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RohingyaPublisher Save the Children25.08.2023Rohingya

Rohingya durch systematische Verfolgung und Hunger bedroht

Vor sechs Jahren wurden mehr als 750.000 Rohingya gewaltsam aus ihrer Heimat in Myanmar vertrieben. Sie sind Opfer von Verfolgung, Ausbeutung und schweren Menschenrechtsverletzungen. Nun sorgen Kürzungen der Nahrungsmittelhilfe dafür, dass die Überlebenden, die über die Grenze nach Bangladesch flohen und im Geflüchtetencamp Cox´s Bazar leben, weiter in Hunger und Krankheit getrieben werden. Save the Children ist besorgt und ruft zur dringenden Unterstützung auf.

Die Rohingya gehören zu den am stärksten verfolgten Minderheiten der Welt. © Saddam Hosen / Save the Children

Eskalation der Gewalt im Jahr 2017

Angehörige der Rohingya werden seit Jahrzehnten verfolgt. 2017 eskalierten die Gewaltausbrüche in einem unvorstellbaren Maße: Über 10.000 Rohingya wurden systematisch getötet, Hunderte von Frauen und Mädchen vergewaltigt. Überlebende flohen innerhalb weniger Wochen ins benachbarte Bangladesch, von denen mehr als die Hälfte Kinder waren.

Mittlerweile leben über eine halbe Million Rohingya-Kinder in den überfüllten Siedlungen von Cox`s Bazar. Die Bedingungen, unter denen sie leben, sind unwürdig: Die Camps mit insgesamt rund einer Million Geflüchteten sind überfüllt und den Menschen fehlt es an lebensnotwendigen Dingen wie Lebensmittel, sauberes Wasser, Medikamente und Hygieneartikel. Im März dieses Jahres brach zudem ein Großbrand in dem weltweit größten Geflüchtetencamp aus, durch den tausende Menschen obdachlos wurden und mehrere Menschen ums Leben kamen.

Kürzungen der Nahrungsmittelhilfe

Hinzu kommt, dass das Welternährungsprogramm seit Mitte März 2023 seine Nahrungsmittelhilfe um ein Drittel kürzen musste – auf etwa sieben Euro pro Monat beziehungsweise 25 Cent pro Tag. Weil die Angehörigen der Rohingya ohne Rechte sind, können sie die Camps nicht verlassen und keiner offiziellen Arbeit nachgehen. Somit sind sie zum Überleben auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Shaheen Chughtai, Länderdirektor von Save the Children in Bangladesch sagt:

Nach sechs Jahren ist ein Ende des Elends, das die geflüchteten Rohingya ertragen müssen, nicht in Sicht. Sie haben alle Hoffnung verloren. Ihre Kinder laufen Gefahr, eine verlorene Generation zu werden – schutz- und staatenlos. Dabei würden die meisten Geflüchteten in ihre Heimat zurückkehren, wenn eine sichere Rückkehr unter Wahrung ihrer Rechte möglich wäre. Solange das nicht der Fall ist, muss die internationale Gemeinschaft zeigen, dass sie diese Menschen nicht vergisst.

Shaheen Chughtai, Länderdirektor von Save the Children in Bangladesch

Unzureichende Hilfe

Der UN-Hilfsplan zur Unterstützung der Rohingya im Jahr 2023 in Höhe von rund 800 Millionen Euro ist nur zu 30 Prozent finanziert. Save the Children befürchtet, dass die Menschen ohne die dringend benötigten zusätzlichen Mittel weiter in Hunger und Krankheit getrieben werden.

In einer kürzlich durchgeführten Umfrage sagten mehrere Familien gegenüber Save the Children, dass sie mit dem Geld, das ihnen täglich zur Verfügung steht, nur Reis und einen Liter Öl kaufen können. Eltern erzählten, dass ihre Kinder erkranken, weil ihnen nahrhaftes Essen fehlt. Schon vor den ersten Kürzungen der Lebensmittelrationen konnten sich 45 Prozent der Rohingya-Familien nicht ausreichend ernähren. Mangelernährung war in den Camps weit verbreitet und 40 Prozent der Kinder litten an Wachstumsstörungen.

„Vor den Lebensmittelkürzungen haben wir immer frischen Fisch gegessen. Jetzt können wir nicht mal mehr genügend Linsen kaufen“, berichtet der zwölfjährige Rakib*, dessen Vater während der Gewalt in Myanmar erschossen wurde. Seine Mutter Mahbuba* hat Angst, dass die Nahrungsmittelhilfe weiter gekürzt wird. Sie sagt:

Wenn das passiert, verhungern wir.

Mahbuba*, Mutter des zwölfjährigen Rakib*

Klimakrise als weitere Gefahr

Neben den Nahrungsmittelkürzungen leiden die Bewohner*innen zunehmend auch unter den Auswirkungen der Klimakrise. Im Mai verwüstete Zyklon Mocha zahlreiche Unterkünfte. Die jüngsten sintflutartigen Regenfälle und Erdrutsche zerstörten weitere Häuser und töteten mindestens vier Menschen, darunter ein Kind und seine Mutter.

Save the Children‘s Unterstützung

Seit Beginn der Hilfsmaßnahmen im Jahr 2017 haben wir rund 600.000 geflüchtete Rohingya in Cox’s Bazar erreicht, darunter mehr als 320.000 Kinder. Save the Children betreibt mit Unterstützung der Regierung von Bangladesch mehr als hundert Zentren, in denen Kinder in ihrer Muttersprache unterrichtet werden.

Zudem betreibt Save the Children Deutschland derzeit ein Projekt in Cox’s Bazar, mit dem Ziel, Aufnahmegemeinden zu stärken, indem die Dienstleistungen für besonders gefährdete Familien in den Bereichen Gesundheit, Kinderschutz und Existenzsicherung verbessert werden. Dabei arbeitet Save the Children mit drei lokalen Partnerorganisationen zusammen, zum Beispiel mit der lokalen NGO „Bangladesh Institute of Theatre Arts“ (BITA). Diese unterstützt Kinder und Jugendliche dabei, ihre Stärken zu entdecken und sich kreativ zu entfalten.

Helfen Sie mit und unterstützen Sie unsere weltweite Arbeit für Kinder und Familien in Notsituationen mit einer Spende – jeder Betrag zählt! Vielen Dank.

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