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Vanessa Ntakirutimana im Fotoprojekt von Save the Children

Vanessa Ntakirutimana (29)
Ruanda

"Die Traurige" – Genozid Ruanda (1994)

Vanessa war fünf Jahre alt, als beim Völkermord gegen die Tutsis in Ruanda 1994 innerhalb von 100 Tagen rund eine Million Menschen getötet wurden. Wie Hunderttausende andere floh auch sie vor der beispiellosen Gewalteruption. Ihre Mutter band sie und zwei ihrer Geschwister an den Hemdsärmeln zusammen, damit sie einander in dem Menschenstrom nicht verlieren.
 

Vanessa floh mit ihrer Familie und verlor dabei ihre Mutter aus den Augen
„Meine Mutter rief: ‚Aufwachen! Wir müssen weg! Es ist Krieg.‘ Meine Mutter packte ein paar Sachen zusammen und wir rannten los. Ich weiß nicht mehr, wie wir uns verloren haben. Aber seither habe ich sie nicht mehr gesehen.“
Vanessa floh mit ihrer Familie und verlor dabei ihre Mutter aus den Augen
Vanessa Kindheitsfoto ich lebe

Mit ihren Geschwistern zieht Vanessa ohne Eltern oder Familienangehörige von Ort zu Ort. Wohin sie gehen sollen wissen sie nicht. Also laufen sie einfach weiter, gemeinsam mit Hunderttausenden von Flüchtenden. Sie haben Hunger, ab und zu gibt ihnen jemand einen Schluck Wasser in die Hand. Irgendwann kommen sie an einen Ort, an dem Save the Children tätig ist. Die Organisation sucht wie viele andere auch nach dem Völkermord Angehörige für die insgesamt wohl 300.000 umherirrenden Kinder, die von ihren Familien getrennt wurden.
Dazu hängt Save the Children Polaroid Fotos an öffentlichen Orten aus. Geschulte Teams suchen landesweit nach deren Familien. Auch Vanessa und ihre Geschwister werden fotografiert. Die Polaroids existieren heute noch. Doch was oft glückt, gelingt in Vanessas Fall nicht. Was mit ihren Eltern geschehen ist, hat Vanessa nie erfahren.

Polaroids aus Vanessas Kindheit zum Fotoprojekt 100 Jahre Save the Children
Gedenken an Genozid gegen die Tutsi, Ich lebe - Fotoprojekt
„Ich wünsche mir, meine Mutter zumindest beerdigen zu können. Das konnte ich nie tun. Oftmals sehe ich Menschen bei Begräbnissen und denke daran, dass ich meine Mutter nie beerdigt habe.“
Gedenken an Genozid gegen die Tutsi, Ich lebe - Fotoprojekt
Vanessa lebt heute in einem Dorf in Ruanda, Fotoprojekt 100 Jahre Save the Children

Heute lebt Vanessa mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in einem Dorf nahe der Grenze zum Kongo. Noch immer ist sie tief traumatisiert. Über die Vergangenheit spricht sie nicht gerne. Lieber schaut sie in die Zukunft.

Vanessa mit ihrer kleinen Tochter auf einer Bananenplantage, 100 Jahre Save the Children Ich lebe
Fotos von Vanssa als Teil des Fotoprojekts Ich Lebe von Save the Children
Portrait von Vanessa und ihrer Tochter von DOminic Nahr
„Meine Tochter hat Mutter und Vater. Der Vater tut was er kann, damit sie zur Schule gehen kann. Ich richte ihre Kleider her, zeige ihr meine Liebe. Ich hatte nichts davon. Ich hoffe, dass meine Kinder ein besseres Leben haben als ich.“
Portrait von Vanessa und ihrer Tochter von DOminic Nahr

Ich wünschte, Ruanda wäre eine tragische Verirrung und solche Gräuel lägen hinter uns. Doch das tun sie nicht.

Jon Swain, Kriegsreporter