Entwicklungszusammenarbeit: Was drohende Kürzungen bedeuten
Die Verhandlungen zum Bundeshaushalt sind dieses Jahr besonders intensiv, denn viele Ministerien müssen Kürzungen ihrer Etats in Kauf nehmen. So auch das Ministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit. Wir erklären, welche fatalen Folgen diese Kürzungen gerade für Kinder und ihre Familien haben könnten und beantworten die häufigsten Fragen zum Thema Entwicklungszusammenarbeit.
1. Warum brauchen wir Entwicklungszusammenarbeit?
Aktion: #Luftnachoben
Mit der Aktion #Luftnachoben kritisiert Save the Children gemeinsam mit weiteren Nichtregierungsorganisationen die geplanten Kürzungen der Bundesregierung für Entwicklungszusammenarbeit. Sie fordern eine strategische und langfristige Politik zur Stärkung des humanitären Systems und der globalen nachhaltigen Entwicklung.
Die Weltgemeinschaft steht vor komplexen globalen Herausforderungen. Neben Armutsbekämpfung, Ernährungsunsicherheit und dem Einsatz gegen Ungleichheit stehen die Bekämpfung des Klimawandels, die Eindämmung globaler Gesundheitsgefahren und die Bewältigung von Krisen und Konflikten. Entwicklungszusammenarbeit ist ein wichtiges Instrument, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Sie trägt mitunter dazu bei, Bildungs- und Gesundheitssysteme auszubauen und zu stärken, Infrastrukturprojekte zu fördern und durch die Stärkung von Landwirtschaft und nachhaltigem Wachstum die Lebensqualität vieler Menschen zu verbessern. Außerdem unterstützt Entwicklungszusammenarbeit dabei, die Auswirkungen von Krisen zu mildern, Notlagen zu lindern und die Resilienz von Gemeinschaften zu stärken. Dabei geht es insbesondere darum, die Lebensbedingungen und den Wohlstand der Menschen zu verbessern, Armut zu reduzieren und wirtschaftliche Chancen zu schaffen.
Bedarfe nach Coronakrise höher denn je
Besonders während der Coronakrise haben sich Entwicklungsbedarfe weltweit stark erhöht. Darauf muss reagiert und der Einsatz in der Entwicklungszusammenarbeit intensiviert werden. Nur durch eine stärkere und nachhaltigere Finanzierung der Entwicklungsprogramme, können diese effektiv weiterlaufen und den weltweit steigenden Herausforderungen und Bedarfen gerecht werden.
2. Wie nachhaltig ist Entwicklungszusammenarbeit?
2015 hat sich die globale Gemeinschaft mit den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung ein großes Vorhaben gesetzt. Bis zum Jahr 2030 sollte die weltweite Bekämpfung von Armut, Hunger, Krankheit und Not signifikant verbessert werden. Seitdem wurden u.a. diese Erfolge erzielt:
- Rückgang der Kindersterblichkeitsraten
- Fortschritte bei der Bekämpfung von Krankheiten wie HIV und Hepatitis
- Verbesserter Zugang zu Elektrizität in Ländern des globalen Südens
- Vermehrte Nutzung erneuerbarer Energien
Trotz allem hat sich die Erreichung der Ziele unter anderem durch die COVID-19 Pandemie, den Ukraine-Krieg und klimabedingte Katastrophen weiter verlangsamt. Angesichts der aktuellen Trends, werden im Jahr 2030 immer noch:
- 575 Millionen Menschen (fast 7% der Weltbevölkerung) in extremer Armut leben.
- Die Zahl der Menschen, die mit Hunger und Ernährungsunsicherheit konfrontiert sind, steigt seit 2015 stetig an. Laut der Prognosen werden bis 2030 immer noch rund 670 Millionen Menschen von Hunger betroffen sein. Das sind etwa 8% der Weltbevölkerung.
Um den Hunger bis 2030 zu beseitigen, müssen Ernährungssysteme umgestaltet und in nachhaltige landwirtschaftliche Verfahren investiert werden. Wasserknappheit ist in vielen Teilen der Welt ein wachsendes Problem, das durch Konflikte und den Klimawandel noch weiter verschärft wird.
3. Warum finanziert Deutschland Entwicklungszusammenarbeit?
Als wohlhabendes Land hat Deutschland eine humanitäre Verantwortung, Menschen in Not zu helfen. Es ist eine ethische Verpflichtung, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern, die in Armut leben, keinen Zugang zu Bildung oder Gesundheitsversorgung haben oder von Konflikten und Krisen betroffen sind.
4. Kommt das Geld da an, wo es gebraucht wird?
Instabile Situationen in Krisengebieten, Konflikte und Korruption sind große Herausforderungen für die Umsetzung von Entwicklungsprogrammen. Um sicherzustellen, dass das Geld dort ankommt, wo es gebraucht wird und Projekte wirklich durchgeführt werden, muss mit den Problematiken offen umgegangen werden. Dies geschieht durch verstärkte Bemühungen zur Korruptionsbekämpfung und die enge Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. Gerade durch den Aufbau von Partnerschaften und die Stärkung der lokalen Infrastruktur kann sichergestellt werden, dass die Unterstützungsleistungen den Bedürfnissen der lokalen Gemeinschaften entsprechen.
Die Entwicklungszusammenarbeit unterliegt der Transparenz und Rechenschaftspflicht. Die Verteilung der Gelder und Umsetzung der Maßnahmen muss jederzeit zurückzuverfolgen und nachvollziehbar sein. Es werden Mechanismen zur Projektüberwachung eingesetzt, um sicherzustellen, dass die Entwicklungsprogramme effektiv eingesetzt werden. Auch die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung in Entscheidungs- und Evaluierungsprozesse und die regelmäßige Berichterstattung über Fortschritte und Ergebnisse tragen zur Rechenschaftspflicht bei.
Entwicklungszusammenarbeit muss sich außerdem stetig flexibel an sich verändernde Bedingungen anpassen. Dies erfordert eine kontinuierliche Überprüfung und Anpassung von Programmen und Strategien, um den aktuellen Bedürfnissen der einzelnen Kontexte zu entsprechen.
5. Wie kann Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe stattfinden?
Entwicklungszusammenarbeit hat einen wichtigen Wandel vollzogen. Lokale Akteure und Gemeinschaften werden mehr in Entwicklungsprozesse mit einbezogen und sind aktiv in die Planung und Umsetzung von Programmen involviert. Nur so können lokale Lösungen für lokale Probleme gefunden werden, die den kulturellen, sozialen und politischen Gegebenheiten entsprechen.