5 Fakten über das Recht auf Nahrung in der Klimakrise
Die Klimakrise wird zu einem immer größeren Risikofaktor für die Ernährungssicherheit von Kindern weltweit. Schätzungen zufolge litten im Jahr 2020 zwischen 720 und 811 Millionen Menschen Hunger – das entspricht zehn Prozent der Weltbevölkerung. Fast 200 Millionen Kinder wachsen aufgrund von Mangelernährung mit Wachstumsstörungen oder Entwicklungsverzögerungen auf. Was der Klimawandel für das Recht auf Nahrung bedeutet, erklären wir hier in fünf Fakten.
1. Länder, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen, sind am meisten betroffen
Der Klimawandel kommt unter anderem in Form von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen, Dürren oder Starkregen und Überflutungen zum Ausdruck. Diese sind zwar auch in der Vergangenheit schon aufgetreten, können durch die Klimakrise aber häufiger und stärker werden. 90 Prozent der Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen waren zwischen 2015 und 2020 sogar von drei bis vier verschiedenen Arten von Extremwetterereignisse betroffen. In den fünf Jahren bis 2014 waren es nur 60 Prozent.
Solche Wetterextreme können zu Missernten führen, besonders wenn sie in eigentlich untypischen Jahreszeiten auftreten. Wiederkehrende Dürren über mehrere Jahre sind besonders gefährlich. Sie beeinträchtigen sowohl den landwirtschaftlichen Anbau als auch die Viehzucht, sodass weniger ausgewogene Nahrung zur Verfügung steht. Darunter leiden besonders Kinder, denn eine gesunde Ernährung ist zentral für ihre körperliche und kognitive Entwicklung. Schon jetzt leben 160 Millionen Kinder in Gebieten mit starken Dürren und sind deswegen durch Mangelernährung bedroht.
2. Jedes dritte Kind lebt in einem Land, das besonders anfällig für die Klimakrise ist
Die Folgen der Klimakrise sind weltweit spürbar. Aber nicht alle Menschen sind ihnen gleichermaßen ausgesetzt: Manche Gebiete sind stärker von Extremwetterereignissen betroffen, und manche sind weniger gut vorbereitet auf die Folgen. Für wen werden die Auswirkungen des Klimawandels also besonders gravierend sein? Eine Analyse von Save the Children zeigt, dass Millionen Kinder stark durch die Klimakrise betroffen sein werden.
Dazu wurden Daten und ein Index der Notre Dame Global Adaptation Initiative (ND-GAIN) herangezogen. Der ND-GAIN-Index misst, ob Länder besonders anfällig für Wetterextreme sind und inwiefern sie über Kapazitäten verfügen, sich darauf vorzubereiten und die Folgen aufzufangen. 45 Länder sind laut diesem Index starken Wetterextremen in hohem Maße ausgesetzt, aber nicht ausreichend darauf vorbereitet und somit anfällig für klimabedingte Katastrophen. In diesen Ländern leben 710 Millionen Kinder – das sind ein Drittel aller Kinder weltweit.
3. Bereits jetzt hungern Menschen aufgrund von Klimafolgen
155 Millionen Menschen waren 2020 von einer Hungerkrise betroffen – und für 15,7 Millionen waren Wetterextreme der Hauptgrund dafür. Von einer Hungerkrise spricht man, wenn mehr als 20 Prozent der Haushalte in einem Gebiet ihren Nahrungsbedarf nicht mehr decken können und viele Menschen akut mangelernährt sind. Wetterextreme wie Dürren und Starkregen, die durch die Klimakrise häufiger werden, führen zu Missernten und unterbrechen Lieferketten.
In der Folge steigen Lebensmittelpreise stark und eine ausgewogene Ernährung wird für viele Familien zu teuer. Bewaffnete Konflikte und wirtschaftliche Krisen tragen ebenfalls zur Ernährungskrise bei und treten immer wieder zusammen mit Wetterextremen auf. In diesen Situationen sind gerade Familien, die ohnehin in Armut leben, von Ernährungsunsicherheit betroffen. Der Kampf gegen Hunger und Mangelernährung ist also noch lange nicht gewonnen. Um diese Klimafolgen nachhaltig zu bekämpfen, die Lebensmittelversorgung krisenfest zu gestalten und in Krisensituationen schnell Unterstützung zu leisten, müssen auch in Zukunft ausreichende finanzielle Mittel bereitgestellt werden.
4. Die richtige Ernährung in den ersten 1000 Tagen im Leben eines Kindes ist entscheidend
Wenn Kinder über einen längeren Zeitraum nicht ausreichend ausgewogene Nahrung zu sich nehmen, kann ihre körperliche und kognitive Entwicklung beeinträchtigt werden. Gerade die ersten 1000 Tage im Leben eines Kindes sind dafür entscheidend. Mangelernährung bei Kleinkindern kann lebenslange gesundheitliche Folgen nach sich ziehen und wirkt sich damit auf alle Lebensbereiche aus.
Eine wenig ausgewogene Ernährung kann zudem zu Mikronährstoffmangel führen: Jede dritte junge Frau leidet unter Blutarmut (Anämie), die durch Eisenmangel verursacht wird. Damit sind oft Konzentrationsschwierigkeiten verbunden und beeinträchtigen den Schulerfolg der betroffenen Mädchen beeinträchtigen. Auch aufgrund dieser langfristigen Folgen ist es so wichtig, dass das Recht auf Nahrung von Anfang an für jedes Kind verwirklicht wird – und dass es nicht durch klimabedingte Wetterextreme unterbrochen wird.
5. Starke Gesundheits- und Versorgungssysteme schützen Kinder in der Klimakrise
Die Klimakrise kann Gesundheitsgefahren für Kinder verstärken. Infektionskrankheiten breiten sich unter Umständen schneller aus und Naturkatastrophen führen zu Verletzungen und Krankheiten. Diese Gesundheitsrisiken sind oft eng mit Mangelernährung verknüpft: Erkrankte Kinder können Nahrung schlechter aufnehmen, zum Beispiel im Fall von Durchfallerkrankungen. Sie sind somit durch Mangelernährung gefährdet. Die Folgen von Mangelernährung beinhalten wiederum ein geschwächtes Immunsystem und stärkere Anfälligkeit für Krankheiten. Hier verstärken Wetterextreme also einen gefährlichen Teufelskreis für Kinder.
Dieser Kreis lässt sich durch verlässlichen Zugang zu medizinischer Grundversorgung durchbrechen, damit Kinder durch Prävention und Behandlung geschützt sind. Im Zuge einer krisenfesten Gesundheitsversorgung können Kinder Behandlung gegen Mangelernährung erhalten, weswegen die Stärkung von Gesundheitssystemen ein zentraler Baustein im Schutz gegen Klimafolgen ist.