Sozialer Projekttag in Jordanien – Jugendliche von Schüler Helfen Leben vor Ort
Die Freiwillige Anna-Lena (19) und die Schüler Janny (18) und Rajiv (20) engagieren sich bei Schüler Helfen Leben (SHL). Gemeinsam mit Mitarbeiterinnen der Stiftung und Save the Children Deutschland reisten sie im Juni in den Norden Jordaniens. Dort wollten sie sich unter anderem im Flüchtlingslager Za’atari nahe der syrischen Grenze von der Situation Gleichaltriger, die unfreiwillig zu Opfern des Bürgerkrieges in Syrien geworden sind, ein eigenes Bild machen. Nach der siebentägigen Reise zieht Anna-Lena im Interview ein Fazit.

Beschreibe die Reise in drei Worten!
Horizonterweiternd. Bedrückend. Orientalisch.
Ziel der Reise war es nicht nur, die Projekte kennenzulernen, die SHL und Save the Children vor Ort durchführen, sondern auch Jordanien selbst. Welche Eindrücke hast du gesammelt?
Wenn man sich im Juni in Amman, der Hauptstadt Jordaniens umsieht, glaubt man kaum, dass die Straßen jemals von Schnee bedeckt sein könnten. Bei strahlend blauem Himmel läuft man durch kurvige Gassen und über steile Treppen. In orientalisch angehauchten Cafés genießt man bei Hummus und Fallafel den Ausblick auf die Stadt, die sich in den Farben weiß und beige über sieben Hügel erstreckt. Wenn man die Sprachbarrieren beim Taxifahren überwindet, kommt man leicht von A nach B, etwa in die Rainbow Street, wo jeden Freitag ein orientalischer Markt stattfindet.
Wie ist die Situation für Kinder und Jugendliche vor Ort?
Der Mitarbeiter einer jordanischen NGO erzählte uns, dass viele junge Menschen Jordanien verlassen möchten, um etwa in Saudi Arabien oder in einem europäischen Land zu leben und zu studieren. Ein Grund dafür ist die schlechte wirtschaftliche Lage.
Besonders kritisch ist die Situation junger Flüchtlinge aus Syrien, die in einem der Flüchtlingscamps im Norden des Landes leben oder in sogenannten Host Communities in und um Amman. Das Leben als Flüchtling stiehlt ihnen die Kindheit und das Recht auf kindgerechte Bildung und ein unbeschwertes Aufwachsen. Sie werden zu kleinen Erwachsenen, die schon früh Verantwortung für ihre Familie übernehmen und mit Traumata aus dem Krieg in der Heimat zurechtkommen müssen.
Was war dein eindrücklichstes Erlebnis?
Einige der Flüchtlinge entscheiden sich für ein unabhängiges Leben in informellen Siedlungen, da sie sich in den Camps isoliert und eingeengt fühlen. Von dort werden sie von der Polizei vertrieben oder doch zurück in die Camps gebracht. In Ungewissheit, ob sie bleiben können oder nicht, arbeiten sie hart auf umliegenden Feldern, um sich über Wasser zu halten. Die Kinder gehen in provisorisch hergerichteten Zelten zur Schule, die in der prallen Sonne stehen. Dort haben wir eine Unterrichtsstunde miterlebt, die unser Kooperationspartner Save the Children ermöglicht, und waren beeindruckt, mit wie viel Elan die Kids trotz der Hitze und Unruhe im Zelt dabei waren, das arabische Alphabet zu lernen. Im Gespräch mit den Kids merkt man, wie schüchtern sie sind und beim Blick in ihre Gesichter, wie sie unter dem Leben als Flüchtling leiden. Trotzdem haben sie eine Vision für ihre Zukunft und möchten zum Beispiel Arzt oder Ingenieur werden.
Was überzeugt dich vom Save the Children-Projekt „Kindergärten im Flüchtlingscamp“, das SHL mit den Spenden des Sozialen Tages 2014 finanziert hat und das du am Anfang der Woche besucht hast?
Wenn man die Kindergärten „Little Hands“, „Sunshine“ und „Rainbow“ im Camp Za’atari betritt, ändert sich die Atmosphäre schlagartig und man vergisst in den bunt gestalteten Räumen und Außenflächen fast, dass man sich gerade im zweit größten Flüchtlingslager der Welt befindet. Die Kinder wirken entspannt und können für ein paar Stunden am Tag die Kindheit erleben, die ihnen eigentlich zusteht. Klasse ist auch, dass jeweils jordanische und syrische Freiwillige gemeinsam eine Kindergartengruppe betreuen. Diese zu finden, sei nicht schwer. „Wenn man einen sucht, findet man zehn, die qualifiziert und motiviert sind!“, berichtete uns der Manager des Za’atari-Camps.