Zum Geburtstag viel Glück! Die Kinderrechtskonvention ist 29
Die Vorarbeiten zogen sich über Jahrzehnte hin. Zahlreiche Widerstände mussten auf dem Weg zu ihrer Ratifizierung überwunden werden. Doch am 20. November 1989 war es soweit: die Generalversammlung der Vereinten Nationen nahm die Kinderrechtskonvention an. Weil sie von einem breiten internationalen Konsens getragen wurde, konnte sie schon weniger als ein Jahr später in Kraft treten. Mit 196 Unterzeichnerstaaten gilt sie heute als die erfolgreichste Menschenrechtskonvention der Vereinten Nationen.

Die Kinderrechtskonvention erklärt unter anderem, dass jedes Kind ein Recht auf Gesundheit, Nahrung und Bildung hat. Sie hält außerdem fest, dass Kinder bei der Nothilfe in Katastrophen und Notlagen Priorität genießen. „Das sind doch Selbstverständlichkeiten!“, sagen die einen. Andere wiederum empören sich: „Das ist eine Einmischung der internationalen Bürokratie in private Familienangelegenheiten!“ Das letztere Argument hat in den USA so viele Anhänger, dass das Land als einziges der Welt die Kinderrechtskonvention nicht anerkennt.
Realität ist: Jedes sechste Kind auf diesem Planeten kann nicht regelmäßig zur Schule gehen, ist von Gewalterfahrungen traumatisiert oder stirbt an behandelbaren Krankheiten, weil es in einem Krisen- oder Katastrophengebiet aufwächst. Damit wir solche Notlagen nicht einfach hinnehmen, weil sie vielleicht uns selbst und unsere Kinder nicht akut betreffen, dafür gibt es die Kinderrechtskonvention.
Save the Children war beim Kampf für die Kinderrechte von Anfang an in führender Position dabei und bis heute steht die Organisation an vorderster Front, wenn es gilt, diesen Rechten Geltung zu verschaffen. Es war die britische Sozialreformerin Eglantyne Jebb (1876-1928), die Gründerin von Save the Children, die nach dem Ersten Weltkrieg die transnationalen Kinderrechte auf die internationale Agenda setzte. 1923 verfasste sie eine „Erklärung der Kinderrechte“, die ein Jahr später vom Völkerbund, dem Vorläufer der Vereinten Nationen, angenommen wurde.
Eglantyne Jebb zeigte unermüdlichen Einsatz
Das passierte nicht etwa von selbst. Mit unermüdlichem Einsatz und großer Weitsicht nutzte Eglantyne Jebb eine einmalige historische Chance, um die kriegsmüden Staaten der Welt für den Schutz der Kinder zu mobilisieren.
Ende der 1980er Jahre, als das endgültige Ende des Kalten Krieges sich abzeichnete und die Hoffnung auf den Anbruch eines neuen Zeitalters des Friedens und der Entwicklung groß war, eröffnete sich erneut die historische Gelegenheit einer breit abgestützten internationalen Kooperation zum Schutz der Kinder. Und wieder war Save the Children ganz vorn mit dabei als es galt, Politik, Zivilgesellschaft und Diplomaten an einen Tisch zu bringen und den allgemeinen Willen zum Konsens zum Wohle der Kinder umzumünzen.
Seit 29 Jahren haben wir sie jetzt und seit 29 Jahren läuft der Kampf um ihre Umsetzung. Denn: die 54 Artikel der Kinderrechtskonvention sind rechtlich nicht bindend. In Genf sitzt zwar ein Komitee aus unabhängigen Experten, das regelmäßig überprüft, wie die Unterzeichnerstaaten die Umsetzung der Kinderrechte handhaben, aber das Komitee kann nur Empfehlungen aussprechen. Deshalb setzen sich Menschenrechtsaktivisten dafür ein, dass die Staaten der Welt die Kinderrechte in ihrer jeweiligen nationalen Gesetzgebung verankern und damit einklagbar machen.
Kampf für Kinderrechte wichtiger denn je
Es ist einfach zu erklären, dass wir Kinder gern haben und dass Kinder doch die Zukunft sind. In weiten Teilen der Welt herrscht eine große Diskrepanz zwischen hehren Zielen, schönen Worten und brutaler Wirklichkeit. Die UN Kinderrechtskonvention will den Schutz und die Förderung von Kindern aus dem Bereich der Science Fiction zurück ins Hier und Jetzt holen.
Übrigens: Save the Children ist 99 und nächstes Jahr stehen große Jubiläen an: 100 Jahre Save the Children und 30 Jahre Kinderrechtskonvention.
Zur Autorin: Claudia Witte ist Media Managerin bei Save the Children Deutschland.