LeseOasen-Podcastreihe startet mit Folge zu Vielfalt in Kinderbüchern
Lesen ist der Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe und Bildung. Darum ist es umso wichtiger, das Kinderbücher gesellschaftliche Vielfalt und unterschiedliche Lebensrealitäten abbilden. In unserer ersten Podcastfolge zu unserem Projekt LeseOasen spricht Projektleiter Johannes Freund mit Gabriele Koné von der Fachstelle Kinderwelten über vielfältige und vorurteilsbewusste Kinderbücher.
Kinder suchen eigene Identitäten in Kinderbüchern
Projekt LeseOasen
Das Projekt "LeseOasen – Leseförderung im Ganztag" bietet Kindern im Ganztag und Hort ein außerunterrichtliches Leseförderangebot. In lesefreundlich eingerichteten Räumen haben Kinder die Möglichkeit, spielerisch mit Büchern in Kontakt zu kommen und Freude am Lesen zu entwickeln. Ermöglicht wird das Projekt durch eine Förderung unseres Partners Postbank, die sich seit 2013 mit uns für bessere Bildungschancen von Kindern in Deutschland engagiert.
In unserem Projekt LeseOasen spielt die Auswahl von diskriminierungssensiblen und vorurteilsbewussten Kinderbüchern eine wichtige Rolle.
Doch was heißt das überhaupt, das Kinderbücher vielfältig und vorurteilsbewusst sind?
Gabriele Koné: "Das bedeutet, dass sie die tatsächlich vorhandene gesellschaftliche Vielfalt abbilden. Unsere Gesellschaft ist und war immer vielfältig. Menschen haben verschiedene Hauttöne, leben in verschiedenen Familienkonstellationen, in verschiedenen soziale Klassen. Diese Vielfalt umgibt die Kinder und es ist sehr wichtig, dass Kinder mit dieser Vielfalt auch in Kinderbüchern in Kontakt kommen. Zum anderen heißt das auch, dass Kinder sich in Büchern widergespiegelt sehen."
Einige Lebensrealitäten sind unsichtbar
Dennoch sind einige Kinder in Kinderbüchern nicht repräsentiert.
Wer fehlt eigentlich, wer ist unsichtbar in unseren Kinderbüchern?
Gabriele Koné: "Wir sehen, wieviel Kinder erschreckenderweise in sozioökonomische Armut leben; dazu gibt es auf dem deutschen Markt kaum Kinderbücher. Es gibt wenige Kinderbücher, in denen Menschen mit Behinderung vorkommen. Auch religiöse oder weltanschauliche Vielfalt ist unterbeleuchtet. Bei anderen Themen wie zum Beispiel verschiedenen Hauttönen sieht man deutlich, dass sich etwas verändert hat. Das stimmt uns von der Fachstelle Kinderwelten hoffnungsfroh, dass sich in den anderen Bereichen vielleicht auch mehr bewegt."
Gibt es ein Buch, das du besonders empfehlen kannst?
Gabriele Koné: "Das eine Buch ist immer schwierig, weil es natürlich unterschiedliche Punkte gibt. Ein Buch, was uns in unserer Arbeitsgruppe zu Kinderbüchern sehr gut gefallen hat, ist zum Beispiel das Buch Körper sind toll, wo es eine große Vielfalt von Menschen mit unterschiedlichen Körpern gibt, unterschiedlichen Körperformen, Hauttönen und verschiedenen Formen einer sichtbaren Behinderung. Außerdem das Buch Durch die ganze Nacht, mit einer beiläufigen Vielfalt. Da ist die Mutter Busfahrerin und arbeitet nachts und es tauchen viele Menschen auf, die nachts arbeiten. Das ist auch in Bezug auf Klassismus interessant, denn viele Kinderbücher sind ja sehr mittelschichtorientiert. Ein weiteres Buch ist Jokesi Club - 3 Freundinnen in Berlin. Hier wird Diskriminierung so thematisiert, dass die Kinder selbst aktiv werden, die von Diskriminierung betroffen sind.
Vielfältige Bücher brauchen vielfältige Autor*innen
Wichtig ist auch, dass Autor*innen zu Wort kommen, die weniger priviligierte Positionen in unserer Gesellschaft haben, denn nur sie können diese Innensicht transportieren. Schreibt zum Beispiel ein*e nichtbehinderte*r Autor*in über ein Kind, das mit Cochlea-Implantat lebt, ist das etwas anderes, als wenn die Person selbst Erfahrung mit einer Höhrprothese gesammelt hat.
Das ganze Gespräch mit Gabriele Koné zum Thema Vielfalt in Kinderbüchern können Sie hier anhören.
Noch bis Ende des Jahres veröffentlichen wir jeden Monat eine neue Folge. Darin gehen wir gemeinsam mit unseren Gesprächspartner*innen den Fragen nach, was Lesekompetenz überhaut ist und wie sie wirkungsvoll gefördert werden kann, was Ganztag und Horte bei der Leseförderung leisten können und wie Kinder bei der Gestaltung von LeseOasen mitwirken können.