Syrien: Chronik eines zehnjährigen Krieges
Zehn Jahre Krieg in Syrien prägen eine ganze Generation: Fast sechs Millionen Kinder wurden in diesen Konflikt hineingeboren. Bewaffnete Gewalt, Zerstörung, Leid und Flucht sind Teil ihres Lebens. Wir werfen einen Blick darauf, wo der Syrien-Krieg seinen Anfang nahm und welche Auswirkungen er auf die Kinder hat – und wie wir ihnen in diesem Konflikt beistehen.
Seit Beginn der Proteste in Syrien im März 2011 sind Hundertausende Menschen dem darauffolgenden Krieg zum Opfer gefallen – ein Konflikt, der bis zum heutigen Tag anhält. Etwa 12.000 Kinder wurden seit Ausbruch des Krieges getötet oder verletzt. Etwa die Hälfte der Kinder in Syrien kennt nichts anderes als ein Leben in einer humanitären Krise. Viele von ihnen wurden als Kindersoldaten rekrutiert, mussten ihre Heimat verlassen, können nicht mehr zur Schule gehen oder haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung.
So wirkt sich der Syrien-Krieg auf Kinder aus
2011: Kinder leben in Unsicherheit und Gefahr
Im März 2011 protestieren syrische Bürger*innen für demokratische Grundrechte. Die Regierung reagiert auf die Demonstrationen mit zunehmender Gewalt. Innerhalb weniger Monate fliehen immer mehr Familien aus dem Land, um sich in Sicherheit zu bringen.
Unsere Hilfe: Save the Children ist in den Nachbarländern Syriens aktiv und leistet überlebenswichtige Unterstützung für besonders betroffene Kinder und ihre Familien.
2012: Kinder werden Opfer brutaler Angriffe
Der bewaffnete Konflikt erfasst das gesamte Land – mit verheerenden Folgen für die Kinder. Bei einem Massaker werden 40 Kinder getötet. Der 14-jährige Hassan* erinnert sich: “Sie lassen die Kinder vor sich herlaufen, um sich selbst zu schützen und nicht getroffen zu werden. Sie machen aus Kindern menschliche Schutzschilder.”
Unsere Hilfe: Unsere Teams nehmen nun die Arbeit innerhalb Syriens auf. Die Bilanz Ende 2012: 83.000 Kinder wurden von uns mit dem Nötigsten versorgt, erhielten Nahrung, eine sichere Unterkunft und lebensrettende Gesundheitsdienste.
2013: Nahrung wird knapp
Erstmals werden Chemiewaffen eingesetzt, auch gegen Zivilisten. Bei einem Giftgasangriff sterben 400 Kinder. Der Krieg eskaliert, Nahrungsmittel werden knapp, viele Menschen hungern. “Am Ende sind wir geflohen. Es war nicht nur wegen der Bomben und Schießereien. Es gab nichts mehr zu essen, der Hunger war überall. Hunger und Bomben: Das kann niemand überleben”, sagt Shadia*, deren Tochter Maya* akut mangelernährt war.
Unsere Hilfe: Wir versorgen mangelernährte Kinder mit therapeutischen Nahrungsmitteln. In diesem Jahr erreichen wir 1,2 Millionen Kinder in Syrien, im Libanon, in Jordanien, dem Irak und Ägypten.
2015: Kinder riskieren ihr Leben, um zur Schule zu gehen
Schulen sind für Kinder in Syrien kein sicherer Ort mehr. Bei einem Raketenangriff wird eine Schule in der syrischen Provinz Idlib getroffen. Acht Kinder sterben, fast 60 werden verletzt.
Unsere Hilfe: Unsere Teams unterstützen mehr als eine Million Kinder und ihre Familien dabei, einen sicheren Zufluchtsort zu finden und versorgen sie mit lebenswichtiger Hilfe. Zudem erreichen wir 340.000 Kinder innerhalb Syriens.
2016: Der Konflikt macht viele Kinder zu Waisen
Für humanitäre Organisationen wird der Zugang zu den 4,6 Millionen Menschen, die in den umkämpften Gebieten dringend humanitäre Hilfe brauchen, immer schwieriger. Viele Kinder haben einen oder beide Elternteile verloren. Die 14-jährige Asmaa* hat dies selbst beobachtet: “Da waren so viele Kinder, die ihre Eltern verloren hatten und allein zurückblieben. Sie haben nichts, und niemand hilft ihnen.“
Unsere Hilfe: In Syrien erreichen wir über 865.000 Kinder. Zudem bauen wir unsere Bildungsprojekte aus und unterstützen mehr als 70.000 Kinder dabei, wieder zu lernen.
2017: Die psychische Gesundheit von Kindern leidet extrem
Der Syrienkrieg hat sich zur größten Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg entwickelt. Für Kinder und ihre psychische Gesundheit sind die Folgen des Krieges fatal. Man geht davon aus, dass zwei Drittel nahe Angehörige verloren haben, erleben mussten, wie ihr Zuhause zerstört wurde oder wie Menschen im Konflikt Verletzungen erlitten haben.
Unsere Hilfe: Save the Children führt eine Studie zur psychischen Gesundheit mit Kindern und Erwachsenen in Syrien durch. 100 Prozent der Kinder geben an, dass die anhaltende Gewalt die Hauptursache für psychische Belastungen in ihrem Leben ist.
2020: Die Pandemie und die Folgen
Schätzungsweise 50 Prozent der Kinder in Nordsyrien gehen nicht mehr zur Schule. Salam* (10) und Rami* (13) belastet die Pandemie dennoch weniger als “das, was wir vorher durchlebt haben: Hunger, Kälte, Flucht, Besatzung […]. Corona ist nichts im Vergleich dazu.“ Dennoch fürchten sich die beiden Kinder vor der Ausbreitung des Virus, denn “wir haben hier keine Medikamente“.
Unsere Hilfe: Save the Children setzt sich dafür ein, den drohenden Bildungsnotstand zu verhindern – mit neuen Methoden des Distanzlernens. Zudem klären unsere Teams zu Schutzmaßnahmen gegen das Virus auf und verteilen Hygiene-Kits.
2021: So können Sie syrischen Kindern beistehen
Unsere Teams bleiben an der Seite der Kinder: Denn nach über zehn Jahren Krieg ist noch immer kein Frieden in Sicht. Nach Angaben des UNHCRs stellen syrische Geflüchtete die weltweit größte Flüchtlingsgruppe der Welt, mit etwa 25 Prozent der Menschen auf der Flucht weltweit. Eine Million syrische Kinder wurden als Geflüchtete in Nachbarländern geboren, wo sie zum Großteil in Flüchtlingsunterkünften ausharren.
Damit diese Kinder eine Zukunft ohne Krieg erleben dürfen, setzen wir uns auch in diesem Jahr gemeinsam mit der Frauenzeitschrift BRIGITTE und dem “Schal fürs Leben” besonders für diese Kinder ein. Dabei können Sie mitmachen und mit dem “Schal fürs Leben” Hoffnung spenden. Mehr dazu, wie Sie die Aktion unterstützen und somit syrischen Kindern beistehen können, erfahren Sie hier.
