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Zentralafrikanische RepublikPublisher Save the Children04.07.2023Zentralafrikanische Republik

Massive Gewalt gegen Kinder in der Demokratischen Republik Kongo

In der Demokratischen Republik Kongo wurden laut einem neuen UN-Bericht im vergangenen Jahr die meisten Kindesentführungen gezählt: Kinder wurden verschleppt, von Bewaffneten rekrutiert, vergewaltigt und getötet. Save the Children verurteilt die massiven Kinderrechtsverletzungen in dem zentralafrikanischen Land und fordert dringend mehr Schutz für die Kinder in dem vergessenen Konflikt, der international viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.

Naomi* kommt aus der östlichen Provinz Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo und überlebte mit acht Jahren einen grausamen sexuellen Übergriff. In der Zukunft möchte sie einmal Kindern helfen, die ebenso Opfer von Gewalt wurden. © Serge Kabeya / Save the Children

Der jährlich erscheinende und traurige Report „Children and Armed Conflict“ (CAAC) der Vereinten Nationen über Kinderrechtsverletzungen in Konfliktgebieten weltweit legte bereits im Jahr 2021 offen, dass Kinder in der Demokratischen Republik Kongo die meisten Rechtsverletzungen erleiden. Auch im letzten Jahr wurden in dem Land 3.377 gelistete Vergehen an Kindern – und damit die meisten weltweit – registriert. Die Kinder erleben die grausamsten Taten, darunter Rekrutierung, Entführung, sexuelle Gewalt, Verstümmelung und Tötung. Greg Ramm, Länderdirektor von Save the Children in der Demokratischen Republik Kongo sagt:

In der Demokratischen Republik Kongo erleben Kinder die schrecklichsten Dinge, die man sich vorstellen kann, tagtäglich werden ihre Rechte massiv verletzt. Dennoch ist die humanitäre Hilfe für das Land stark unterfinanziert. Es gibt zu wenig Lebensmittel, Gesundheitsdienste und Unterkünfte, zu wenig Bildungsmöglichkeiten und psychosoziale Betreuung für die Opfer von Misshandlungen.

Internationale Hilfe völlig unzureichend

Etwa 6,2 Millionen Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben und allein im März 2023 wurden 330.000 Binnenvertriebene in der Demokratischen Republik Kongo gezählt. Der Bedarf an humanitärer Hilfe ist nur zu 28 Prozent finanziert, was die humanitäre Notlage verschlimmert. Das Land gilt als vergessener Konflikt: Im vergangenen Jahr zeigte Save the Children im Bericht „Krieg gegen Kinder: Tödliches Vergessen“, dass die Ukraine zwischen Januar und Ende September 2022 fünfmal mehr Aufmerksamkeit in den Medien erhielt als die zehn gefährlichsten Konfliktländer der Welt zusammen, zu denen die Demokratische Republik Kongo zählt. Das Land gilt neben Jemen und Afghanistan als gefährlichster Ort der Welt für Kinder.

Was passiert in der Demokratischen Republik Kongo?



Was sind Kolonialverbrechen?

Kolonialverbrechen sind Ereignisse der Kolonialgeschichte, in der europäische Länder andere Länder und Kontinente gewaltvoll erobert und ausbeutet haben. Im 19. Jahrhundert brachte Europa fast den ganzen afrikanischen Kontinent unter seine Herrschaft. Die heutige Demokratische Republik Kongo wurde lange von der Kolonialmacht Belgien beherrscht. Einheimische wurden unterdrückt, enteignet und versklavt. Die Folgen der Kolonialverbrechen zeigen sich bis heute in den Konflikten in der Demokratischen Republik Kongo und in vielen weiteren ehemaligen Kolonien in Afrika.

Bewaffnete Gruppen und die Armee kämpfen seit Jahrzehnten um die Macht. Das Land ist von schweren Kolonialverbrechen und Gewaltherrschaften geprägt – die Folgen wirken sich bis auf die Gegenwart aus. Die Bevölkerung gehört zu den ärmsten der Welt, gleichzeitig ist das Land sehr reich an Rohstoffen.

Ein weiteres Problem ist die hohe Rate an Kinderarbeit: Rund 38 Prozent der Kinder im Kongo arbeiten. Viele davon sind unter den gefährlichsten Bedingungen im Bergbau tätig, wo sie Rohstoffe wie etwa Kobalt abbauen. Kobalt wird beispielsweise in Alltagsgegenständen wie Smartphones, Computern und E-Autos verarbeitet, die vor allem in den reichen Ländern konsumiert werden. Save the Children arbeitet unter anderem in der Demokratischen Republik Kongo daran, Risiken und Verletzungen entlang von globalen Lieferketten wie etwa Kinderarbeit zu beenden. Dafür entwicklen wir gemeinsam mit Unternehmen Lösungen, um Kinderrechte entlang der Lieferketten zu schützen.


Der Krieg muss enden

„Die Regierung und die internationale Gemeinschaft müssen dafür sorgen, dass die Verantwortlichen für Kinderrechtsverletzungen zur Rechenschaft gezogen werden. Schulen müssen sichere Orte sein, die Kindern Schutz vor Kämpfen bieten. Dieser Krieg gegen Kinder muss enden“, appelliert Länderdirektor Greg Ramm. „Weltweit leben rund 468 Millionen Kinder in Konfliktgebieten und sind ständig in Gefahr, getötet oder verletzt zu werden“ sagt Lea Meyer, Advocacy Managerin für Humanitäre Hilfe bei Save the Children Deutschland.

Sie erleben Gewalt und Zerstörung, müssen fliehen und werden ihrer grundlegenden Rechte beraubt. Diejenigen, die für die schweren Verbrechen an Kindern verantwortlich sind, dürfen nicht straffrei davonkommen. Die Bundesregierung muss sich dafür stark machen, dass Kinderrechtsverletzungen – egal wo sie verübt werden – lückenlos dokumentiert und untersucht und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden.

Save the Childrens Arbeit

Save the Children arbeitet seit 1994 in der Demokratischen Republik Kongo und unterstützt dort vor allem Vertriebene des Konflikts mit humanitärer Hilfe. Außerdem sind wir in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Kinderschutz aktiv. Im Rahmen unserer Kinderschutz-Projekte identifizieren wir Kinderrechtsverletzungen in globalen Lieferketten, um diese zu beenden. 

Weltweit brauchen Kinder in Konfliktgebieten die nötige internationale Aufmerksamkeit und eine angemessene Unterstützung, um in Sicherheit aufwachsen und leben zu können. Save the Children kämpft für eine Welt, in der jedes Kind die gleichen Rechte sowie Chancen hat und versorgt ist, so dass es sich entfalten und in Würde leben kann. Stehen Sie gemeinsam mit uns an der Seite der Kinder und unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende – vielen Dank!

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