"Der Engagierte" – Bewaffneter Konflikt in Kolumbien (1964-2016)
José David Ríos (Name geändert) wuchs im Südwesten Kolumbiens auf. Die Menschen leben hier überwiegend von Koka-Anbau und Drogenhandel. Der Konflikt zwischen Regierung, der Rebellenarmee FARC und Paramilitärs bestimmte schon früh Josés Kindheit. Mit knapp neun Jahren geriet er ins Kreuzfeuer, Kugeln trafen ihn an beiden Beinen und am Arm. Lange Zeit konnte José nicht mit seinen Gefühlen umgehen, Angst und Wut beherrschten ihn. Seit er ein Jugendprogramm von Save the Children Kolumbien besuchte, geht es ihm besser.


Seit 50 Jahren steckt Kolumbien in einem blutigen Bürgerkrieg, ausgetragen zwischen Streitkräften der Regierung, Guerilla Gruppierungen, Paramilitärs und organisierten kriminellen Banden. Zwei Millionen Kinder und Jugendliche sind Opfer dieses Konflikts. Sie mussten fliehen, verloren Angehörige oder gerieten selber in die Schusslinie. José ist einer von ihnen.



In der Schusslinie
In dieses Gefecht zwischen Guerillagruppen und Regierungstruppen geriet José mit knapp 9 Jahren. Eine Kugel traf ihn im linken Arm, eine zweite durchschlug zunächst den rechten, dann den linken Oberschenkel. José verlor an diesem Tag einen Cousin. Ein weiterer wurde an der Hand verletzt, er verlor zwei Finger.
José hat dieses Erlebnis schwer traumatisiert. Angst und Wut beherrschten ihn, ein Ventil für diese Gefühle fehlte ihm. „Ich begann Streit mit anderen, war auf der Suche nach Konflikten. Und weil ich in der Schule nicht mehr aufpasste, verlor ich zwei Jahre.“


Dann hört er von dem Jugendprogramm von Save the Children. Das Motto: „Yo participo, yo comunico“ – ich nehme teil, ich kommuniziere. Anfangs ist José skeptisch. Doch schnell findet er Gefallen, denn dieses Programm ist anders als andere die er schon erlebt hat. Die Jugendlichen diskutieren, sie sprechen über die Rechte der Kinder, über Gleichstellung zwischen Männer und Frauen. Für einen Youtube Kanal erstellen sie Videos, lernen, vor und hinter der Kamera zu agieren.



Heute, nach dem Ende des Programmes, führt José es eigenständig weiter, zusammen mit seinen Freunden. Er möchte etwas zurückgeben, sich für andere Kinder einsetzen, denen es geht wie es ihm ging – vorher. Am liebsten würde er Jura studieren. „Dann kann ich den Menschen hier vielleicht helfen, etwas verändern.“

„Im Nebel zwischen gestern und morgen“

Mayte Carrasco und Marcel Mettelsiefen sind Kriegsreporter und Eltern einer Tochter. Das Schicksal von Kindern in Konfliktregionen greifen sie in vielen ihrer Filme auf. Dass das Herz der beiden spanischen Muttersprachler besonders für die Opfer des kolumbianischen Bürgerkriegs schlägt, zeigt ihre Reflexion über zwei Bilder der Story von José.