100 Jahre Weltkriegsende, 100 Jahre Save the Children
Als der erste Weltkrieg im November vor 100 Jahren mit dem Waffenstillstand von Compiègne endete, war das Leid längst noch nicht vorbei, nicht bei den Siegern, nicht bei den Besiegten. Damals ergriff ausgerechnet eine Engländerin, die britische Sozialreformerin Eglantyne Jebb, Partei für die deutschen Kinder in Not und legte die Grundsteine für Save the Children.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emanuel Macron haben am Wochenende mit ihrem gemeinsamen Gedenken zum Ende des Ersten Weltkrieges ein weltweit beachtetes Symbol des Friedens, der Solidarität und der Versöhnung gesetzt. Diese Werte leiteten auch die Engländerin Eglantyne Jebb, als sie kurz nach Kriegsende, im Mai 1919 in London Save the Children gründete, um deutschen und österreichischen Kindern in Not zu helfen.
"Jeder Krieg ist ein Krieg gegen Kinder"
Für sie gab es keine Sieger und Besiegten, sondern nur Mädchen und Jungen, die Hunger litten, in Armut lebten und dringend Hilfe benötigten. "Jeder Krieg ist ein Krieg gegen Kinder", sagte Eglantyne Jebb. Sie nahm heftige Anfeindungen ihrer Landsleute in Kauf, um Spenden für notleidende Kinder der vormaligen Kriegsgegner Deutschland und Österreich zu sammeln. Das war die Geburtsstunde von Save the Children, heute die größte unabhängige Kinderrechtsorganisation weltweit, in über 120 Ländern im Einsatz für die am meisten benachteiligten Kinder.
Pionierin der Kinderrechte
Doch Eglantyne Jebb sammelte nicht nur Spenden, sie war auch die Pionierin der transnationalen Kinderrechte. 1924, fünf Jahre nach der Gründung von Save the Children verfasste sie mit der „Declaration of the Rights of the Child“ die erste visionäre Erklärung für die Rechte des Kindes. Die heutige UN-Kinderrechtskonvention von 1989 geht auf diesen Text von Eglantyne Jebb zurück. Diese Konvention wiederum begeht 2019, im 100. Jahr des Bestehens von Save the Children, ihr 30-jähriges Jubiläum. Ein doppelter Anlass, die Aufmerksamkeit auf die besondere Schutzbedürftigkeit von Kindern zu richten.
Mehr Kinder als je zuvor in Kriegen und Konflikten
Heute sind mehr als 357 Millionen Kinder von Kriegen und Konflikten betroffen, so viele wie noch nie. Save the Children arbeitet an allen Fronten: in Syrien, Jemen, Somalia, im Rohingya-Camp in Bangladesch, entlang der Fluchtrouten. Denn eine Kindheit im Krieg bedeutet oft das Heranwachsen einer verlorenen Generation.
Unser 100-jähriges Jubiläum werden wir daher im kommenden Jahr mit einer globalen Kampagne zum Schutz von Kindern im Krieg begehen.
Der emotionale Tag von Compiègne ist uns ein Ansporn. Der Gedenktag zum Weltkriegsende beweist, dass Versöhnung möglich ist. Diesen Geist brauchen wir angesichts der dramatischen Lage der Kinder in den andauernden Konflikten von Syrien, Jemen und an zu vielen anderen Orten der Welt dringend.
Zur Autorin: Martina Dase ist Direktorin für Strategische Kommunikation und Leiterin der Jubiläumskampagne bei Save the Children Deutschland.