Weltgesundheitstag: Wie mobile Gesundheitsteams dabei helfen, Ungleichheiten zu überwinden
Heute findet der World Health Day 2021 mit Fokus auf Ungleichheiten weltweit statt. Wir beleuchten in drei Beiträgen, wie der Zugang zu Gesundheitsversorgung fairer gestaltet werden kann. Wie kann Gesundheitsversorgung Menschen erreichen, die keinen direkten Zugang zu einer medizinischen Infrastruktur haben? In Kenia unterstützen mobile Gesundheitsteams ländliche Gemeinden.
Zeitun* und ihre Familie leben in der kleinen Stadt Harshilmi in der Region Mandera County im Nordosten Kenias. Die Mutter und ihre zwei Kinder müssen regelmäßig nach neuem Weideland für ihre Nutztiere Ausschau halten. Da es in ihrem Wohnort keine medizinische Einrichtung gibt, kamen Zeituns* Kinder zuhause zur Welt. Ihre Gemeinschaft ist daher auf die Hilfe eines mobilen Gesundheitsteams angewiesen, das Save the Children zusammen mit dem lokalen Gesundheitsministerium unterstützt. Einmal im Monat kommen die Gesundheitshelfer*innen, um die Gemeinde zu versorgen und insbesondere Kinder zu untersuchen.
Nachdem Zeituns* Kinder Abdirahman* und Farhan* mit jeweils fünf und zwei Jahren noch nicht richtig laufen konnten, wurde das Gesundheitsteam auf sie aufmerksam. Bei beiden Jungen wurde eine Muskelhypotonie bzw. Muskelschwäche festgestellt, die eine verzögerte Entwicklung bei Kleinkindern verursacht. Sie lernen erst später, sich hinsetzen, zu rollen oder auch zu laufen.
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Soziale Stigmatisierung erschwert das Leben von Kindern mit Behinderungen
Viele Menschen im Mandera County haben kaum Zugang zu medizinischen Einrichtungen, da diese oft weit entfernt und schlecht erreichbar sind. Zeitun* müsste 95 Kilometer zurücklegen, um zur nächsten Gesundheitseinrichtung zu kommen. Ohne die Gesundheitshelfer*innen und mobilen Gesundheitsteams könnten selbst grundlegende Erkrankungen nicht behandelt werden. Kinder mit Behinderungen und ihre Familien haben zudem oft mit sozialer Stigmatisierung und Diskriminierung zu kämpfen. Sie werden häufig als schlechtes Omen gesehen und gehen dadurch seltener in die Schule oder werden weniger zu Gesundheitseinrichtungen gebracht. Das Zusammenspiel aus fehlenden Gesundheitsleistungen in ländlichen Regionen und herrschenden Vorurteilen sorgt vielerorts dafür, dass Kinder wie Abdirahman* und Farhan* benachteiligt werden und ihr Recht auf ein gesundes Leben nicht verwirklichen können.
Mobile Gesundheitsteams bringen medizinische Grundversorgung in ländliche Regionen
Gesundheitsdienstleistungen mithilfe mobiler Teams in ländliche Regionen zu bringen, ist ein erfolgreicher Ansatz, um diese Ungleichheiten zu überwinden. Die meist freiwilligen Gesundheitshelfer*innen stammen häufig aus den jeweiligen Gemeinden ihrer Patient*innen und genießen dadurch großes Vertrauen. Sie sind mit grundlegenden Medikamenten und Diagnosemöglichkeiten ausgestattet, mit denen sie Mangelernährung erkennen oder Durchfallerkrankungen behandeln können. Darüber hinaus leisten sie aber auch Aufklärungsarbeit, zum Beispiel über Hygienemaßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus, aber auch um Vorurteilen gegenüber Menschen mit Behinderungen entgegenzuwirken.
Abdirahman* und Farhan* können dank der Gesundheitsteams zuhause an einer Physiotherapie teilnehmen, die ihnen dabei hilft, besser laufen zu können. "Nach nur vier Monaten in der Physiotherapie können meine Kinder jetzt ohne Hilfe laufen", erzählt Zeitun* bei unserem Besuch.
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*Name zum Schutz geändert