Weltfrauentag: Zwei Cousinen kämpfen gegen Frühverheiratung in Sierra Leone
Frühverheiratungen sind im westafrikanischen Sierra Leone weit verbreitet. Die Cousinen Kuji* und Kpemeh*, die selbst der Zwangsverheiratung entkamen, wollen das nicht hinnehmen und kämpfen gemeinsam mit Save the Children für ein gesetzliches Verbot im ganzen Land.
Der internationale Frauentag macht auf die Errungenschaften und weiterhin bestehenden Herausforderungen von Frauen weltweit aufmerksam. Vor Herausforderungen stehen auch viele Mädchen in Sierra Leone im Westen Afrikas: Etwa ein Drittel der Mädchen werden nach Angaben des Gesundheitsministeriums vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet, ebenso viele bekommen ein Kind, bevor sie 19 Jahre alt sind. Sierra Leone gehört zu den Ländern mit den meisten Frühverheiratungen weltweit und hat eine der höchsten Sterblichkeitsraten, gerade bei jungen Müttern. Auf 100.000 Lebendgeburten kommen 443 Frauen, die sterben.
Frühverheiratung: Zwei mutige Mädchen wehren sich
Auch Kpemeh* sollte frühverheiratet werden - sie war erst zwölf Jahre alt, als ein Mann Interesse an einer Heirat mit ihr bekundete. Ihre Eltern stimmten aus Geldnot zu. Aber Kpemeh* war strikt dagegen und nicht bereit, ihre Schulausbildung und damit ihre Zukunft aufzugeben. Sie wehrte sich drei Jahre lang, bis ihre Eltern die Zahlung des Schulgeldes einstellten und sie die Schule abbrechen musste. Als Kuji*, die sich mit Save the Children gegen Frühverheiratung engagiert, davon erfuhr, ermutigte sie ihre Cousine, für ihre Rechte und ihre Bildung einzutreten. Kuji* meldete den Fall auch dem Dorfvorsteher, der Kpemehs* Eltern eine Geldstrafe auferlegte und die Heirat verhinderte.
Erfolgreiche Botschafterinnen für Kinderrechte
Kpemeh* und Kuji* wurden zu Save the Children-Botschafterinnen ausgebildet, um sich zusammen mit anderen Aktivist*innen gegen die Frühverheiratung und für Kinderrechte stark zu machen. Ohne die Familien zu verurteilen, leisten sie in den Dörfern Überzeugungsarbeit. Sie berichten von den Nachteilen früher Schwangerschaften für die Gesundheit der Mädchen sowie die langfristigen wirtschaftlichen Folgen, wenn diese keine Ausbildung haben. Und das mit Erfolg: Im vergangenen Jahr beschlossen die Verantwortlichen im Bezirk Kailahun im Osten Sierra Leones einstimmig, Frühverheiratung unter Strafe zu stellen. Save the Children richtete eine gebührenfreie Hotline ein, unter der Verdachtsfälle gemeldet werden können.
Historisches Gesetz gegen Frühverheiratung geplant
Nach dem Vorbild von Kailahun wurde inzwischen ein historischer Gesetzesentwurf ins Parlament von Sierra Leone eingebracht. Er sieht vor, Frühverheiratung sowie die Beihilfe dazu unter Strafe zu stellen. Save the Children fordert, dass das Gesetz zum Wohle der Mädchen verabschiedet wird. Save the Children ist seit 1999 in Sierra Leone tätig und konzentrierte sich zunächst auf die Familienzusammenführung während des Krieges. Heute arbeitet die Organisation vor allem in den Bereichen Kinderrechte und Kinderschutz sowie Bildung und Gesundheit.
Auch die Klimakrise erhöht das Risiko für Frühverheiratungen. Hier mehr dazu lesen:
*Namen zum Schutz geändert