Ein entscheidender Moment für Globale Gesundheit
Wenn Baldwin arbeitet, tönt fröhliche Musik aus dem kleinen Lautsprecher an seinem Motorrad. Es ist dekoriert mit grellem Klebeband und einem handgeschriebenen Schild mit der Aufschrift: "Changara Dispensary Community Ambulance". Mit seinem Motorrad konnte der Familienvater bereits mehr als 100 Frauen helfen, die ohne ihn keinen Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten gehabt hätten. Mindestens die Hälfte der weltweiten Bevölkerung steht täglich vor diesem Problem – und kann sich häufig nicht auf die Hilfe von Menschen wie Baldwin verlassen.

Während der diesjährigen UN-Generalversammlung findet am 23. September erstmals das sogenannte UN High-Level Meeting on UHC statt, in dem Regierungsvertreter aus aller Welt zusammenkommen, um über Universelle Gesundheitsversorgung zu verhandeln. Während dieses Treffens sollen neue Zusagen von Mitgliedstaaten gemacht werden, wie jeder Mensch bis 2030 Zugang zu lebenswichtigen Gesundheitsleistungen bekommen kann. Außerdem werden die Mitgliedstaaten der UN eine gemeinsame politische Erklärung zum universellen Zugang zu Gesundheitsversorgung verabschieden. Auch Deutschland wird Ende September mit am Tisch sitzen.
Investitionen in Gesundheit zeigen Wirkung
Ein Blick auf die Meilensteine der letzten Jahrzehnte zeigt, dass Investitionen in Gesundheit wirken. Laut der Weltgesundheitsorganisation ist die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren seit 1990 um 58 Prozent gesunken. 117 Länder weltweit haben es geschafft, die weltweit gesteckten Ziele im Bereich Gesundheit, zu denen zum Beispiel die Senkung der Müttersterblichkeit auf weniger als 70 von 100.000 Geburten zählen, zu erreichen. Trotzdem hat mindestens die Hälfte aller Menschen immer noch keinen Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung oder kann sie sich nicht leisten. Unseren Schätzungen zufolge werden 2030 circa 1,2 Milliarden Menschen 10 Prozent ihres Haushaltseinkommens für Gesundheitsversorgung ausgeben. Für viele Menschen bedeutet das, gegebenenfalls zwischen ihrer Gesundheit und einer Mahlzeit entscheiden zu müssen.

Es gibt keine länderübergreifende Universallösung, um Gesundheit für alle Menschen zu erreichen. Was wir am 23. September allerdings brauchen, sind konkrete Zusagen aller Regierungen und eine starke politische Erklärung als Ergebnis des UN High-Level Meetings, um auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Denn es ist erreichbar.
Regierungen müssen sich vor allem für folgende Schritte einsetzen:
- Eine medizinische Grundversorgung voranzutreiben, die für jeden Menschen zugänglich und bezahlbar ist. Der Schwerpunkt muss hier darauf liegen, besonders benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu erreichen.
- Regierungen müssen mittels einer stärkeren öffentlichen Finanzierung von Gesundheitsdiensten dafür sorgen, dass Menschen nicht gezwungen werden, ihre medizinischen Leistungen aus eigener Tasche zu bezahlen. Um das zu erreichen, sollten sich alle Regierungen dazu verpflichten 5 Prozent des Bruttoinlandprodukts in Gesundheit fließen zu lassen.
- Das Ziel, Gesundheit für alle zu realisieren, muss sektorübergreifend gedacht werden. Vor allem Mangelernährung und vermeidbare Krankheiten gehen oft Hand in Hand. Gesundheitsansätze müssen sich auch in nationalen Ernährungsplänen wiederfinden, um langfristig zu wirken. Umgekehrt muss Ernährung in der Basisgesundheitsversorgung mitgedacht werden.
Die Bundesregierung sollte sich für diese Schritte stark machen und klare Bekenntnisse nach New York mitnehmen, wie sie zur Erreichung dieser Ziele beitragen wird. Das kann sie zum Beispiel durch finanzielle Zusagen tun, unter anderem in dem sie die Ausgaben für öffentliche Entwicklungsarbeit auf 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) erhöht und hierbei 0,1 Prozent des BNE für gesundheitsbezogene Entwicklungszusammenarbeit bereitstellt.