Kinderinterview: Anita fragt, Save the Children antwortet
Anita ist neun Jahre alt und hat unsere Kollegin Katharina interviewt, die sich um die Ukraine-Nothilfe in Deutschland kümmert. Sie wollte wissen, wie es ist, wenn es der Psyche nicht gut geht.

Anita: Wie helft ihr den Kindern, die etwas Schlimmes erlebt haben?
Katharina: Wir haben verschiedene Projekte, zum Beispiel eins in Frankfurt am Main. Dort gibt es eine Unterkunft für Menschen aus der Ukraine, von denen viele Kinder sind. Für sie haben wir zwei Räume eingerichtet, einen für leises Spielen und einen, in dem man laut sein darf. Da können die Kinder hinkommen und spielen.
Platz zum Spielen
Das ist wichtig, weil viele Kinder, die in dieser Unterkunft wohnen, in ihren eigenen Räumen nicht so viel Platz haben. Außerdem konnten viele der Kinder, als sie geflohen sind, ja auch ihre Spielsachen nicht mitnehmen. Denn wenn man fliehen muss, dann nimmt man nur das Notwendigste mit – und vielleicht sein Lieblingsspielzeug. Aber dann spielst du immer mit einem Lego-Spielzeug und irgendwann wird dir langweilig und du denkst dir: Ich hätte gern auch mal was anderes, meine Kuscheltiere und Bücher zum Beispiel. Deshalb haben wir die Räume eingerichtet. Und weil Kinder das Recht haben, spielen zu dürfen. Wir haben noch ein Projekt, in dem wir zum Beispiel Lehrer*innen erklären, wie sie am besten mit den geflüchteten Kindern umgehen können. Denn einige der Kinder haben wirklich viel Schlimmes erlebt und reagieren. Dieses Projekt sind also Trainings für Erwachsene. Aber die sind auch wichtig, damit die Kinder Unterstützung bekommen. Und wir arbeiten zum Beispiel mit einer anderen Organisation zusammen, der Kinder übers Handy schreiben können, wenn es ihnen nicht gut geht.
Kinderinterview
Wenn du auch einmal ein Interview mit uns führen möchtest – allein oder mit Freund*innen –, dann melde dich bei uns unter redaktion@savethechildren.de.
Anita: Was passiert mit den Kindern, die mental krank sind?
Katharina: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt ganz viele verschiedene seelische Krankheiten und jeder von uns kann krank werden. So wie jeder Schnupfen, Husten und Fieber bekommen kann. Und bei der mentalen Gesundheit ist das ähnlich. Und je nachdem, was ein Kind hat, muss man anders helfen.
Was da passiert, ist tatsächlich etwas in unserem Gehirn. Das führt dann dazu, dass es den Kindern nicht gut geht. Ich mal dir das mal auf:

Es gibt einen Bereich, in dem geht es uns gut. Wie breit dieser Bereich ist, das hängt ein bisschen davon ab, wie unser Leben bisher gelaufen ist. Schauen wir uns mal das Leben von „Tim“ an. So nennen wir unser Männchen heute.
Tim hat in der Ukraine gelebt, ist regelmäßig zur Schule gegangen, hat mit seinen Eltern in einem Haus gewohnt, hatte viele Freunde und ein normales Leben. Der hat deshalb einen sehr großen Bereich, in dem es ihm gut geht. Wenn da mal was Blödes passiert, wie ein Streit mit dem Bruder, dann ärgert ihn das vielleicht kurz, aber die Linie geht nie raus aus dem Bereich. Oder wenn ein Sporttest in der Schule war: nicht schön, aber immer noch OK.
Manche Ereignisse sind zu viel für die Psyche
Beim Krieg ist das meist schlimmer. Wenn Tim aus der Ukraine fliehen muss, dann ist das ein Moment, der wahrscheinlich zu viel war – und die Linie geht über den Bereich hinaus. Denn: Tim weiß nicht, wie es weitergeht. Ob er wieder Freunde findet? Wieder zur Schule geht?
Wenn das klappt oder er in den Raum von Save the Children kommt, wo wir mit den Kindern spielen, pendelt sich die Linie meist wieder ein. Man sieht das auf meiner Zeichnung: Es gibt einen blöden Moment, aber danach ist es wieder ok.
Es gibt aber auch Kinder, bei denen wird es nicht so wie bei Tim automatisch wieder ok. Vielleicht finden Sie keine Freunde, vielleicht können Sie nicht zur Schule gehen, vielleicht sind sie einfach sehr, sehr traurig. Dann werden sie zum Beispiel oft müde sein, nicht so viel Lust aufs Spielen haben und Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen bekommen.
Anita: Warum geht es den Kindern überhaupt manchmal so schlecht?
Katharina: Manchen Kindern aus der Ukraine geht es schlecht, weil sie nicht wissen, wann sie wieder nach Hause können. Hier geht es ihnen schon soweit gut, aber sie wissen ja nicht, wie lange der Krieg weitergeht. Die vermissen vielleicht Freunde und Familie, also einfach das normale Leben, das sie vorher hatten.
Anita: Gehen die Kinder trotz Krankheit auch zur Schule?
Katharina: Schule ist ziemlich wichtig. Nicht nur, weil die Kinder dort Sachen lernen, die in Zukunft sehr wichtig sind fürs Leben, sondern auch, weil es etwas Regelmäßiges ist. Das tut gut, wenn man sehr gestresst ist.
Anita: Wo helft ihr den Kindern?
Katharina: Überall da, wo wir gebraucht werden. Save the Children arbeitet ja überall in der Welt in ganz vielen Ländern. Wegen dem Krieg in der Ukraine gibt es Hilfe in den Nachbarländern der Ukraine, zum Beispiel in Polen, aber halt auch hier in Deutschland.
Das Kinderinterview wurde geführt von:
