Bericht 'Krieg gegen Kinder': 468 Millionen Kinder lebten 2022 in Konfliktgebieten
Unser Bericht 'Krieg gegen Kinder: Kinder brauchen Frieden' zeigt, dass Kinder in Konfliktgebieten immer mehr Gefahren ausgesetzt sind. Im letzten Jahr wuchsen 468 Millionen Kinder weltweit in einer Konfliktregion auf und es wurden insgesamt 27.638 Verbrechen an Kindern dokumentiert – die höchste Zahl seit Beginn der Erfassung im Jahr 2005.
HIER LEBTEN KINDER 2022 AM GEFÄHRLICHSTEN:
Hintergrundinfo
Wir stützen uns bei dem Bericht 'Krieg gegen Kinder' auf Daten des Peace Research Institute Oslo (PRIO) und des Uppsala Conflict Data Program’s Georeferenced Event Dataset (UCDP GED) sowie auf eigene Analysen der Berichte des UN-Generalsekretärs zu Kindern und bewaffneten Konflikten (UN CAAC) von 2005 bis 2022.
Die drei gefährlichsten Konfliktländer für Kinder im Jahr 2022 waren die Demokratische Republik Kongo, Mali und Myanmar. Dabei war Afrika der Kontinent, auf dem 2022 in absoluten Zahlen die meisten Kinder lebten, die von einem bewaffneten Konflikt betroffen waren (183 Millionen). Es folgen Asien (145 Millionen), Amerika (69 Millionen), der Nahe Osten (63 Millionen) und Europa (9 Millionen). Im Verhältnis ist der Anteil der von Konflikten betroffenen Kinder jedoch im Nahen Osten am höchsten: Hier lebte 2022 jedes dritte Kind in einem Konfliktgebiet.
Anstieg der Zahlen in 2023 befürchtet
Duch die aktuellen Ereignisse wie die anhaltenden Kämpfe im Sudan und im Gazastreifen, müssen wir davon ausgehen, dass in diesem Jahr noch viele weitere Kinder von Konflikten und Kriegen betroffen sind. Umso prekärer, dass gleichzeitig die internationalen Gelder für humanitäre Hilfe stark zurückgefahren werden.
Verbrechen an Kindern nehmen zu
Im letzten Jahr wurden pro Tag durchschnittlich 76 Verbrechen an Kindern dokumentiert, was einem Anstieg von 13 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Die Länder, in denen die meisten dieser Verbrechen nachgewiesen wurden, waren die Demokratische Republik Kongo, die Palästinensischen Gebiete, Somalia, Syrien, die Ukraine, Afghanistan und der Jemen.
Tötung und Verstümmelung ist häufigstes Verbrechen an Kindern
Die häufigsten Verbrechen an Kindern im Jahr 2022 waren die Tötung und Verstümmelung mit 8.647 dokumentierten Fällen. Die höchsten Opferzahlen stammen aus der Ukraine – dort wurden 477 Kinder getötet und 909 Kinder verstümmelt. Dahinter folgten die Palästinensischen Gebieten mit insgesamt 1.134 getöteten und verstümmelten Kindern, die meisten davon wurden im Gazastreifen verwundet (diese Zahlen schließen den aktuellen Nahost-Krieg nicht mit ein).
Auch Rekrutierung von Kindern stieg an
Gegenüber 2021 stieg im letzten Jahr auch die Rekrutierung von Kindern und deren Einsatz durch Streitkräfte und bewaffnete Gruppen drastisch an - um 20 Prozentauf 7.610 Fälle.
Schulen und Krankenhäuser oft Angriffsziel
Auch die Zahl der dokumentierten Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser stieg stark an. Während 2021 insgesamt 1.323 Angriffe dokumentiert wurden, stiegt die Zahl der Angriffe 2022 um 74 Prozent auf 2.308.
Kinder brauchen Frieden
Wir rufen Regierungen weltweit dazu auf, Kinder in Konfliktgebieten vor schweren Verbrechen zu schützen und Verantwortliche für Kinderrechtsverletzungen zur Rechenschaft zu ziehen. Staaten und bewaffnete Akteure müssen die Regeln des humanitären Völkerrechts einhalten und dies von allen Konfliktparteien einfordern. Zudem muss die Priorität darauf liegen, gegen die zunehmende Verweigerung von humanitärer Hilfe anzukämpfen. Drei Viertel aller Fälle seit 2005, in denen Hilfe verhindert wurde, ereigneten sich allein in den vergangenen fünf Jahren.