Corona: Hilfsprogramm für Straßenjugendliche in Berlin gestartet
Save the Children und die Inklusionsgemeinschaft KARUNA bündeln ihre Expertise aus 100 Jahren humanitärer Hilfe und 30 Jahren Jugendhilfe, um obdachlose Mädchen und Jungen vor der Ansteckung mit COVID-19, vor weiterer sozialer Isolation und vor Missbrauch zu schützen.
Herzstück des Projekts ist die neu gegründete YOUTH FORCE: Ehemalige Straßenkinder bilden zusammen mit Spezialistinnen der Traumapädagogik und Sozialpädagoginnen Teams, um den Jugendlichen von der Straße durch den schweren Alltag während der Corona-Pandemie zu helfen. Darüber hinaus werden die Jugendlichen dabei unterstützt, ihre Potenziale zu erkennen, zu entfalten und einen selbstbestimmten Ausweg aus ihrer Krisensituation zu finden.
Save the Children hat eine jahrzehntelange Expertise in der Arbeit mit Straßenkindern. Weltweit setzt sich die Kinderrechtsorganisation für den Schutz von obdachlosen Mädchen und Jungen vor Missbrauch und Ausbeutung ein und gibt ihnen auch durch Bildungsprogramme eine Zukunftsperspektive. Zu den Ländern, in denen Save the Children in den vergangenen Jahren Projekte für Straßenkinder umgesetzt hat, gehören Indien, Uganda und Albanien.
Zehntausende Jugendliche in Deutschland obdachlos
In Deutschland leben laut dem Deutschen Jugendinstitut 37.000 Kinder und Jugendliche auf der Straße oder sind wohnungslos, davon 7.500 Minderjährige. Die meisten verstecken sich in Wohnungen anderer und sind so besonders gefährdet, sexuell missbraucht zu werden. In Berlin gibt es Schätzungen zufolge etwa 2.500 obdachlose Straßenkinder. Save the Children und KARUNA wollen mit ihrem gemeinsamen Projekt bis zu 1.000 gefährdete und obdachlose Jugendliche in existentieller Not erreichen.
Vielen Gefahren ausgesetzt
Gerade nachts erhöht sich für die jungen Obdachlosen die Gefahr des sexuellen Missbrauchs: So wird für das sogenannte Couch-Hopping oft eine sexuelle Gegenleistung verlangt. Die YOUTH FORCE von KARUNA und Save the Children klärt auf und versucht Gefahren der Verletzung der körperlichen und psychischen Integrität abzuwenden. Die Infrastruktur für eine schnelle Intervention bildet das weitreichende Netzwerk der KARUNA eG und ihrer Schwesterorganisation KARUNA Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not e.V. mit dem Wohnprojekt „landeinwärts“ in Lieberose, der Kooperation mit dem Vivantes Klinikum in Friedrichshain und der Anlaufstelle Drugstop.
Da sich die Kinder und Jugendlichen zumeist in der Innenstadt Berlins aufhalten, wählt die YOUTH FORCE als Ausgangspunkt ihrer Aktivitäten das ehemalige Haus der Statistik in Berlin-Mitte am Alexanderplatz und sucht die enge Kooperation mit den Stadtteilen Moabit, Wedding, Gesundbrunnen und Zentrum sowie mit den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg, Teilen von Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof- Schöneberg und Pankow, seinen Institutionen und Trägern der Jugendarbeit und des Gesundheitswesens.
Über das Projekt:
Das Projekt wird mit Mitteln aus dem Kinder-Notfallfonds von Save the Children Schweiz finanziert. Es besteht aus vier Bereichen:
- Hygiene: Verteilung von Hygiene-Kits (Rucksäcken, Hygieneartikel, Atemmasken, Wundsalbe, Desinfektionsmittel usw.)
- Beratung und Schutz: Einsatz einer KARUNA YOUTH FORCE. Ehemalige Straßenkinder und Sozialarbeiter suchen die Jugendlichen gezielt auf, leisten psychosoziale Unterstützung und praktische Hilfe im Alltag, etwa bei der Suche nach einer Unterkunft oder nach Auswegen aus der Obdachlosigkeit. Zudem gibt es eine 24-Stunden-Hotline, inklusive der webApp für Straßenkinder: www.mokli-help.de inkl. S.O.S. Notfallfunktion.
- Vernetzung: Weiterentwicklung der bereits erprobten taskforce App.Sie dient der Vernetzung der Jugendlichen untereinander sowie dem Austausch mit der Einsatzzentrale und der Weitergabe wichtiger Informationen.
- Kinderschutz: Die Stärkung des institutionellen Kinderschutzes ist einer der Schwerpunkte der Arbeit von Save the Children weltweit. Dabei geht es darum, die Achtung der Kinderrechte sowohl innerhalb der eigenen Organisation als auch bei der Zusammenarbeit mit Partnern sicherzustellen.