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Theophilus Chukwuemeka Amadi, Überlebender des Biafan Krieges

Theophilus Chukwuemeka Amadi (54)
Nigeria

"Der Gläubige" – Biafrakrieg (1967–1970)

Theophilus Chukwuemeka Amadi war eines der Kinder mit den Hungerbäuchen, deren Bilder Ende der 1960er Jahre um die Welt gingen. Die Kinder litten unter schwerem Eiweißmangel — eine Folge des Biafrakrieges, in dem die Region systematisch von der Lebensmittelzufuhr abgeschnitten wurde. Er überlebte als Dreijähriger nur, weil er Lebensmittel und Medikamente von Hilfsorganisationen erhielt. Sie versorgten damals Hunderttausende Menschen und retteten so Leben.

Panzer im nationalen Kriegsmuseum Umuahia
„Der Bürgerkrieg war keine gute Zeit, für niemanden. Die wenige Zeit, die man zum Ausruhen hatte, sah man Luftangriffen zu. Ich mag die Vergangenheit nicht.“
Panzer im nationalen Kriegsmuseum in Nigeria

Theophilus Chukwuemeka Amadi wird 1965 in Ibadan geboren, einer Millionenstadt im Zentrum Nigerias. Er ist der ganze Stolz seiner 16-jährigen Mutter und eines deutlich älteren Vaters, der mit seiner ersten Frau kinderlos blieb. Mit den ersten Vertreibungen und Massakern an den Igbo flüchtet die Familie nach Südosten, in das Heimatdorf des Vaters nahe der Kleinstadt Nekede. Der Konflikt kommt ihnen jedoch sehr bald hinterher.

Regnerischer Tag in Nigeria
Theophilus Chukwuemeka Amadi im Kreis seiner Familie
Ein Baum in Umuahia, Republik Biafra
„Ich war etwa drei Jahre alt, als der Krieg begann, aber ich kann mich genau daran erinnern, wie Menschen wegliefen und sich versteckten. Es gab nichts zu essen, viele wurden krank. Auch ich bekam Kwashiorkor. Meistens bedeutete das den Tod.“
Fotografien im National War Museum in Umuahia, Nigeria

Kwashiorkor: Das ist ein schwerer Eiweißmangel in Folge von Mangelernährung, der sich durch Wasserödeme, also oft in Form sogenannter Hungerbäuche zeigt. Er wurde in dem von Juli 1967 bis Anfang 1970 geführten Sezessionskrieg bald zum augenfälligsten Beleg für einen eklatanten Notstand. Die Regierungstruppen des Vielvölkerstaates Nigeria hatten die Region Biafra durch ihre Bombardements sowie die Einnahme der Hafenstadt Port Harcourt 1968 von jedem Nachschub abgeschnitten. Die Hungerblockade wurde durch den Zustrom Geflüchteter aus anderen Teilen des Landes dramatisch verschärft. So entwickelte sich eine humanitäre Katastrophe, die unterschiedlichen Schätzungen zufolge Hunderttausende, wenn nicht bis zu drei Millionen Menschenleben forderte.

Soldatenuniform im National War Museum in Umuahia
Amadi besteigt eine Leiter

Heute arbeitet Amadi im Nationalen Kriegsmuseum in Umuahia. Jeden Tag führt der ausgebildete Religionspädagoge Gäste an Panzern und Kampfflugzeugen vorbei zu Dokumenten zum Leid der Zivilbevölkerung. Besonders wichtig ist ihm, dass er auch junge Menschen erreichen kann, die lange nach dem Biafrakrieg geboren wurden. Und jeden Sonntag geht er mit seiner Familie in die Kirche, um dort zu singen, zu beten und seinen Dank auszudrücken, dass er überlebt hat.

Statue im Zentrum von Umuahia, Nigeria
Theophilus Chukwuemeka Amadi mit seinem Kind
Amadi bezeichnet es als sein wichtigstes Ziel, seine Kinder zu guten, moralisch aufrechten Menschen zu erziehen. „Ich will sie wissen lassen, dass die Zukunft in ihren Händen liegt.“
Theophilus Chukwuemeka Amadi und sein Kind
Theophilus Chukwuemeka Amadi als Kind

 

Doch Du, selbstverräterisch,

errichtest Mauern der Taubheit, dass du nicht hörst

die Klagen der Unschuld. Als ob die Welt,

die Du lehrtest, ihre Achse verlor und sich nicht mehr dreht.

– Professor Wole Soyinka, Autor und Literaturnobelpreisträger