"Alle Kriegskinder gehen uns etwas an."
In wenigen Tagen jährt sich der Beginn des Syrienkrieges zum 10. Mal. Zu diesem bedrückenden Jahrestag legt Save the Children die zweite Auflage des Bildbands "Ich lebe" vor. Das Titelfoto zeigt das syrische Mädchen Amal*, das 2014 aus dem syrischen Homs vertrieben wurde und seitdem in einem libanesischen Camp ausharrt.
Alle sprachen von Amal*, als Save the Children Ende 2020 den Bildtextband "Ich lebe. Wie Kinder Kriege überstehen" veröffentlichte. Das ausdrucksstarke Porträt des syrischen Mädchens, das 2018 in einem informellen Flüchtlingscamp im Libanon entstand, schmückt das Cover des Jahrhundertbuchs. Amals* Schicksal gehört zu den elf darin erzählten Überlebensgeschichten. Es sind Geschichten von Kriegskindern der vergangenen 100 Jahre, die seit der Gründung von Save the Children 1919 Hilfe von der internationalen Kinderrechtsorganisation erhalten haben.
10 Jahre Syrienkrieg – immer noch keine Perspektive
Nach zehn Kriegsjahren in Syrien hat sich Amals* Lage nicht verbessert – ebenso wenig wie die von mehr als fünf Millionen syrischen Kindern, die in dem Land auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Und auch im Libanon, dem Zufluchtsland von Amal* und ihrer Familie, hat die ökonomische Misere die Not der syrischen Flüchtlinge verschärft. Hinzu kam die verheerende Brandkatastrophe in der libanesischen Hauptstadt Beirut im letzten Sommer, durch die viele Menschen ihre Lebensgrundlage verloren haben. Das wirkt sich auch auf die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen aus, wie Ahmed Bayram von Save the Children in Beirut bestätigt. Er hat zur Familie der inzwischen 13-jährigen Amal* Kontakt gehalten und kürzlich wieder mit dem Vater gesprochen.
"Als wir uns 2018 trafen, hatte die Familie die Hoffnung, nach Deutschland zu kommen", berichtet Bayram. "Aber daraus wurde nichts. Hinzu kommt, dass der Vater seinen Job in einer von Save the Children finanzierten Vorschule verloren hat, weil in unserem libanesischen Büro nun die Mittel dafür fehlen. Heute müssen die Kinder mitarbeiten, um die Pacht für das Zelt in dem Lager bezahlen zu können. Amal* selbst arbeitet in einer Gurkenfabrik."
"Ich Lebe": Ein Buch gegen das Vergessen
Zum 10. Jahrestag des Syrienkriegs erinnert das Buch "Ich lebe" mit Erscheinen der zweiten Auflage nochmals an Amal*, die stellvertretend für unzählige andere syrische Kinder steht, die vom bewaffneten Konflikt akut gefährdet sind oder unter dessen Folgen leiden. Die Begegnung mit dem Mädchen in dem Camp in der libanesischen Bekaa-Ebene war für den Fotografen Dominic Nahr und für Martina Dase von Save the Children die Initialzündung zu dem weltweiten Buchprojekt.
Weil die erste Auflage des Jahrhundertbuchs binnen kürzester Zeit ausverkauft war, bringen Save the Children und der Kerber Verlag nun die zweite Auflage heraus. Das Buch ist für Herausgeberin Martina Dase nicht zuletzt ein Statement "für Kinder, die dazu verdammt zu sein scheinen, ihre ganze Kindheit über in Flüchtlingslagern auszuharren. Dabei haben Kinder ein Recht auf Kindheit, und dieses Recht verteidigen wir."
Das Buch erfuhr nach der Veröffentlichung auf einer digitalen Pressekonferenz viel mediale Aufmerksamkeit. Der Spiegel berichtete genauso wie t-online, die Deutsche Welle oder die Neue Zürcher Zeitung. Das ARD-Kulturformat "Titel, Thesen, Temperamente" titelte zum ausführlichen TV-Feature: "Alle Kriegskinder gehen uns etwas an". Der größte Erfolg von "Ich lebe" wäre allerdings, wenn es das Interesse an der Lage von weltweit 426 Millionen Kindern in Kriegs- und Krisengebieten hochhalten könnte – Kinder wie Amal*, die dringender denn je unsere Hilfe brauchen.
Die zweite Auflage des Buches "Ich lebe" erscheint im Kerber Verlag und ist ab 08. März im Handel. Vorbestellungen sind bereits jetzt möglich. Wenn Sie die Arbeit von Save the Children für Kinder in Kriegen und Konflikten mit einer Spende unterstützen möchten, können Sie dies hier tun.