Zehn Jahre Syrienkrieg: Millionen Kinder ohne Heimat
Seit zehn Jahren herrscht in Syrien Krieg – und das jeden einzelnen Tag. Hunderttausende haben seitdem ihr Leben verloren, Millionen Menschen mussten vor der Gewalt und Zerstörung fliehen. Viele Kinder kennen nichts anderes als ein Leben im Krieg und auf der Flucht. In einem neuen Bericht von Save the Children kommen diese Kinder zu Wort. In einem Punkt ist die große Mehrheit sich einig: Über 80 Prozent möchten nicht mehr in ihr Heimatland zurückkehren.
Ein Schicksal, das für viele Kinder in Syrien steht, ist das der 12-jährigen Nour*: Sie kommt aus Aleppo, Syrien, und wurde mit ihrer Familie während des Kriegs mehrfach vertrieben. Derzeit lebt sie in einem Camp für Geflüchtete im Nordosten Syriens. "Durch den Krieg bin ich 11 Jahre alt geworden, ohne lesen und schreiben zu können", so Nour*, nachdem sie mehrere Jahre nicht zur Schule gehen konnte. Jetzt besucht sie eine Schule, die Save the Children in ihrem Camp eingerichtet hat.
Zehn Jahre Krieg in Syrien lassen Millionen Kinder wie Nour* vertrieben, erschöpft und vollkommen entwurzelt zurück. Wie diese Kinder zehn Jahre – also oftmals ihre gesamte Kindheit – im Krieg und auf der Flucht erleben, darüber berichtet die neue Studie von Save the Children "Anywhere but Syria – Überall, nur nicht in Syrien". Dafür wurden 1.900 syrische Kinder zwischen 13 und 17 Jahren befragt, die zum Teil innerhalb Syriens vertrieben wurden oder Zuflucht in Jordanien, Libanon, der Türkei und den Niederlanden gefunden haben.
Der Großteil dieser Kinder kann sich mit dem eigenen Herkunftsland nicht mehr identifizieren. So geben über 80 Prozent der syrischen Kinder außerhalb ihres Heimatlandes an, dass sie nicht mehr dorthin zurückkehren möchten. Auch jedes dritte Kind, das innerhalb Syriens vertrieben wurde, sagte, es würde lieber in einem anderen Land leben.
Ihr größter Wunsch: Ein Ende der Gewalt in Syrien
In der Studie "Anywhere but Syria – Überall, nur nicht in Syrien" wurde erstmals untersucht, inwiefern sich das Umfeld der Kinder, sowie ihre Erfahrungen und ihr Zugang zu Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe auf ihr Sicherheitsempfinden innerhalb und außerhalb Syriens auswirkt.
Besonders besorgniserregend ist die anhaltende Diskriminierungserfahrung vieler syrischer Kinder. So gaben etwa 44 Prozent aller befragten Kinder an, in ihrer Nachbarschaft oder in der Schule bereits diskriminiert worden zu sein. Fast ebenso viele Kinder berichteten, derzeit gar keine Schule zu besuchen. Dabei nannten viele von ihnen den Schulbesuch als einen ihrer größten Wünsche. Der am häufigsten geäußerte Wunsch für ihre Zukunft war jedoch das Ende der Gewalt in Syrien.
Syrische Kinder haben das Recht auf eine Zukunft
Wir dürfen diese Kinder nicht im Stich lassen. Save the Children ist seit 2011 in Syrien und den angrenzenden Ländern im Einsatz. Seitdem konnten wir in Syrien über 3,2 Millionen Menschen unterstützen, darunter 2,1 Millionen Kinder. Doch jedes Jahr Krieg ist ein Jahr zu viel. Die Kinder Syriens fordern ein Ende der Gewalt – und sie haben ein Recht auf eine Zukunft in Sicherheit. Viele von ihnen werden die Spuren der Kriegstraumata ein Leben lang begleiten. Damit eine ganze Generation von Kindern das Erlebte verarbeiten und neue Perspektiven entwickeln kann, brauchen sie unsere Unterstützung nach zehn Jahren Krieg jetzt umso mehr.