Blog: Diskussionsrunde zum Jemen und zum Zugang zu Bildung in Krisengebieten
Im Jemen spielt sich zurzeit die größte humanitäre Krise der Welt ab. Durch den Krieg haben derzeit Millionen jemenitische Kinder keinen Zugang zu Bildung. Aus diesem Anlass lud Save the Children am 19. Juli Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung und Zivilgesellschaft zur Diskussionsrunde „Jemen: Bildung unter Beschuss“ ein.

Die derzeitige humanitäre Krise im Jemen trifft vor allem Kinder besonders hart. Während staatliche Infrastruktur und Versorgungssysteme oftmals nur durch Unterstützung von außen und unter schwierigen Umständen aufrechterhalten werden können, spitzt sich die Lage im Land stetig zu. Es ist besonders verheerend dass vier Millionen Kinder ohne reguläre Schulausbildung auskommen müssen und Bildung regelrecht „unter Beschuss“ steht. Am 19. Juli trafen sich deshalb Vertreterinnen und Vertreter vom Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, UNICEF und anderer Organisationen bei Save the Children Deutschland, um sich zur aktuellen Lage im Jemen und der Rolle von Bildung in Krisen auszutauschen.
Bildungssystem im Jemen kurz vor Kollaps
Für Save the Children stellt der Zugang zu Bildung in Krisengebieten ein Kernthema dar. Save the Children ist mit umfassenden Programmen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Kinderschutz und Bildung die größte internationale Hilfsorganisation im Jemen. Susanna Krüger, Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland, reiste im Mai 2018 in das Land, um sich selbst ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Dort sah sie die katastrophalen Bedingungen, in denen Kinder leben müssen. Besonders schlimm sind die zunehmenden Angriffe auf und militärische Nutzung von zivilen Einrichtungen, darunter insbesondere Schulen, und der erschwerte Arbeitskontext durch die schwierige Sicherheitslage, in dem Organisationen wie Save the Children arbeiten müssen. Zudem werden seit über einem Jahr keine Lehrergehälter mehr gezahlt. In diesem Umfeld steht das jemenitische Schulwesen kurz vor dem Kollaps. Zwei wichtige Herausforderungen, die Susanna Krüger hervorhob, sind zum einen die Vernachlässigung und mangelnde Finanzierung von Bildung im Krisenkontext und zum anderen, dass Bildung die Notwendigkeit verdeutlicht, kurzfristige humanitäre Maßnahmen und langfristige Entwicklungsansätze zusammenzudenken.
Trotz der schlimmen humanitären Krise beobachten Organisationen einen enormen „Hunger nach Bildung“ bei jemenitischen Kindern – was die Wichtigkeit des Themas nochmals unterlegt.
In der Diskussion zeigte sich, dass ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Arbeit eine lange Präsenz vor Ort ist, mit der man Kenntnisse über die örtlichen Strukturen als auch Vertrauen und Anerkennung bei Partnern im Land aufbauen kann. So ist die deutsche Entwicklungszusammenarbeit seit Jahrzehnten im Jemen präsent und wurde trotz des Krieges fortgesetzt. Darüber hinaus sind eine gute Koordinierung und ein intensiver Informationsaustausch zentral, ebenso wie eine Stärkung der lokalen Managementstrukturen von Projekten. Gleichzeitig betonten Teilnehmer, dass globale Initiativen zur besseren Finanzierung von Bildung in Krisen wie der „Education Cannot Wait“ Fonds der Vereinten Nationen und die „Global Partnership for Education“ politisch und finanziell – auch von der Bundesregierung – weiter gestärkt werden müssen.
Enger Austausch und langfristige Zusammenarbeit wichtig
Mit Blick auf die Zukunft wünschten sich alle Beteiligten einen engen Austausch zu dem Thema und eine intensive Vernetzung zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Partnern in Deutschland und im Jemen, um so gemeinsam den Zugang von Bildung für Kinder in Krisen – im Jemen und anderswo – zu verbessern.
Zum Autor: Marvin Tarek Große ist Advocacy Manager für die Themen Humanitäre Hilfe und Krisen bei Save the Children Deutschland und war Organisator der Diskussionsrunde: „Jemen: Bildung unter Beschuss“.