5 Fakten, die Sie über das Menschenrecht auf Gesundheit wissen sollten
Laut UN-Sozialpakt von 1966 ist das Recht auf das "erreichbare Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit" ein erklärtes Menschenrecht und wurde 1989 in der UN-Kinderrechtskonvention anerkannt. Dies bedeutet, dass allen Menschen Zugang zu Gesundheitsversorgung ermöglicht werden muss – doch die Hälfte der Weltbevölkerung hat diesen Zugang nicht. Hier sind fünf Fakten rund um das Thema Gesundheit, die Sie kennen sollten.
1. Die Hälfte aller Menschen hat keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung
Medizinische Grundversorgung ist noch immer für viele Menschen nicht zugänglich. Menschen, die in Konfliktgebieten leben oder humanitäre Hilfe benötigen, sind am stärksten betroffen. In bewaffneten Konflikten wird die Gesundheitsversorgung besonders häufig unterbrochen, was mit einem hohen Maß an Ernährungsunsicherheit einhergeht.
Betroffen sind vor allem arme und ländliche Haushalte, wobei Frauen und Mädchen weltweit vor den größten Herausforderungen stehen. Für sie ist der Zugang zu medizinischer Grundversorgung besonders wichtig, weil die Gesundheit der Mütter für das gesunde Aufwachsen von Kindern maßgeblich ist. Auch die Erreichbarkeit sowie die Kosten von Gesundheitsleistungen spielen eine entscheidende Rolle.
Mangelnde Gesundheitsversorgung verschlechtert den Gesundheitszustand von Frauen und Mädchen und trägt jährlich zum Tod von hunderttausenden von Mädchen bei. Nur ein qualitativ hochwertiges Gesundheitssystem kann zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung für alle Menschen führen. Durch eine universelle Gesundheitsversorgung (auch Universal Health Coverage genannt), zu deren Umsetzung sich alle Länder im Rahmen der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele bis 2030 verpflichtet haben, müssten alle Menschen Zugang zu erschwinglichen grundlegenden Gesundheitsleistungen bekommen.
2. Die Covid-19 Pandemie erschwert den Kampf gegen andere Krankheiten
Nach Angaben der WHO berichteten 90 Prozent von 105 befragten Ländern, dass die Gesundheitsversorgung, einschließlich Impfungen, sexueller und reproduktiver Gesundheitsleistungen sowie Gesundheits- und Ernährungsleistungen für Mütter, Neugeborene, Kinder und Jugendliche, durch die Covid-19-Pandemie unterbrochen wurde.
Dabei sind Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen stärker betroffen als Länder mit hohem Einkommen. Routineimpfungen wurden besonders häufig unterbrochen, was dazu führt, dass etwa 80 Millionen Kinder nach der Pandemie gegen viele für sie lebensbedrohliche Krankheiten ungeimpft bleiben. Infolgedessen können sich Krankheiten leichter verbreiten. Im Rahmen der WHO-Studie gaben 45 Prozent der Befragten aus armen Haushalten an, dass sie aufgrund der steigenden Kosten während der Pandemie Schwierigkeiten hatten, für ihre medizinische Versorgung aufzukommen.
3. Die Covid-19-Pandemie kann nur durch Impfsolidarität beendet werden
Länder mit hohem Einkommen haben sich vorab genügend Impfdosen gesichert, um ihre gesamte Bevölkerung mehrmals zu impfen. Obwohl sie nur 16 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, haben sie sich rund 4,85 Milliarden Impfdosen sichergestellt, was basierend auf der aktuellen Verteilung knapp 62 Prozent entspricht. Diese ungerechte Impfstoffverteilung birgt Risiken, weil sie die bereits vorhandene globale Ungerechtigkeit verschärft.
Um die Covid-19-Pandemie erfolgreich zu bekämpfen und die Weltbevölkerung zu schützen, braucht es Zusammenarbeit und Impfsolidarität. Impfstoff-Nationalismus hingegen wird die Pandemie verlängern. Denn wenn sie sich in einigen Regionen weiter ausbreitet, begünstigt dies wiederum neue Virusmutationen, wodurch Impfkampagnen anderswo ins Leere laufen. Überschüssige Impfdosen müssen über die Impfstoffinitiative COVAX vorrangig an ärmere Länder weitergeleitet werden, damit Impfstoffe weltweit gerecht verteilt und die Pandemie global bekämpft werden kann.
4. Mangelernährung verhindert eine gesunde Entwicklung
Hunger verschlechtert die Gesundheit von Kindern dramatisch. Er macht sie einerseits anfälliger für Krankheiten wie Durchfall oder Lungenentzündung, die tödlich enden können. Andererseits führt Mangelernährung zu körperlichen und geistigen Einschränkungen, die Kinder ein Leben lang begleiten können. Die Ursachen für Hunger und Mangelernährung sind oftmals komplex, vielfältig und eng miteinander verwoben.
Zu den maßgeblichen Treibern zählen einerseits Armut und Ungleichheiten, jedoch besonders häufig Konflikte und die Auswirkungen des Klimawandels. Während circa 155 Millionen Menschen in krisenhafter Ernährungsunsicherheit leben, ist dies bei 99,1 Millionen von ihnen auf Konflikte zurückzuführen. In Konfliktregionen kollabieren die Versorgungsstrukturen durch Ernteausfälle, den Anstieg von Nahrungsmittelpreisen, die Unterbrechung von Lieferketten und gezielte Verhinderungen von Hilfslieferungen.
Die Folgen des Klimawandels hingegen machen sich weltweit immer häufiger in Form von extremen Wetterereignissen bemerkbar. Zahlreiche Naturkatastrophen zerstören lokale Infrastrukturen, verursachen Ernteausfälle und Wasserknappheit, und gefährden Nutztiere, was das Aufkommen von Hungerkrisen begünstigt. Diese Hungertreiber müssen ebenfalls bekämpft werden, um Kindern langfristig eine gesunde Zukunft zu ermöglichen.
5. Die mentale Gesundheit ganzer Generationen steht auf dem Spiel
Die Zahl der Kinder, die in Konfliktgebieten leben, steigt. Etwa 415 Millionen Kinder sind den Schrecken gewaltsamer Konflikte ausgesetzt – einschließlich der Gefahr, ihre Familien und Freunde zu verlieren und verletzt oder gar getötet zu werden. Dies hat verheerende Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von Kindern, denn Gewalterfahrungen gehen oft mit Unsicherheit, Ungewissheit und Zukunftsängsten einher.
Zudem fehlt es besonders in Konfliktgebieten an der grundlegendsten Versorgung. Das Zugehörigkeitsgefühl der Kinder leidet, weil sie Schulen und Gesundheitseinrichtungen voller Angst oder gar nicht mehr besuchen. Die soziale und emotionale Entwicklung von Kindern hängt von der Anwesenheit eines beständigen und fürsorglichen Erwachsenen ab. Sollte die Bezugsperson eines Kindes aufgrund eines Konflikts unter psychischen Problemen leiden, kann dies einer angemessenen Betreuung des Kindes im Weg stehen. Lebenswichtige Unterstützungsnetzwerke werden zerstört, wenn Kinder in Konfliktsituationen Verwandte und Bezugspersonen verlieren, von ihnen getrennt oder von bewaffneten Gruppen rekrutiert, entführt oder vertrieben werden.