Muttermilch – ein Superfood zur Rettung von Millionen Kinderleben
In dieser Woche wird die Weltstillwoche (World Breastfeeding Week) gefeiert, bei der weltweit auf die Vorteile des Stillens aufmerksam gemacht wird. Zum Auftakt möchte ich über eine Begegnung auf meiner Projektreise nach Kenia berichten, die mich sehr beeindruckt hat. In Mandera, im Nordosten des Landes, lernte ich Makai* kennen. Sie ist eine Gesundheitshelferin, die von Save the Children ausgebildet wird, um schwangere Frauen und Mütter über die Vorteile des Stillens aufzuklären. In unserem Projekt in Madera County, das wir gemeinsam mit einem Partner durchführen, fördern wir so Mütter- und Kindergesundheit. Denn: Muttermilch ist ein Superfood.

Stillen stärkt das Immunsystem
Mandera ist eine der ärmsten Regionen des Landes. Durchschnittlich leidet hier jedes dritte Kind unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung. Ist ein Kind mangelernährt – das heißt es wird unzureichend mit Nährstoffen versorgt – wird seine körperliche sowie geistige Entwicklung nachhaltig beeinträchtigt und es kann zu lebenslangen Defiziten kommen. Insbesondere die ersten 1.000 Tage im Leben eines Kindes sind entscheidend für seine Entwicklung. Muttermilch hat dabei eine besondere Bedeutung, da sie die wichtigen Nährstoffe und Energie enthält, die ein Säugling während der ersten sechs Monate seines Lebens benötigt. Sie ist der wirksamste natürliche Immun-Booster und verringert das Risiko von Krankheiten wie Lungenentzündung (Pneumonie) – die größte vermeidbare Ursache von Kinder- und Säuglingssterblichkeit. Doch Muttermilch stärkt nicht nur das Immunsystem: Kinder die gestillt werden, leiden später in ihrem Leben seltener an Unterernährung, Übergewicht und Diabetes.[1]
Auch die Mütter profitieren
In unterentwickelten Regionen wie in Mandera, aber auch in Industrieländern, ist die Verbesserung von Stillpraktiken ein wichtiges Element der Ernährungssicherung und der Gesundheitsförderung von Säuglingen. Und auch die Mütter profitieren vom Stillen. Es verstärkt den Bund zwischen Mutter und Kind und fördert auch die Gesundheit der Mütter kurz- und langfristig. So gibt es Beweise dafür, dass Mütter die stillen seltener an Brust- und Gebärmutterhalskrebs erkranken.[2][3] Muttermilch könnte somit auf einer nahezu universellen Ebene sogar dazu beitragen, jährlich 823.000 Kinderleben (unter fünf) und 20.000 Frauen von tödlichem Brustkrebs zu retten.[4]
In vielen Ländern wird den Müttern das Stillen erschwert
Trotz all der positiven Wirkungen wird das Stillen in vielen Ländern unterbewertet. Weltweit liegt die Stillrate seit ca. 20 Jahren bei unter 40%.[5] Grund dafür ist unter anderem, dass Frauen immer noch mit Barrieren kämpfen müssen, die sie davon abhalten, ihre Kinder zu stillen und ihnen den besten Start in ihr Leben zu ermöglichen. So kann es zum Beispiel an dem gesellschaftlichen und kulturellen Druck liegen, an dem Mangel an Gesundheitsfachkräften, die Frauen dabei unterstützen mit dem Stillen zu beginnen, aber auch an fehlenden und lückenhaften Gesetzen, die es Müttern nicht erlauben, Mutterschaftsurlaub während der ersten sechs Monaten zu nehmen. Hinzu kommt das wachsende kommerzielle Werben von Unternehmen für Muttermilchersatzprodukte, die Mütter unter Druck setzen, das natürliche Superfood zu ersetzen.
World Breastfeeding Week – Die Vorteile des Stillens bekannt machen
Die Aufklärungsarbeit, die Makai täglich in ihrer Gemeinde in Mandera leistet, hat mich tief beeindruckt. Sie ist ein wichtiger Bestandteil, um Barrieren aus dem Weg zu räumen, damit alle Kinder die nötigen Nährstoffe erhalten, die in der Muttermilch enthalten sind. Neben der Ausbildung von Gesundheitshelferinnen und -helfern, setzt sich Save the Children dafür ein, dass weltweit stillfreundliche Strukturen und Gesetze geschaffen werden und Unternehmen den „Internationalen Kodex für die Vermarktung von Ersatzprodukten für Muttermilch“ einhalten. Die World Breastfeeding Week rückt genau diese Themen in den Fokus und fördert ihre Umsetzung. Meine Hoffnung ist, dass sich Frauen weltweit darin gestärkt fühlen, unabhängig Entscheidungen über die Ernährung ihrer Kinder und ihre eigene Gesundheit zu treffen.
Über die Autorinnen: Mariam und Dorthe arbeiten im Policy und Advocacy Team zu den Themen Hunger und Mangelernährung. Anfang Juli reiste Mariam nach Kenia, um sich die von Save the Children durchgeführten Projekte vor Ort anzuschauen.
* Name geändert
[1] WHO, Infant and Young Child Feeding: Model chapter for textbooks for medical students and allied health professionals, 2009, WHO Press
[2] Layde, P, et al, ‘The independent associations parity, age at first full term pregnancy, and duration of breastfeeding with the risk of breast cancer’, Journal of Clinical Epidemiology, 1989, 42:963
[3] Newcomb, P et al, ‘Lactation and a reduced risk of postmenopausal breast cancer’, The New England Journal of Medicine, 1994, 330:81
[4] Save the Children, Superfood For Babies: How overcoming barriers for breastfeeding will save children’s lives, 2013, Save the Children Fund
[5] Save the Children, Superfood For Babies: How overcoming barriers for breastfeeding will save children’s lives, 2013, Save the Children Fund