Über diese Krise berichtet niemand
Im Sudan und Südsudan spitzt sich die humanitäre Lage immer weiter zu. Das fatale: In den Medien wird kaum berichtet. Joachim Rahmann, Mitarbeiter von Save the Children erklärt im Interview, warum Kinder und ihre Familien jetzt dringender denn je unsere Unterstützung brauchen.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Menschen im Sudan und Südsudan aktuell?
Joachim Rahmann: Wir haben es in beiden Ländern mit einer Kombination aus verschiedenen Krisen zu tun. Im Südsudan flammt der Bürgerkrieg lokal wieder auf, Zivilist*innen werden getötet, Menschen fliehen. Es gibt dort mittlerweile 1,6 Millionen Binnenvertriebene, von denen 300.000 Kinder bereits an Hunger und Mangelernährung leiden. Hinzu kommen starke Überschwemmungen, die wiederum Ernten zerstören und die ohnehin schon unsichere Ernährungssituation weiter verschlimmern. Auch die Corona-Pandemie trägt dazu bei, dass sich die Lage vor allem für Kinder zuspitzt, denn viele Schulen wurden geschlossen. Nicht zuletzt sind die Lebensmittelpreise durch die Inflation in den vergangenen Monaten so stark gestiegen, dass immer mehr Menschen von humanitärer Hilfe abhängig sind.
Was beudetet das für Kinder?
Joachim Rahmann: Allein im Südsudan sind 3,4 Millionen Kinder von Covid-19-bedingten Schulschließungen betroffen. Hinzu kommt, dass weitere Schulen wegen den Überschwemmungen schließen mussten und das in einem Land, in dem es eh schon viel zu wenig Schulen gibt. Vor Corona sind im Sudan viele Kinder auf islamische Internate gegangen, die oft weit weg von ihren Familien waren. Als diese Schulen auf Grund der Covid-19 Restriktionen schließen mussten, bestand die große Herausforderung darin, Kinder mit ihren Familien wieder zusammenzuführen.