Kinderarmut: Wenn Weihnachten (kleiner) ausfallen muss
In wenigen Tagen ist Weihnachten. Ein Fest, das von über 80 Prozent der Bevölkerung in Deutschland gefeiert wird. Genau wie andere religiöse und weltanschauliche Feiertage und Feste sind die Weihnachtsfeiertage auch für Kinder etwas ganz Besonderes. Doch für die fast drei Millionen Kinder in einkommensarmen Familien ist Weihnachten oft mit Verzicht und Ausgrenzungserfahrungen verbunden.
Schon die Vorweihnachtszeit ist geprägt von geschäftiger Aufregung. Viele Kinder erzählen sich gegenseitig von ihren Weihnachtswünschen und schreiben gemeinsam Wunschzettel. In Schule und Kita steigt die Vorfreude auf besondere Ausflüge (mit entsprechenden Eintrittspreisen) und auf die Weihnachtsfeiern, wo es üblich ist, zu wichteln und einander kleine Geschenke zu machen.
Ausgrenzung, Scham und Verzicht statt unbeschwertem Beisammensein
Für die meisten Menschen sind die Festtage eine besondere Zeit der Geselligkeit und des Feierns mit Freund*innen und Verwandten. Eine Zeit glitzernder Dekoration und leckeren Essens, des Schenkens und Beschenkt-Werdens. Was viele nicht sehen: Dass all dies für Kinder in Familien mit wenig Geld in Deutschland nur eingeschränkt möglich ist. Denn die Kosten für Essen und Trinken, Weihnachtsbaum und -deko, Kurz-Reisen zum Besuch von Familienangehörigen sowie Geschenke sind oft enorm und in den letzten Jahren durch die Inflation noch einmal angestiegen. In Deutschland planen Menschen zum Beispiel 2023 allein 507 Euro pro Kopf für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Zahlen eines Marktforschungsinstituts aus dem Jahr 2018 sagen aus, dass durchschnittlich pro Kind 162 Euro von den Eltern für Geschenke ausgegeben wurden. Dieser Betrag dürfte dieses Jahr bedingt durch die Inflation erheblich höher ausfallen.
Fast drei Millionen Kinder von Armut betroffen
Für die fast drei Millionen Kinder in einkommensarmen Familien ist das, was als 'normal' angesehen wird, oft nicht finanzierbar. Das gilt für viele Familien mit niedrigem Einkommen und insbesondere für solche, die Bürgergeld oder andere Grundsicherungsleistungen beziehen.
- Der Weihnachtsbaum, der für eine festliche Atmosphäre sorgt? – Im Bürgergeld nicht vorgesehen.
- Eine Feier für Familie und Freund*innen organisieren und diese lecker bekochen? – Mit dem Bürgergeld kaum umsetzbar.
- Ein Wunschzettel, der sich unter dem Weihnachtsbaum in Geschenke verwandelt? – Mit dem Bürgergeld nur sehr begrenzt möglich.
- Mit dem Zug oder Auto zur Verwandtschaft reisen? – Mit den Mitteln des Bürgergelds nicht bezahlbar.
Weihnachten und andere Feiertage zeigen deutlich, dass das Bürgergeld und andere Grundsicherungsleistungen nicht das 'Schlaraffenland' sind, das so häufig in den politischen Debatten der letzten Wochen gezeichnet wurde. Die sogenannten Regelsätze sind knapp bemessen und lassen Ausgaben, die über die dringendsten Bedarfe hinausgehen, kaum zu. Das bedeutet, dass Weihnachten, oder andere ähnliche Feiertage, kleiner ausfallen müssen und Geldsorgen einem unbeschwerten Fest entgegenstehen.
Vorgesehene Regelsätze machen Teilhabe kaum möglich
Die Geldsorgen begleiten einkommensarme Familien nicht nur in den Feiertagen, sondern ziehen sich durch ihren Alltag. Für die Mobilität von Jugendlichen zwischen 14 bis 17 Jahren sind in den Regelsätzen von 2023 nur 26,52 Euro pro Monat vorgesehen. Eine Zugreise mit dem ICE zu weiter entfernt wohnenden Verwandten ist bei Preisen von beispielsweise über 100 Euro für die Strecke Berlin-Köln vor den Feiertagen nicht machbar. Für ein Kind unter 7 Jahren sind nur 3,48 Euro pro Tag für Nahrungsmittel vorgesehen. Das reicht bei Weitem nicht für eine gesunde Ernährung aus. Ähnlich sieht es im Bereich Bildung aus. Hier sehen die Regelsätze je nach Alter des Kindes nicht einmal 2 Euro vor. Alles darüber hinaus muss z.T. umständlich über Bildungs- und Teilhabe-Leistungen beantragt werden oder an anderer Stelle abgespart werden.
Allen Widrigkeiten zum Trotz geben armutsbetroffene Eltern meist alles für ihre Kinder und sparen eher bei sich selbst. Sie möchten ihren Kindern ein bestmögliches Aufwachsen ermöglichen – das zeigen auch wissenschaftliche Studien. Jeder zusätzliche Euro Unterstützung wäre daher eine Entlastung für in Armut lebende Familien und teilhabefördernd für ihre Kinder.
Teilhabe kostet Geld
Für uns bei Save the Children ist klar: In Deutschland muss mehr gegen Kinderarmut unternommen werden. Denn kein Kind sollte hungern müssen oder ausgegrenzt werden, nur weil seine Familie nicht genug Geld hat. Deshalb setzen wir uns für eine Kindergrundsicherung ein, die dafür sorgt, dass jedes Kind die Leistungen bekommt, die ihm zustehen und dass diese Leistungen neu bemessen werden. Dafür muss es eine echte, von Expert*innen und Kindern begleitete Neubestimmung dessen geben, was jedes Kind zu jeder Zeit braucht. Gerade an Weihnachten und anderen Feiertagen gilt: Eine reiche Gesellschaft sollte kein Kind zurücklassen.
Mit Ihrer Spende zu Weihnachten Kinder in Not unterstützen
Für alle, die gleich doppelt Freude verschenken möchten und sich zu Weihnachten mit einer Spende für Kinder in Not engagieren wollen, haben wir hier ein paar Möglichkeiten zusammengestellt.