"Der Gläubige" – Biafrakrieg (1967–1970)
Theophilus Chukwuemeka Amadi war eines der Kinder mit den Hungerbäuchen, deren Bilder Ende der 1960er Jahre um die Welt gingen. Die Kinder litten unter schwerem Eiweißmangel — eine Folge des Biafrakrieges, in dem die Region systematisch von der Lebensmittelzufuhr abgeschnitten wurde. Er überlebte als Dreijähriger nur, weil er Lebensmittel und Medikamente von Hilfsorganisationen erhielt. Sie versorgten damals Hunderttausende Menschen und retteten so Leben.


Theophilus Chukwuemeka Amadi wird 1965 in Ibadan geboren, einer Millionenstadt im Zentrum Nigerias. Er ist der ganze Stolz seiner 16-jährigen Mutter und eines deutlich älteren Vaters, der mit seiner ersten Frau kinderlos blieb. Mit den ersten Vertreibungen und Massakern an den Igbo flüchtet die Familie nach Südosten, in das Heimatdorf des Vaters nahe der Kleinstadt Nekede. Der Konflikt kommt ihnen jedoch sehr bald hinterher.





Kwashiorkor: Das ist ein schwerer Eiweißmangel in Folge von Mangelernährung, der sich durch Wasserödeme, also oft in Form sogenannter Hungerbäuche zeigt. Er wurde in dem von Juli 1967 bis Anfang 1970 geführten Sezessionskrieg bald zum augenfälligsten Beleg für einen eklatanten Notstand. Die Regierungstruppen des Vielvölkerstaates Nigeria hatten die Region Biafra durch ihre Bombardements sowie die Einnahme der Hafenstadt Port Harcourt 1968 von jedem Nachschub abgeschnitten. Die Hungerblockade wurde durch den Zustrom Geflüchteter aus anderen Teilen des Landes dramatisch verschärft. So entwickelte sich eine humanitäre Katastrophe, die unterschiedlichen Schätzungen zufolge Hunderttausende, wenn nicht bis zu drei Millionen Menschenleben forderte.


Heute arbeitet Amadi im Nationalen Kriegsmuseum in Umuahia. Jeden Tag führt der ausgebildete Religionspädagoge Gäste an Panzern und Kampfflugzeugen vorbei zu Dokumenten zum Leid der Zivilbevölkerung. Besonders wichtig ist ihm, dass er auch junge Menschen erreichen kann, die lange nach dem Biafrakrieg geboren wurden. Und jeden Sonntag geht er mit seiner Familie in die Kirche, um dort zu singen, zu beten und seinen Dank auszudrücken, dass er überlebt hat.




Doch Du, selbstverräterisch,
errichtest Mauern der Taubheit, dass du nicht hörst
die Klagen der Unschuld. Als ob die Welt,
die Du lehrtest, ihre Achse verlor und sich nicht mehr dreht.
– Professor Wole Soyinka, Autor und Literaturnobelpreisträger