Weltimpfwoche 2019: "Protected Together. #VaccinesWork"
Unter diesem Motto steht die diesjährige Weltimpfwoche, die vom 24. bis zum 30. April das Thema Impfschutz in den Fokus globaler Aufmerksamkeit rückt.
Für uns ist die Weltimpfwoche ein wichtiger Moment, um auf bisherige Erfolge im Kampf gegen Kindersterblichkeit zurückzublicken. Bis heute gehören Impfungen zu den kosteneffizientesten, erfolgreichsten Gesundheits- und Präventionsmaßnahmen, um Kinder vor vermeidbaren Krankheiten zu schützen. Durch Immunisierungen ist es beispielsweise gelungen, das Polio-Virus, dem Verursacher von Kinderlähmung, seit 1988 in vielen Ländern nahezu vollständig zu besiegen.
Zugleich möchten wir diese Woche zum Anlass nehmen, auf bestehende Herausforderungen aufmerksam zu machen und auf dringende Handlungsbedarfe hinzuweisen. Denn: Trotz zahlreicher Fortschritte haben nahezu 20 Millionen Kinder weltweit noch immer keinen Zugang zu einer grundlegenden Impfversorgung. Diese Kinder sind der Gefahr ausgesetzt, dass sie an vermeidbaren Infektionskrankheiten erkranken und sterben.
Das möchten wir ändern.
Impfungen retten Kinderleben
Der kleine Mabior* ist gerade sieben Monate alt, als er von seiner Mutter Ayen* in das nächstgelegene Krankenhaus im südsudanesischen Bor State gebracht wird. Ayen ist in großer Sorge, denn ihrem Sohn fällt das Atmen schwer - so schwer, dass er zu ersticken droht. Doch Mabior hat Glück: im Krankenhaus erkennen die Gesundheitshelfer*innen schnell, dass Mabior an einer bakteriellen Lungenentzündung erkrankt ist. Dank einer Antibiotika-Behandlung kann ihm geholfen werden. Schon binnen weniger Tage geht es Mabior besser, sodass er die Klinik mit seiner glücklichen Mutter verlassen darf.
Mabiors Leid hätte verhindert werden können, denn Lungenentzündungen sind vermeidbar. Impfungen können Kinder vor der weltweit tödlichsten Infektionskrankheit für Kinder schützen.
Nichtdestotrotz sterben 2 Kinder pro Minute an Lungenentzündung. Wie kann das sein?
Jedes Kind hat ein Recht auf Gesundheit und Impfung – egal, wo es geboren wird
In Deutschland und vielen anderen Industriestaaten sind Impfungen gegen Krankheiten wie die bakterielle Lungenentzündung, Masern oder Kinderlähmung Teil der grundlegenden Gesundheitsversorgung, die Kinder kurz nach ihrer Geburt erhalten können. Die Möglichkeit, einen essenziellen Impfschutz in Anspruch zu nehmen, ist jedoch keineswegs der Regelfall: Mehr als 20 Millionen Kinder weltweit haben keinen Zugang zu einer grundlegenden Impfversorgung.
Dass die Immunisierungsraten dabei von Land zu Land stark variieren, führt diese Übersicht deutlich vor Augen. So lag beispielsweise die nationale Immunisierungsrate 2017 in Mabiors Heimat, dem Südsudan, bei 26 %, während im Sudan rund 95% der Menschen geimpft waren.
Doch nicht nur zwischen den Staaten bestehen deutliche Unterschiede was den Impfschutz von Kindern anbelangt, sondern auch innerhalb eines Landes ist der Zugang zu Impfungen oft sehr ungleichmäßig verteilt: So sind es in erster Linie Kinder, die in ärmsten Verhältnissen und in medizinisch vernachlässigten Regionen aufwachsen, die von einer grundlegenden Impfversorgung ausgeschlossen sind. Bei einem Kind aus Nigeria, das in einem wohlhabenden Haushalt aufwächst, ist es zum Beispiel 15 Mal wahrscheinlicher, dass es einen Impfschutz erhält, als bei einem Kind aus einem armen Haushalt. Auch bewaffnete Konflikte gehören zu den Ursachen, weshalb manchen Kindern der Zugang zu einem essenziellen Impfschutz verwehrt bleibt. Mit fatalen Folgen: gerade in fragilen Kontexten kommt es häufig zum Ausbruch von Krankheiten und zahlreichen Todesfällen, die durch Impfung verhindert werden könnten.
Doch wie können die Ungleichheiten im Zugang zu wirksamen und sicheren Impfstoffen überwunden werden?
Gemeinsam Ungleichheiten überwinden, um alle Kinder zu schützen
Im Rahmen der "Ziele für nachhaltige Entwicklung" (SDGs) hat sich die Staatengemeinschaft dazu verpflichtet, die Kindersterblichkeit bis 2030 drastisch zu senken und eine grundlegende Gesundheitsversorgung für alle Menschen zu ermöglichen.
Ungleichheiten bei der Impfversorgung in den Blick zu nehmen und zu überwinden ist ein zentraler Schritt, um diese Ziele zu erreichen. Dabei ist es wichtig, auf unterschiedlichen Ebenen anzusetzen:
- Politische Entscheidungsträger*innen sollten ihrer Verpflichtung nachkommen und Routineimpfungen – als Teil einer grundlegenden Gesundheitsversorgung – für alle Menschen kostenlos zugänglich machen. Foren wie die im Mai stattfindende Weltgesundheitsversammlung und das High-Level Meeting zu Universeller Gesundheitsversorgung im Rahmen der UN-Generalversammlung bieten dazu eine gute Gelegenheit.
- Geldgeber und multilaterale Organisationen sollten diejenigen Kinder, die bislang keinen Zugang zu Impfstoffen haben, in den Mittelpunkt ihrer finanzpolitischen Entscheidungen stellen. Wie unser neuer Bericht "Follow the money" zeigt, kann dies die Erreichung der SDGs kosteneffizient beschleunigen.
- Nicht zuletzt ist es unsere gemeinsame Aufgabe, Ungleichheiten aufzuzeigen und für Kinder wie Mabior die Stimme zu erheben. Nur, wenn alle Menschen Zugang zu Impfschutz haben, können Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung langfristig überwunden werden. Kein Kind, kein Mensch darf zurückgelassen werden.
*Namen zum Schutz geändert