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Vichuta Ly im Projekt von Dominic Nahr und Save the Children

Vichuta Ly (53)
Kambodscha

"Die Kämpferische" – Genozid durch die Roten Khmer (1975–1979)

Vichuta Ly hat als Neunjährige den Terror der Roten Khmer in Kambodscha erlebt. Ihr Vater wurde verhaftet, sie sah ihn nie wieder. Das neue Regime vertrieb die Familie Ly aus ihrer Heimatstadt Phnom Penh und zwang sie, auf Reisfeldern zu arbeiten, auch Vichuta. Mit 12 Jahren bildete man sie zur Kindersoldatin aus. Mehr als 1,7 Millionen Kambodschaner verloren während der Herrschaft der Roten Khmer ihr Leben. Von den 35 Angehörigen der Familie Ly überlebten nur fünf. Vichuta Ly fand eine neue Heimat in Kanada. Heute pendelt sie zwischen Kanada und Kambodscha. 

Vichuta Ly in einem Tempel in Kamboscha, Fotoprojekt Ich lebe

Vichuta war erst 9 Jahre alt, als sie am 17. April 1975 gemeinsam mit ihrer Familie ihre Heimatstadt Phnom Penh verlassen musste. An diesem Tag übernimmt Pol Pot, Anführer der Roten Khmer, gewaltsam die Macht, um einen kommunistischen Arbeiter-und-Bauern-Staat einzuführen. Mindestens 1,7 Millionen Menschen fielen seiner fast vier Jahre dauernden Schreckensherrschaft zum Opfer. Sie verhungerten oder starben an Krankheiten, wurden auf sogenannten „Killing Fields“ erschossen oder zu Tode gefoltert.

Genozid Denkmal in Kambodscha, Fotoprojekt Ich lebe
Denkmahl für Genozid in Kambodscha, Fotoprojekt Ich lebe
Genozid Museum in Kambodscha, Fotoprojekt Save the Children 100 Jahre
Vichuta Ly ist Teil des Fenotoprojekts 'ich lebe' von Save the Children
„Da waren Granaten, Bomben – überall wurde geschossen. Wir konnten nicht schlafen. Als ich aufwachte sah ich wie meine Schwester und meine Mutter weinen. Sie sagten, dass mein Vater weggebracht worden sei. Ich verstand nicht, was passierte.“
Vichuta Ly ist Teil des Fenotoprojekts 'ich lebe' von Save the Children
Vichuta Lys Kindheit

Rastlos

Die Rote Khmer betrachtet die bürgerlichen und gebildeten Bewohner der Stadt als „Feinde der Revolution“. Vichutas Vater, Justizminister der verjagten Regierung, verschwindet bereits zu Beginn des Regimes. Die Bevölkerung der Hauptstadt wird innerhalb weniger Tage zur Umerziehung aufs Land gezwungen. Vichutas Familie irrt über drei Jahre von Ort zu Ort, muss auf Reisfeldern arbeiten oder Dämme bauen. Vichuta wird neben der erzwungenen Feldarbeit zur Kindersoldatin ausgebildet, täglich trainiert sie mit Waffenattrappen aus Holz. Von den ursprünglich 35 Mitgliedern der Familie Ly überleben nur fünf Hunger und Zwangsarbeit. Ihnen gelingt 1979 die Flucht nach Thailand. Im Flüchtlingscamp Sa Keao lernt Vichuta Anne Watts kennen, eine Krankenschwester von Save the Children. Sie nimmt Vichuta unter ihre Fittiche.
Eine lebenslange Freundschaft entsteht.

Zwangsarbeit auf Feldern in Kambodscha, Fotoprojekt von Save the Children

Im Camp in Thailand ist es die Begegnung mit dem kanadischen Botschafter, die Vichuta und ihrer Familie einen Weg aus der desolaten Lage öffnet. Ermutigt durch ihre Mutter schlüpft Vichuta durch die Absperrung und spricht den Botschafter auf Französisch an, das sie als gebildetes Mädchen beherrscht. Der Botschafter ist berührt vom Leidensweg der Familie. Wenige Wochen später verlässt die Familie im Rahmen eines Umsiedlungsprogramms der UN das Land in Richtung Kanada. Vichuta beendet dort die Schule und studiert Jura. Heute ist Vichuta Ly Menschenrechtsanwältin. 20 Jahre nach dem Verlassen ihrer Heimat kehrt sie regelmäßig nach Kambodscha zurück, um Frauen und Kindern in Notsituationen zu helfen.

Vichtuta, Überlebende des Pol-Pots Regimes, Fotoausstellung 'Ich lebe'
„Andere sagen ich sei verrückt. Unsere ganze Familie wurde hier getötet, warum sollte ich zurückkommen? Aber ich sage, die Menschen hier sind nicht die Khmer Rouge. Sie sind genauso Opfer wie ich. Ich kann hier etwas Sinnvolles tun.“
Vichtuta, Überlebende des Pol-Pots Regimes, Fotoausstellung 'Ich lebe'

Vichuta hatte vier Jahre Hunger, Folter und die Ausbildung als Kindersoldatin hinter sich. Doch in ihren Augen brannte eine Flamme, die sich nicht so einfach löschen ließ.

Anne Watts, Krankenschwester

„Hilf einem hungrigen Kind, und dann?“

Anne Watts schrieb über Vichuty Ly für Save the Children

Die Kranken­schwester Anne Watts war jahr­zehntelang im internationalen Einsatz für Save the Children, auch in Thai­land. Als sie das Jugendbild von Vichuta Ly sieht, werden Erinnerun­gen an die erste Begegnung der beiden vor vielen Jahren wach.