanitäre Hilfe (auch: Anticipatory Action) ins Spiel, die beispielsweise im Kontext von Extremwetter angewandt wird.
Früh warnen, effektiv handeln
Was ist vorausschauende humanitäre Hilfe?
Vorausschauende humanitäre Hilfe (auch: Anticipatory Action) meint Maßnahmen, die auf Grundlage von Prognosen und Vorhersagen stattfinden und wirken, bevor Krisen und Katastrophen zu Not, Zerstörung oder Tod führen.
Anstatt erst nach dem Eintritt einer Katastrophe zu handeln, setzt dieser Ansatz auf Klima-Vorhersagenmodelle und Frühwarnsysteme, um präventiv Maßnahmen einzuleiten. Hierzu werden sogenannte Trigger-Systeme verwendet, die speziell für bestimmte Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Erdrutsche, Wirbelstürme oder Dürren entwickelt wurden. Dies ermöglicht es, bereits vor Eintritt einer Krise aktiv zu handeln und dadurch Schäden und Leid erheblich zu reduzieren.
Atikas Geschichte
Atika, ein zwölfjähriges Mädchen aus Ost-Sumba, Indonesien, erlebt, was die Klimakrise zur Folge hat: "Die Bäume sind zu braun, die Felder sind verbrannt“, sagt sie. Durch eine Dürre drohte das Wasser für sie knapp zu werden. Doch durch Save the Children und das Stimulant Institute, die ein solarbetriebenes Wassersystem installiert haben, ist nun sauberes Trinkwasser und eine effektive Bewässerung für Atikas Gemeinde gesichert. So wurden sie widerstandsfähiger gegen die Klimakrise - noch bevor großer Schaden entstehen konnte.
Vorausschauende humanitäre Hilfe macht widerstandsfähig
Wenn Nahrungsmittel, Wasser und medizinische Versorgung beispielsweise frühzeitig bereitgestellt werden, können die unmittelbaren Auswirkungen von Katastrophen deutlich abgemildert werden. Die Hilfe wirkt schneller und effizienter und Unterstützung ist genau dann da, wenn sie am dringendsten benötigt wird. In einer Zeit zunehmender Wetterextreme und globaler Unsicherheiten bietet Anticipatory Action so eine wirksame Methode, um die Widerstandsfähigkeit der am meisten gefährdeten Gemeinschaften zu erhöhen und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Zudem spart dieser Ansatz langfristig Kosten, da Prävention oft günstiger ist als die nachträgliche Katastrophenbewältigung und Wiederaufbau.
Wie hilft Save the Children?
Save the Children setzt sich mit Maßnahmen der vorausschauenden humanitären Hilfe für den Schutz und die Unterstützung gefährdeter Kinder und Gemeinschaften ein. Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes setzen wir seit Anfang des Jahres Anticipatory Action Projekte in Somalia, im Sudan und in Bangladesch um. In allen Vorhaben liegt unser Fokus auf den Bedürfnissen von Kindern und anderen vulnerablen Gruppen, wie etwa Menschen mit Behinderungen. Wir schulen gefährdete Dorfgemeinschaften und stellen ihnen die nötigen Mittel zur Verfügung, damit sie Frühwarnungen verstehen und richtig interpretieren können. So können gefährdete Menschen im Katastrophenfall frühzeitig Vorsorgemaßnahmen treffen, um sich in Sicherheit zu bringen und ihren Besitz zu retten. Konkret führen wir inklusive Workshops durch, damit insbesondere Frauen und Kinder Gehör finden und ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden.