6 Faktoren unter denen Kinder im Ukraine-Krieg leiden
Über 7,5 Millionen Kinder sind vom Krieg in der Ukraine betroffen. Die Auswirkungen auf ihren Alltag sind verheerend: Über 1.000 Kinder wurden im vergangenen Jahr verletzt oder getötet, viele mussten aus ihrer Heimat fliehen oder tagelang in Bunkern ausharren. Wir haben sechs Faktoren ausgemacht, die das Leben der Kinder in der Ukraine besonders belasten.
1. Ständige Lebensgefahr
Kuscheltiere vor einem Wohnhaus in Dnipro. Sie sind ein trauriges Symbol für die konstanten Gefahren, denen Kinder in der Ukraine täglich ausgesetzt sind. Das Appartment-Gebäude wurde im Januar von einer Rakete zerstört, sechs Kinder starben und 126 Menschen wurden verletzt.
Das Leben der Kinder in der Ukraine ist auf Schritt und Tritt bedroht. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden mit Stand vom 6. Februar 2023 seit Beginn des Konflikts 438 Kinder in der Ukraine getötet und 851 verletzt.
2. Traumatisierende Erfahrungen
Die konstante Bedrohung durch Raketen- und Artillerieangriffe sowie das tägliche Sirenengeheul haben tiefgreifende Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von Kindern in der Ukraine. Psychosoziale Unterstützung ist unerlässlich, um langfristige Traumata zu verhindern.
Aus diesem Grund hat Save the Children in der gesamten Urkaine Schutz- und Spielräume eingerichtet. Hier können Kinder spielen, Kontakte knüpfen, Stress abbauen einfach nur Kind sein. Außerdem arbeiten wir mit Organisationen zusammen, die Kinder mit ausgebildeten Therapie-Haustieren besuchen. Sie sind darauf spezialisiert, Stress bei Kindern zu erkennen und helfen ihnen auf besondere Weise, ihre Erlebnisse zu verarbeiten.
3. Leben im Bunker
Luftangriffe und Explosionen haben dazu geführt, dass Millionen Kinder in der Ukraine im vergangenen Jahr etwa 900 Stunden in Bunkern und unterirdischen Schutzräumen verbringen mussten. Das sind etwa 40 Tage!
Wir verteilen spezielle Bunker-Kits, die u.a. verschiedene Spielzeuge und Bastel- und Lernmaterialien enthalten. So können sich die Kinder etwas ablenken und ein Stück Normalität zurückgewinnen.
4. Zerstörte Schulen und Krankenhäuser
Die Zahlen des ukrainischen Ministeriums für Bildung und Wissenschaft sind erschreckend: Im vergangenen Jahr wurden durchschnittlich jeden Tag vier Schulen zerstört oder beschädigt. Außerdem gab es seit der Eskalation des Konflikts am 6. Februar 2023 insgesamt 764 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen. Somit ist die Bildung und die Gesundheitsversorgung im Land in großer Gefahr. Zusätzlich erschweren häufige Stromausfälle die Möglichkeit digital zu unterrichten.
Save the Children hat in der gesamten Ukraine digitale Lernzentren eingerichtet und Bildungskits verteilt, damit Kinder sowohl online als auch offline weiterlernen können.
Außerdem beliefern wir Krankenhäuser und mobile Gesundheitsteams mit medizinischen Geräten, Medikamenten und weiteren Materialien. Unser Schwerpunkt liegt hier auf der Gesundheit von Müttern und Neugeborenen.
5. Getrennte Familien
Nach der Eskalation des Ukraine-Konflikts im Februar 2022 mussten Millionen Menschen aus der Ukraine fliehen. Viele Kinder haben ihr gewohntes Leben hinter sich gelassen und mussten sich von ihrer Familie oder geliebten Menschen trennen.
Über sechs Millionen Menschen innerhalb der Ukraine sind derzeit auf der Flucht, während fast acht Millionen nach Europa geflohen sind.
Flucht und Trennung wirken sich oft negativ auf die mentale Gesundheit aus. Eine Umfrage von Save the Children ergab, dass sich 44 Prozent der geflüchteten Kinder in Europa einsam fühlen, während sich 55 Prozent Sorgen um ihre Zukunft machen. Neben unserer Arbeit in der Ukraine und den Nachbarländern haben wir auch in Deutschland umfassende Programme gestartet, damit Kinder und ihre Familien sicher ankommen können.
6. Armut
Angetrieben von Krieg und steigender Inflation ist die Armut in Osteuropa und Zentralasien in diesem Jahr laut UNICEF um 19 Prozent gestiegen. Eine weitere halbe Million Kinder in der Ukraine lebt mittlerweile unter der Armutsgrenze.
Die Not für Kinder in der Ukraine hat sich aufgrund schwindender Ernten verschärft – 40 Prozent des für den Weizenanbau vorgesehenen Landes wurden zerstört, was zu immensen wirtschaftlichen Problemen in der Heimat führt und gleichzeitig das Leben von Millionen von Kindern in afrikanischen Ländern gefährdet, die auf Getreide angewiesen sind, um zu überleben.
Im Krieg leiden Kinder am meisten
Nicht nur in der Ukraine sondern auch in Ländern wie Syrien oder dem Jemen leiden Kinder unter jahrelangen Konflikten und Kriegen. Insgesamt leben über 449 Millionen Kinder weltweit in Kriegs- oder Konfliktgebieten. Wie sich ihre täglichen Erfahrungen auf ihre mentale Gesundheit auswirken und was Save the Children tut, um Kinder in Kriegen und Konflikten emotional aufzufangen und psychosozial zu unterstützen, können Sie hier nachlesen. In unserer im Februar 2023 erschienenen Studie: Safe for some - Europe's selective welcome to children on the move stellen wir fest, dass Kinder, die vor Kriegen aus ihrer Heimat fliehen müssen, in Europa ungleich behandelt werden. Save the Children unterstützt Kinder auf der Flucht in ganz Europa, beispielsweise bei der Registrierung und Unterbringung, bietet psychosoziale Betreuung an und unterstützt Kinder beim Zugang zu Bildung. Auf politischer Ebene setzen wir uns für dauerhafte Lösungen, die Verbesserung der Schutzsysteme sowie bessere Gesetze und Verfahren ein.