Neuer Bericht: 337 Millionen Kinder gefährdet, in Konflikten rekrutiert zu werden
Die Berichtreihe "Krieg gegen Kinder" von Save the Children analysiert Konfliktentwicklungen weltweit und deren Folgen für Kinder. Die heute veröffentlichte sechste Ausgabe zeichnet ein überaus beunruhigendes Bild: Die Zahl der Kinder, die weltweit in Konfliktgebieten aufwachsen, steigt weiter an. Dadurch sind immer mehr Kinder gefährdet, von bewaffneten Gruppen rekrutiert und eingesetzt zu werden.

Kinder tragen in jedem Krieg die Hauptlast. Obwohl sie einen besonderen Anspruch auf Schutz vor Gewalt haben, werden sie zunehmend von bewaffneten Gruppen zu Kriegszwecken ausgenutzt. Der neue Bericht "Stoppt den Krieg gegen Kinder: Rekrutierung im Fokus" zeigt, dass im Jahr 2020 rund 452 Millionen Jungen und Mädchen in Konfliktgebieten lebten. Das entspricht jedem sechsten Kind auf dieser Welt. Zudem ist die Anzahl der Kinder, die in Gebieten mit besonders hoher Konfliktintensität leben, um 19 Prozent auf einen neuen Höchststand angestiegen: 193 Millionen Kinder leben in den am stärksten umkämpften Gebieten weltweit.
Dieser starke Anstieg ist auf Gewaltausbrüche in Mosambik sowie auf die anhaltenden oder verschärften Konflikte in Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo, Nigeria und im Jemen zurückzuführen. Diese Länder haben gleichzeitig mit schweren Auswirkungen des Klimawandels sowie mit wachsenden Hungerkrisen zu kämpfen.
Das Ende der Kindheit: Rekrutierung für den Krieg
Eine Kindheit in Konfliktgebieten bedeutet für diese Kinder eine ganze Reihe an Entbehrungen: viele mussten ihr Zuhause verlassen und sind auf der Flucht, haben Freund*innen oder Familienmitglieder verloren, sind traumatisiert durch das Erlebte oder wurden selbst verletzt. Eine weitere verheerende Folge stellt der neue Bericht in den Fokus: Die Rekrutierung von Kindern für den Krieg. Denn das Risiko für Kinder in Konfliktgebieten, von Streitkräften und bewaffneten Gruppen rekrutiert und eingesetzt zu werden, ist zuletzt immer größer geworden. Im Vergleich zum Jahr 1990, wo dies weniger als fünf Prozent der Kinder betraf, waren im Jahr 2020 bereits 14 Prozent, genauer 337 Millionen Kinder, gefährdet. Das geht aus Hochrechnungen des Peace Research Institute Oslo (PRIO) und Save the Children hervor.
Diese Kinder werden nicht freiwillig zu Konfliktbeteiligten, sondern teilweise entführt, oder gezielt durch bewaffnete Gruppen angeworben. Da Kinder in Krisengebieten oft in Armut und unter menschenunwürdigen Bedingungen überleben müssen, sehen viele keinen anderen Ausweg aus ihrer Not, als sich rekrutieren zu lassen. Andere Gründe wie der Schutz der eigenen Familie oder kein Zugang zu Bildung machen diese Kinder ebenfalls immer anfälliger für Rekrutierungen. Zudem sind Kinder in immer mehr Ländern akut gefährdet, für Kriegszwecke missbraucht zu werden. Die Zahl der Länder erreichte mit 39 ebenfalls einen neuen Höchststand. In Syrien, Afghanistan und im Jemen ist die Gefahr einer Rekrutierung für Kinder statistisch am höchsten. Die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie haben diese dramatische Entwicklung noch verschärft.
Verbrechen an Kindern in Kriegsgebieten sofort beenden
Die Rekrutierung von Kindern für den Krieg ist eines der schwersten Verbrechen an Kindern. Wir appellieren an die Regierungen der Welt, Sicherheitsexperten, internationale Geber, die Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen, zusammenzuarbeiten, um internationale Regeln und Standards zum Kinderschutz einzuhalten. Verstöße gegen diese Abmachungen müssen verfolgt und der Kinderschutz auf allen Ebenen priorisiert werden.
Kinder haben ein Recht auf eine Kindheit. Wir werden weiterhin alles dafür tun, so viele betroffene Kinder wie möglich in den Konfliktgebieten zu erreichen und humanitär zu versorgen.
Anmerkung der Redaktion: Die deutsche Kurzfassung des Berichts "Stoppt den Krieg gegen Kinder: Rekrutierung im Fokus" finden Sie hier. Den vollständigen englischen Bericht finden Sie hier.