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Jo Yong-woong ist Überlebender des Korea Krieges

Jo Yong-woong (74)
Südkorea

"Der Tatkräftige" – Koreakrieg (1950-1953)

Jo Yong-woong war ein Jahr alt, als seine Familie mit dem Boot aus dem Norden Koreas in den Süden floh, nach Incheon. 1950 überschritt die nordkoreanische Armee die Demarkationslinie und besetzte auch Incheon: der Auslöser des Koreakrieges. Für Jo Yong-woong war jene Zeit eine Zeit der Freiräume. „Es gab keine Erwachsenen“, sagt er, „denn die Frauen arbeiteten in den Fabriken und die Männer waren an der Front.“ Der frühere Veterinärmediziner und Wirtschafts- wissenschaftler lebt noch immer in der Region um Incheon.
 

Yong Woong Jo im Garten, Fotoprojekt Ich lebe

Wenn man Yong Woong Jo heute trifft, würde man nicht denken, dass er früher ein kränkliches Kind aus armen Verhältnissen war. Der 76-jährige sprüht vor Energie, es ist schwer mit ihm Schritt zu halten. Heute lebt er in der Nähe von Seoul. Ursprünglich wurde er in Nordkorea geboren – und erlebte als 6-jähriger den Koreakrieg und die Teilung des Landes hautnah.  

Im Koreakrieg starben fast 4 Millionen Menschen. Fotoprojekt Ich lebe
Die Grenze mit Koreanischen Fähnchen, Fotoprojekt Ich lebe
„Ich war arm, aber ich fühlte mich nicht so.“
Die Grenze mit Koreanischen Fähnchen, Fotoprojekt Ich lebe
Jo Yong-woong im Alter von 12 Jahren mit seiner Mutter


Yong Woong Jo wuchs nach der Flucht seiner Familie aus Nordkorea ins südlichere Incheon bei seiner Mutter auf. Der Vater trat dem südkoreanischen Militär bei und kümmerte sich wenig um die Familie. Den Koreakrieg, der innerhalb von drei Jahren fast vier Millionen Todesopfer fordert, bemerkt der damals 6-jährige Junge am meisten an der Abwesenheit der Väter und an der Armut, in der er aufwächst. Irgendwann steht der Konflikt aber direkt vor der Tür, als die alliierten Truppen in Incheon landen. An die Flugblätter, die vom Himmel fallen, an das Donnern der Kriegsschiffe, an die anschließende Militärparade der US- und UN-Truppen – daran kann er sich noch ganz genau erinnern. 

Eine Fähre im Hafen, Fotoprojekt Ich lebe
Eine Strasse in Korea, Fotoprojekt von Save the Children

Dass er seine Kindheit trotzdem als eine schöne Zeit empfand, das hat Yong Woong Jo seiner Patin Naomi Middaugh zu verdanken. Über das Patenschaftsprogramm von Save the Children lernte er seine amerikanische Mutter, wie er sie heute noch nennt, kennen. Über Jahre schreiben sich die beiden Briefe, später kommunizieren sie über ein Aufnahmegerät, dass Mrs. Middaugh ihrem koreanischen Schützling schenkt.

Yong Woong Jo im Alter von 67 Jahren, Fotoprojekt von Save the Children 100 Jahre
„Naomi Middaugh ermutigte mich. Sie übte keinen Druck aus und wollte, dass ich studiere, was immer ich wollte. Als ich beschloss, Veterinärmedizin zu studieren, wusste sie nicht viel darüber. Aber das machte nichts. Sie spornte mich an.“
Jo Yong-woong im Projekt 'Ich lebe'

Die Freundschaft über den Atlantik reicht weit bis ins Erwachsenenalter. Yong Woong Jo nimmt sich Botschaften seiner Patin zu Herzen. Aus dem armen Jungen wird ein erfolgreicher Mann in leitenden Positionen in der Wirtschaft. Persönlich kennen gelernt hat er Naomi Middaugh nie.

Es ist ein tröstlicher Gedanke, dass ein Kind, dessen Leben dem meinen so ähnelt, trotz dieser leidvollen Erinnerungen Frieden und Halt finden und sogar an den Ort seiner Kindheit zurückkehren konnte.

Ban Ki-moon, UN-Generalsekretär 2007-2016

„Frühes Leid, spätes Glück“

Ban Ki-moon schrieb über Jo Yong-woong

Der ehemalige UN­-Generalsekre­tär Ban Ki-moon hofft weiterhin auf Frieden für die koreanische Halbinsel. Einen Frieden, den das Kriegskind Jo Yong­woong in seinem Leben ge­funden hat.